Dikome/Kamerun-Verein Halleluja-Kaffee künftig aus Fahrnau

mt/jab
Im Ergebnis für viele eine unverzichtbarer Genuss, in der Herstellung mit Abgasen verbunden: Kaffeebohnen in der Rösterei des Dikome-Vereins. Foto: zVg/Richard Renz

Die Zeichen stehen auf Umbruch: Anfang des Jahres wird der Dikome-Verein mit Lager und Kaffeerösterei von Langenau nach Fahrnau umziehen. In Kamerun selbst bereiten Krisenherde und Probleme in der Zusammenarbeit vor Ort Sorgen.

„Leider wurden uns die Räume für die Rösterei gekündigt und wir mussten ein neues Domizil suchen“, schreibt der Verein im Jahresbericht. Damit endet eine exakt 20-jährige Ära: 2005 hatte der Verein die Räumlichkeiten auf dem ehemaligen Arlington-Areal bezogen. Zum Problem wurde vor allem die Belastung der Anwohner durch Abgase aus der Kaffeerösterei – nicht giftig, aber eben doch markant und im Zweifel unangenehm, wenn sie durch die geöffneten Fenster in die Wohnung dringen, erläutert der Vorsitzende Richard Renz auf Nachfrage unserer Zeitung.

Von der Kündigung betroffen war denn auch eigentlich nur die Rösterei; Kaffe-Lager, Verpackung, Versand und Büro hätten gerne am angestammten Ort bleiben können. Das Bespielen zweier Orte – und vor allem der Transport von tonnenweise Kaffeebohnen zwischen Lager in Langenau und Rösterei in Fahrnau – wäre für den Verein aber logistisch nicht zu stemmen gewesen; deshalb entschloss man sich, ganz neue Räume zu suchen, so Renz.

Dabei habe man viele Objekte begutachtet und die Fühler bis nach Hauingen ausgestreckt. Zwei Faktoren indes bewogen zu ebenso vielen Absagen: Die Höhe der Miete – und letztlich auch die Verwurzelung des Vereins: „Wir sind nun mal Schopfheimer – und können hier eigentlich nicht weg“, sagt Renz.

In der engeren Wahl stand die evangelische Matthäuskirche in Fahrnau, die im Zuge des von der Landeskirche angestoßenen Reformprozesses bekanntlich über kurz oder lang wahrscheinlich nicht mehr für Gottesdienste genutzt wird. Um ähnliche Probleme wie in Langenau von vornherein zu vermeiden, hätte der Verein jedoch eine zusätzliche Abgasreinigung eingebaut; die mehr als 60 000 Euro, die dafür fällig gewesen wären, „waren für uns ein mehr als dicker Brocken“, heißt es im Jahresbericht. Glückliche Fügung schließlich, dass der Bauunternehmer Wilfried Blum – er ist dem Verein seit langem verbunden – Räumlichkeiten im Industriegebiet Grienmatt für das Fortbestehen des Kaffeecenters zur Verfügung stellte. Trotzdem werden die Umzugskosten mit einer Größenordnung von gut 30 000 Euro zu Buche schlagen, heißt es weiter. Der Umzug ist ab Mitte Februar geplant.

Kaffeedirektvermarktung

Im Juni kam ein Container mit 16,5 Tonnen Rohkaffee in Schopfheim an. Eine weitere Lieferung, die eigentlich für dieses Jahr noch erwartet – und angesichts des schrumpfenden Lagerbestand auch dringend nötig – gewesen wäre, wird nun voraussichtlich im April eintreffen. Grund: Die aktuell in Dikome verfügbare Menge an Kaffeebohnen würde die Kapazitäten des Containers – er fasst 18 Tonnen Kaffeebohnen – bei Weitem nicht ausfüllen. Anstatt nun einen nur halb (beziehungsweise zu zwei Dritteln) gefüllten Container zu den vollen Transportkosten auf die Reise zu schicken, wollen die Vereinsverantwortlichen bei einer um den Jahreswechsel herum anstehenden Visite in Kamerun weitere Bohnen zukaufen, um dann einen gut gefüllten Container auf die Reise zu schicken.

„Zum ersten Mal haben wir in dieser Saison die ortsüblichen Händlerpreise an die Kleinbauern bezahlt. Der Rohkaffeepreis für Robustakaffee ist derart angestiegen, dass in dieser Saison eine Subventionierung nicht erforderlich war“, heißt es in der Mitteilung.

Zugleich berichtet der Verein von unerwartet hohen Preissteigerungen in Kamerun. „Die allgemeinen Lebenshaltungskosten in Kumba haben sich teilweise verdoppelt“, heißt es. Auch der Verein selbst sei von den gestiegenen Nebenkosten stark betroffen. „Mit einer moderaten Preiserhöhung haben wir die Auswirkungen auf unser Vereinsvermögen etwas abgefangen. Schlussendlich leiden die Projekte in Kamerun an den veränderten Rahmenbedingungen.“

Krisen in Kamerun

Sorgen bereiten nach wie vor die Unruhen in Kamerun. „Die Krise im Südwesten von Kamerun flammt immer wieder auf“, berichtet der Verein. Bis vor wenigen Wochen habe sich die Lage etwas beruhigt – aktuell indes „greifen Aufständische punktuell alles an, was die öffentliche Ordnung ins Wanken bringt“. Die Zufahrtsstraße in den Regenwald und die Gegend um Bakumba seien sehr unsicher und nur unter Lebensgefahr passierbar. Entsprechend schwierig sei es, den Rohkaffee nach Douala zu bringen.

Schulprojekt

Auch die übrigen Hilfsprojekte des Vereins jenseits der Kaffeedirektvermarktung leiden unter den schwierigen Umständen. Die Schulen im Busch etwa – darunter auch die vom verein betriebene „Schule für alle“ – seien weiter geschlossen. In einigen Orten laufe der Schulbetrieb unter hohem Risiko – teilweise geschützt durch Militär und Sicherheitskräfte.

Wasserversorgung

Ein wichtiges Element der Unterstützung vor Ort ist der Auf- und Ausbau der Wasserversorgung. Auch hier berichtet der Verein von Rückschlägen: Den Aufbau einer neuen Wasserversorgung in Lokando habe man nach reiflicher Überlegung gestoppt. Die Zusammenarbeit mit und unter den Mitarbeitern vor Ort laufe leider nicht verlässlich, berichtet der Verein. Immerhin: Zwei Quellfassungen und ein Gebäude für die Plastiktanks seien gebaut – „die Investitionen sind nicht verloren und das Dorf kann jederzeit das Projekt in eigener Verantwortung fortsetzen“. Auch beim Bau eines Gemeinschaftshauses in Dikome seien Vereinbarungen nicht eingehalten worden, sodass es zu keinem Baufortschritt kam. „Wir haben das Vorhaben schweren Herzens vorerst auf Eis gelegt“, heißt es dazu,

Gute Nachrichten gibt es aus Bikoki, wo das Leitungsnetz um rund 250 Meter erweitert und zwei neue Brunnen gebaut wurden. In Dikome wurde die Fassung der neuen Quelle in einer Höhle fertiggestellt. Mit Ende der Regenzeit soll die neue Wasserleitung zum Hochbehälter und zwei Versorgungsleitungen in den Ort verlegt werden. Finanziert werden die Projekte zur Wasserversorgungen durch die Einnahmen des Wiesentäler Wasserlaufs, der in diesem Jahr zum zehnten Mal stattfand.

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