Binzen Zivile Opfer nicht vergessen

Weiler Zeitung
Die Künstlerin Tanja Bürgelin-Arslan soll die ergänzende Gedenktafel für den Binzener Friedhof gestalten. Foto: Saskia Scherer Foto: Weiler Zeitung

Gemeinderat: Gedenktafel für Bertha Metzel und Max Brombacher geplant

In Binzen soll das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkriegs weiter gefasst werden. Stellvertretend für alle Opfer von Krieg, Terror und Gewalt soll eine Tafel an zwei gebürtige Binzener erinnern, die durch die nationalsozialistische Diktatur ihr Leben verloren haben. Der Gemeinderat folgte damit einstimmig einem Vorschlag des Historikers Hubert Bernnat.

Von Alexandra Günzschel

Binzen. Bernnat hatte zum Ortsjubiläum in diesem Jahr die Binzener Ortsgeschichte neu verfasst. Dabei stieß er auch auf die Schicksale von Bertha Metzel und Max Brombacher, die das Dritte Reich nicht überlebt haben.

Bernnat unterstreicht in seinem Schreiben an den Gemeinderat die Notwendigkeit, auch ziviler Opfer auf lokaler Ebene zu gedenken. „Die Nationalsozialisten sprachen ganzen Menschengruppen das Recht auf Leben ab.“ Dazu habe Bertha Metzel aus Binzen gehört, die als psychisch Schwerkranke im Rahmen des Euthanasie-Programms 1940 ermordet wurde, führt er aus. „Der Binzener Maler und Landwirt Max Brombacher hat sich selbst das Leben genommen, weil er nicht an der Erschießung von französischen Kriegsgefangenen teilnehmen wollte“, so der Historiker weiter. Beide seinen auf unterschiedliche Weise Opfer des nationalsozialistischen verbrecherischen Systems geworden.

Vorschlag für die Inschrift auf der Tafel

Auch einen Vorschlag für die Inschrift der Gedenktafel hat Bernnat dem Gemeinderat unterbreitet: „Bertha Metzel, 1871 Binzen – 1940 Grafen-eck, wurde wie tausende andere ermordet, da ihr Leben als Behinderte nicht als lebenswert galt.

Max Brombacher, 1901 Binzen – 1942 Abholming, nahm sich das Leben, um nicht an der Erschießung von Kriegsgefangenen teilnehmen zu müssen.

Die Gemeinde Binzen trauert um sie. Diese Schicksale stehen stellvertretend für alle Opfer von Krieg, Terror und Gewalt.“

Der Gemeinderat hat nun beschlossen, die Künstlerin Tanja Bürgelin-Arslan damit zu beauftragen, bis Ende März einen Entwurf für eine solche Tafel zu erstellen. Die Tafel soll die Gedenkstätte für die Opfer beider Weltkriege am Westeingang des Friedhofs ergänzen.

Dort befindet sich seit 2011 auch eine Metallplatte mit den eingravierten Namen aller 42 Binzener Toten des Markdorf-Zugunglücks, das sich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs ereignet hatte. Auch diese Platte wurde von Bürgelin-Arslan aus Eimeldingen gestaltet.

Bereits 1958 wurde das Ehrenmal für die toten und vermissten Soldaten des Ersten Weltkriegs von seinem ursprünglichen Standort an der Ecke Rümminger Straße / Lörracher Straße auf den Friedhof versetzt. Zwei Steintafeln für die Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkriegs wurden daneben platziert. Auf einer weiteren älteren Steintafel sind auch schon die Opfer des Markdorf-Unglücks aufgeführt. Allerdings sind die Namen auf diesen Tafeln nur noch schwer lesbar.

Gemeinderätin Ina Koska lobte das Vorhaben ausdrücklich, als wichtigen Impuls, Geschichte anders zu betrachten und auch die anderen Opfer zu sehen.

Gemeinderat Frank Krumm regte an, im Zuge der Ergänzung die gesamte Gedenkstätte noch einmal näher in Augenschein zu nehmen und gegebenenfalls Verbesserungen vorzunehmen. Dabei dachte er auch an die nicht mehr gut leserlichen Namen.

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