Corona-Pandemie Warten auf die Impfung

Beatrice Ehrlich

Großer Andrang bei Pop-Up-Impfaktion im Rathaus Lörrach. Nächster Termin am 11. Dezember.

Lörrach - Es ist beißend kalt am Samstagmorgen, das Thermometer zeigt drei Grad. Eingepackt in dicke Winterjacken stehen Hunderte Impfwillige in einer langen Warteschlange. Sie reicht vom Rathauseingang am „Lö“ entlang bis zur Bonifatiuskirche und von dort aus weiter bis zum Finanzamt.

Seit Viertel vor Acht steht Kevin Grautefestert aus Schopfheim schon an, um 10.30 Uhr öffnet sich schließlich die Tür des Rathauses. Schon lange hat der 29-jährige Maschinen- und Anlageneinrichter überlegt, sich impfen zu lassen.

Fünfjährige Tochter überzeugt ihren Papa

Den letzten Stups hat ihm seine fünfjährige Tochter gegeben. Beim gemeinsamen Fernsehen waren Corona-Patienten auf der Intensivstation zu sehen. „Papa, was machen wir, wenn Dir so was passiert?“, habe die Tochter gefragt. Auf diese Frage habe er keine Antwort gewusst. So fiel der Entschluss zur Impfung, zu der er außerdem noch seine Brüder Pascal (30) und Christoph (22) mitgebracht hat. Später zeigen die drei Brüder stolz ihre Impfpässe im zum Beobachtungsraum umfunktionierten Ratssaal im ersten Stock.

Dass es einen großen Andrang geben wird, habe man schon erwartet, bestätigt Ute Hammler, die die Impfaktion federführend organisiert. Schließlich habe sich das Thema in der letzten Woche zugespitzt. Rund 20 Mitarbeiter der Stadtverwaltung seien heute freiwillig im Einsatz, lobt sie: Vom Gemeindevollzugsdienst, der alte und gebrechliche Menschen an der Warteschlange vorbei ins Rathaus lotst, über die IT bis zum Hausmeister. Die Zusammenarbeit mit dem Impfteam und den Freiwilligen vom DRK-Ortsverband funktioniere hervorragend.

Hoher Aufwand für Kommune

Vor Ort im Rathaus ist auch Oberbürgermeister Jörg Lutz: „Wir freuen uns über jeden, der kommt“, betont er. Lutz benennt aber auch kritisch den hohen Aufwand, den eine solche Impfaktion für eine Kommune bedeutet. Er setzt sich ein für einen festen Ort im Landkreis, wo man künftig wieder Impftermine buchen kann.

Draußen unter den Wartenden ist die Stimmung noch gut. Eine Mitarbeiterin des Rathauses verteilt Pappbecher mit heißem Tee, die die Wartenden gern entgegennehmen, kurz zuvor gab es Schokoladentafeln von Hieber.

„Der Tee und die gute Gesellschaft machen einem das Warten leicht“, freut sich eine Frau, die mit ihren neuen Bekannten aus der Warteschlange jetzt sozusagen Brüderschaft trinkt.

Mit ihrer guten Laune stecken Chef und Belegschaft eines Reinigungsunternehmens aus Grenzach-Wyhlen die Umstehenden an. Eine kleine Umfrage zeigt, dass die Impfwilligen aus dem ganzen Landkreis kommen: aus Maulburg, Schopfheim, Steinen, Rümmingen, Wehr und Weil am Rhein.

Die meisten stehen für die Drittimpfung an, viele auch für eine zweite Impfung nach der ersten mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson. Weitaus weniger kommen zur ersten Impfung, darunter vor allem Jugendliche und junge Berufstätige. Neben den zunehmenden Einschränkungen nennen manche auch fehlende Zeit als Grund, warum sie sich bisher nicht haben impfen lassen.

Viele holen sich ihren „Booster“ ab

Einen weiten Weg auf sich genommen haben zwei Medizinstudenten aus Freiburg. Sie haben sich heute hier ihren „Booster“ geholt, denn ihre zweite Impfung liegt schon fast elf Monate zurück.

Dass nicht alle Impfwilligen zum Zug kommen würden, zeichnete sich wohl schon früh ab. Um 13 Uhr rief die Stadt Lörrach über Facebook dazu auf, nicht mehr zur Impfaktion zu kommen. Die vorhandenen Impfdosen seien bereits ausgeschöpft, hieß es dort. Die vier Ärzte des Impfteams aus Freiburg impften indes ohne Pause bis 17.30 Uhr. Wer dann noch nicht geimpft war, musste unverrichteter Dinge nach Hause gehen.

Die vielen Impfwilligen hätten ihre Erwartungen übertroffen, erklärte Ute Hammler am Abend. Bis 17.30 Uhr sei das Freiburger Impfteam im Einsatz gewesen und dann völlig erschöpft abgereist. Trotz der langen Wartezeiten hätten sich viele für das Angebot bedankt. Am Nachmittag habe man dann aber zunehmend auch mit Personen zu tun gehabt, die sich beschwerten über schlechte Organisation und lange Wartezeiten.

Kritik, die sie insbesondere bei Erstgeimpften nicht versteht: „Es hat ja lange Zeit genug Möglichkeiten gegeben, sich impfen zu lassen.“ Hammler wirbt um Verständnis, dass man Impfwillige habe abweisen müssen. Mit dem Impfteam sei vereinbart gewesen, beim „Boostern“ die sechs Monate Abstand zur Zweitimpfung strikt einzuhalten. Der Ordnungsdienst habe alle bereits am Ende der Warteschlange darauf hingewiesen.   Die nächste Impfaktion im Rathaus Lörrach findet am Samstag, 11. Dezember, von 9 bis 17 Uhr statt.

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