Obwohl es nachts vielerorts stockdunkel war, blieben nennenswerte Zwischenfälle aus. Es sei zum Beispiel nicht zu den befürchteten Überfällen und Plünderungen gekommen, berichteten RTVE und andere Medien in einer ersten Bilanz.
Krisensitzungen in Madrid und Lissabon
Was genau den Kollaps auslöste, ist noch Gegenstand von Untersuchungen. Red Eléctrica machte die abrupte Unterbrechung der Stromverbindung mit Frankreich für den Zusammenbruch verantwortlich. Warum es zu dieser Entkopplung kam, blieb allerdings auch am Dienstag vorerst offen. Die Regierungen in Madrid und Lissabon beriefen am Tag danach Krisensitzungen ein. In Spanien wurde das Treffen von König Felipe VI. geleitet.
Anschließend sagte Sánchez: "Das darf nie wieder passieren!" Der Regierungschef kündigte an, er werde die privaten Versorger zur Rechenschaft ziehen und eine Verbesserung des Versorgungssystems einleiten.
Der Sprecher der Volkspartei (Partido Popular/PP) im Parlament, Miguel Tellado, sagte im RTVE-Interview, es sei "zutiefst bedauerlich", dass Sánchez auch nach drei öffentlichen Auftritten "immer noch keine Erklärung für das Geschehen" abgegeben und niemand Verantwortung übernommen habe. Die Regierung müsse nach mehr als 24 Stunden endlich Erklärungen liefern und die Verantwortung übernehmen. Tellado zeigte sich zudem besorgt darüber, dass die Regierung "keine Ahnung" habe, was den Stromausfall verursacht habe.
Auch Deutschland soll Konsequenzen ziehen, fordert Faeser
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) forderte in Deutschland mehr Schutz für kritische Infrastruktur. "Die Stromausfälle in Spanien und Portugal hatten ein Ausmaß, wie wir es in Europa wahrscheinlich noch nicht erlebt haben", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
"Es war wie in der Sauna"
Am Montag war das öffentliche Leben in Spanien und Portugal bis in die Nacht hinein nahezu zum Erliegen gekommen: Menschen steckten in Aufzügen, U-Bahnen und Zügen fest - wie der junge Filmemacher Polo Menarquez, der auf dem Weg von Madrid nach Barcelona mit circa 500 Fahrgästen zehn Stunden im stehenden Hochgeschwindigkeitszug ausharren musste, bevor die Feuerwehr alle Passagiere sicher ins Freie führte. "Ich war verblüfft, wie ruhig alle geblieben sind. Am Ende waren aber die stickige Luft und die Hitze unerträglich. Es war wie in der Sauna", sagte er dem Sender RTVE.
Auch ein bekannter Deutscher blieb nicht verschont
Der massive Blackout, bei dem laut Behörden plötzlich für fünf Sekunden 15 Gigawatt Stromerzeugung (60 Prozent des Konsums) aus dem Netz verschwanden, traf nach offiziellen Angaben nur das Festland, nicht aber zum Beispiel die Kanaren und Balearen. Nach regionalen Medienberichten hatten viele Menschen auf Mallorca zwar kurzzeitig Handyprobleme, das sei aber wohl eine Folge der Schwierigkeiten der spanischen Anbieter gewesen, hieß es.
Der Sport blieb nicht verschont: Beim Masters-Turnier in Madrid wurde der Spielbetrieb unterbrochen - betroffen war unter anderem das Match des deutschen Tennis-Profis Alexander Zverev. Am Dienstag wurde das Turnier fortgesetzt. Das Chaos ist vorbei, die Verunsicherung bleibt aber. "Die Funkstille mit Unterrichtsausfall war wunderbar, aber jetzt, wo der Groschen fällt, wird mir Angst und Bange", sagte die 23-jährige Architekturstudentin Sofía der Deutschen Presse-Agentur.