Bürchau Alte Mühle mit ungewisser Zukunft

Gerald Nill
Die alte Mühle von Bürchau steht als Blickfang am Ortseingang. Nur ein Maklerschild deutet darauf hin, dass sie seit Jahren leer steht. Foto: Gerald Nill

Die ehemalige Mühle ist eines der ältesten Häuser in Bürchau. Derzeit steht das stattliche historische Anwesen an der Belchenwiese leer und steht zum Verkauf – ernsthafte Interessenten gibt es derzeit jedoch keine. Unsere Zeitung durfte einen Blick hinein werfen.

Wer durch das Kleine Wiesental Richtung Belchen fährt, erlebt spätestens am Ortseingang von Bürchau einen ersten optischen Aha-Moment, wenn das sich rastlos drehende Wasserrad ins Blickfeld tritt. Gleich hinter dem Wahrzeichen des Kleinen Wiesentals steht die alte Bürchauer Mühle.

Seit längerem unbewohnt

Schon die Jahreszahl 1695, kunstvoll mit einem Bild auf die Fassade gemalt, macht neugierig. Nur ein kleines Maklerschild deutet darauf hin, dass das Objekt aktuell zum Verkauf steht und seit längerem unbewohnt ist. Die letzten Bewohner starben vor einigen Jahren: Fritz Bollschweiler im Jahr 2018, seine Ehefrau zwei Jahre darauf. Die Nachfahren Kurt Bollschweiler und Elke Kummerer beabsichtigen nicht, in die alte Mühle einzuziehen und versuchen das Objekt seit eineinhalb Jahren zu verkaufen – bislang allerdings erfolglos. Damit steht die Zukunft des historischen Gemäuers in den Sternen.

Die Geschichte der alten Mühle reicht sogar bis ins Jahr 1652 zurück. Dass eines der ältesten Häuser aus Bürchau aus Bruchstein und nicht aus Holz errichtet wurde, deutet auf einen gewissen Wohlstand der Erbauer hin. Eine Ahnentafel der Müller von Bürchau nennt elf Generationen und vier Familiennamen: Eiche, Lenz, Asal und Bollschweiler. Theodor Bollschweiler, der Großvater des Erben, führte die Mühle bis zum zweiten Weltkrieg. Dessen Sohn Fritz befand die Mühle, die vom Wasser der Belchenwiese angetrieben wurde, als nicht mehr rentabel und riss das komplette Mühlwerk mit Wasserrad, Mahlsteinen und Transmissionen aus dem Gebäude.

Platz für den Tourismus

Ein weiterer Umbruch geschah in den 1970er-Jahren, als Fritz Bollschweiler die Landwirtschaft aufgab und die einsetzende Maschinisierung nicht mitmachte. Nur der enttäuschten Großmutter wurden noch ein paar Stallhasen zugestanden. Damit wurde Platz geschaffen für den aufkommenden Schwarzwald-Tourismus, der das Golddorf Bürchau zu dieser Zeit voll erfasste. Praktisch jedes Haus in Bürchau nahm Feriengäste auf. „Wir hatten im Sommer bis zu sieben Gäste, die sich die Zimmer und auch das einzige WC im Haus mit der Familie teilten“, erklärt Kurt Bollschweiler beim Rundgang.

1985 wurde dann von Fritz Bollschweiler das schöne Wasserrad in unmittelbarer Nähe aufgebaut, das der Hollbach speist. Dem Vater habe es nachträglich leid getan, dass er die historische Mühle restlos herausgerissen hatte. Vor zwölf Jahren wurde das Wahrzeichen des Kleinen Wiesentals an die Gemeinde übergeben.

Heute herrscht gespenstische Ruhe in dem geräumigen Anwesen. Etwa 300 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich auf zwei Etagen, die noch immer den Charme der 1970er-Jahre verbreiten. Unverfälscht und schwarzwaldtypisch sind der Holzfeuerherd in der Küche, der Backofen mit separater Befeuerung und die „Chunscht“ mit dem Kachelofen in der guten Stube. Dort zeugen Familienfotos auf einer Kommode von glücklichen Zeiten. In einem Gästezimmer steht noch die Drehorgel des letzten Besitzers der Bürchauer Mühle. Frisch erneuert ist einzig das Dach, unter dem ein nicht ausgebauter Dachboden weiteren Raum bietet. Ideal wäre die alte Mühle Bürchau demnach für eine Wohngemeinschaft. „Meine Schwester wünscht sich ein Eventhaus“, berichtet Kurt Bollschweiler. „Eventuell ein Café oder eine Pension.“

In der Bürchauer Mühle ist auch eine Drehorgel mit Melodien aus der Kaiserzeit zu finden. Foto: Gerald Nill

Ungünstige Zeit für Verkauf

Wie es aber weitergeht, ist derzeit noch ein großes Fragezeichen. Zehn Interessenten habe der Makler inzwischen durchs Haus geführt – bislang interessierte sich jedoch niemand ernsthaft für die alte Mühle. Die Zeiten für Immobilienverkäufe seien derzeit ungünstig, habe der Makler bestätigt.

Dass im näheren und weiteren Umfeld der alten Mühle weitere Objekte bereits aktuell oder in Kürze zum Verkauf anstehen, weil die betagten Bewohner sterben, erleichtert die Sache vermutlich nicht – laut Bollschweiler könnte das auf 15 bis 20 Häuser in Bürchau zutreffen. Wenn es ganz dumm läuft, drohen demnächst womöglich noch weitere leer stehende alte Gebäude im oberen Kleinen Wiesental.

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