Wenig überraschend schlugen die Beschuldigten am Tag danach zurück: Die "Daily Mail" sprach von einem "Kriegsbeil" und kommentierte, das Paar habe "den Krieg der Royals" neu entzündet. Mit ihren Aussagen über den Staatenbund Commonwealth, der in der Sendung als britisches "Empire 2.0" kritisiert wurde, hätten sie das Vermächtnis von Harrys Großmutter Königin Elizabeth II. zutiefst beleidigt, zitierte der "Telegraph" einen Insider.
Auch neutrale Beobachter sind sicher, dass die Tür für das Paar, das mit den Kindern Archie (3) und Lilibet (1) in Kalifornien lebt, nun zu ist. "Die Doku macht es wahrscheinlicher, dass er nicht mehr zurückkommt", sagte der Verfassungsrechtler und Monarchie-Beobachter Craig Prescott von der walisischen Universität Bangor der Deutschen Presse-Agentur. Kommenden Donnerstag erscheinen drei weitere Folgen - dann, so sind Beobachter sicher, wird es noch persönlicher. "Nächste Woche wird es giftig", sagte ein Insider der Zeitung "Daily Mail".
Harrys Autobiografie erscheint im Januar
Vor allem Harrys älterer Bruder Prinz William soll "stocksauer" sein. Dem Thronfolger stößt laut "Mirror" vor allem übel auf, dass Netflix Szenen aus dem berühmten BBC-Interview seiner Mutter Diana genutzt habe, in dem sie 1995 von der Affäre ihres Ex-Mannes Charles, des heutigen Königs, erzählt hatte. William sei davon ausgegangen, dass die Ausschnitte nie wieder gezeigt würden und dass er mit seinem Bruder darin übereinstimme. Nun fühle er sich betrogen.
Zudem sollen William und seine Ehefrau, Prinzessin Kate, Aussagen von Harry als "besonders schmerzhaft" empfunden haben, der nahelegte, dass die Männer der Familie nicht aus Liebe heirateten. Kritiker wiesen auch darauf hin, dass Meghan sich über die Queen lustig gemacht habe, als sie Scherze über ihr erstes Treffen mit Harrys Großmutter machte und einen übertriebenen Knicks nachahmte. Dass Harrys Autobiografie am 10. Januar erscheint, deren Titel "Reserve" bereits die Stoßrichtung nahelegt, dürfte das royale Weihnachtsfest weiter belasten.
Doch nicht alle machen Harry als Schuldigen aus. "Wenn sich der Buckingham-Palast in den Schmutz begibt, sieht er nie gut aus", kommentierte der Royal-Experte Peter Hunt mit Blick auf die vielen Insider-Zitate. Die Queen habe Affären stets ausgesessen: "Man kann erkennen, warum Charles' Mutter oft würdevolles Schweigen bevorzugt hat."
Für die Royals könne die Rassismus-Debatte, die mit Meghans und Harrys Doku weiter schwelen dürfte, durchaus eine Chance bedeuten, meint Experte Prescott. Es sei deutlich, dass sich der Palast weiterentwickeln und ein immer diverseres Vereinigtes Königreich besser repräsentieren müsse. "Vielleicht ist das eine Gelegenheit, die Probleme anzugehen, die Harry und Meghan ansprechen."