DLRG Weil am Rhein Geldmangel schnürt Wasserrettung die Luft ab

Beatrice Ehrlich
Stephan Matt, Leiter Einsatz (r.), und Nicola Kaiser, stellvertretender Vorsitzender der DLRG-Gruppe Weil am Rhein, machen sich Sorgen um die Zukunft der Wasserrettung. Foto: Beatrice Ehrlich

Ohne eigene Wache, ohne Aufwandsentschädigung: Die DLRG-Ortsgruppe Weil am Rhein wünscht sich dringend mehr finanzielle Unterstützung.

Mit Schwung schiebt Nicola Kaiser das Rolltor aus Metall hoch. Dahinter stehen zwei Fahrzeuge. Der Unterstand der DLRG Weil am Rhein gegenüber des Clubgeländes des SV Weil ähnelt mehr einem luftigen Bootshaus als einer Einsatzzentrale. Kisten mit Material stehen auf hohen Regalen. Sie sind vergittert, denn die Garage ist nicht einmal vor Mäusen sicher.

Die finanzielle Lage der Weiler DLRG ist angespannt, erläutert Stephan Matt, Einsatzleiter Gesamt-Wasserrettung, der neben dem stellvertretenden Ortsgruppen-Vorsitzenden Nicola Kaiser beim Vor-Ort-Termin mit unserer Zeitung dabei ist. So sehr, dass die beiden davor warnen, dass der Wasserrettung in Weil bald das Aus drohen könnte. Denn diese werde bisher überwiegend aus den Mitgliedsbeiträgen und privaten Spenden finanziert.

Unterstand: Aus fünf wurden 36 Jahre

Der Unterstand aus Blech, den die Ortsgruppe im Jahr 1989 bezogen hat, sei damals als Unterkunft für die nächsten fünf Jahre gedacht gewesen, berichtet Matt.

Er ist nicht beheizbar und verfügt weder über einen Wasseranschluss noch über ein WC. Vor einem Einsatz müssen sich die Retter im Freien umziehen. Nasse Einsatzkleidung muss im heimischen Bad zum Trocknen aufgehängt werden. Schäden an den Rolltoren werden von Mitgliedern selbst repariert, da es keine Ersatzteile mehr gibt. Ursprünglich sollte die DLRG in der neuen Feuerwache Platz finden, die 2010 auf dem LGS-Gelände ihre Pforten öffnete, blickt Matt zurück. Diese Hoffnung habe sich nicht erfüllt.

Räume wurden für die Schule gebraucht

Die Idee, in Friedlingen unterzukommen, zerschlug sich, weil die dort leer werdenden Räume für den Ganztagsbetrieb der Rheinschule gebraucht wurden. 2012 nahm die Ortsgruppe eine ehemalige Garage der Feuerwehr in Otterbach als zweite Unterkunft in Betrieb. Dort werden neben einem Anhänger und einer Segeljolle für Übungszwecke auch Unterlagen und Reservematerial aufbewahrt.

Teure Ausrüstung: Ein solcher Ganzkörperanzug für die Strömungsretter, wie ihn der stellvertretende DLRG-Vorsitzende Nicola Kaiser in die Kamera hält, kostet 332 Euro. Foto: Beatrice Ehrlich

Auch ein Standort bei der neuen Feuerwache Nord in Haltingen war im Gespräch, habe sich aber zerschlagen, weil dafür weitere Grundstücke nötig gewesen wären.

Mehr als die Hälfte des Budgets wird in die Rettung gesteckt

Die Wasserrettung kommt die Ortsgruppe teuer zu stehen. Material muss beschafft, Fahrzeuge gewartet und Weiterbildungen bezahlt werden. Die Einsatzkleidung bezahlen die Retter selbst. 20 000 Euro würden jedes Jahr in die Wasserrettung gesteckt, mehr als die Hälfte des Budgets der Ortsgruppe Weil am Rhein. Allein 7500 Euro sind dieses Jahr schon für unerwartete Ausgaben angefallen, unter anderem für eine neue Stromerzeugungsanlage für einen Lichtmasten sowie neue Reifen für alle Fahrzeuge aufgrund einer neuen gesetzlichen Regelung.

Bauvorhaben liegt auf Eis

2021 gab es Hoffnung: Ein Teil eines städtischen Grundstücks nördlich der Nonnenholzstraße sollte der DLRG per Erbpachtvertrag für den Bau einer neuen Wache zur Verfügung gestellt werden. Die Gruppe investierte 25 000 Euro in die Planung.

So könnte eine neue Wache für die DLRG Weil am Rhein aussehen. Unten befindet sich eine Fahrzeughalle für drei Fahrzeuge, oben die Mannschaftsräume. Foto: DLRG Weil am Rhein

Die Kosten von rund 1,3 Millionen Euro wären zu 90 Prozent vom Innenministerium in Stuttgart bezuschusst worden, sagt Stephan Matt. Zehn Prozent der Baukosten hätte man aus eigenen Mitteln aufbringen können. Da die Wartezeit für den Zuschuss bis zu zehn Jahre betrage, habe sich die Frage nach der Zwischenfinanzierung gestellt, ehe das Projekt zugunsten des Rettungszentrums an der neuen Feuerwache Nord ganz auf Eis gelegt wurde.

20 bis 40 anspruchsvolle Einsätze im Jahr

Zwischen 20 und 40 Einsätze absolvieren die Weiler Wasserretter im Jahr. Dabei geht es unter anderem um die Suche nach Vermissten im Wasser, aber auch um Hilfe, wenn Badende in Not geraten, wie beispielsweise immer wieder an den Isteiner Schwellen. Auch bei Starkregenereignissen, die kleine Bäche plötzlich anschwellen lassen, sind die DLRG-Wasserretter gefragt. Allen in Erinnerung ist der Fall eines Jungen aus Kandern-Wollbach, der 2016 vom reißenden Wollbach fortgerissen wurde und ertrank. 2024 waren es allein 22. Strömungsretter gibt es im Landkreis Lörrach noch in Grenzach-Wyhlen und Rheinfelden, darauf spezialisierte Taucher gibt es nur in Weil. Eine Rechnung stellen kann die DLRG nur, wenn ein Mensch geborgen wurde. Für einen Fehleinsatz gibt es nichts, erklärt Stephan Matt. Eine Freistellung erhalten die Freiwilligen nicht. „Wenn ich in den Einsatz gehe, nehme ich Urlaub oder baue Überstunden ab“, sagt er.

Kaum Geld für die Jugendarbeit

Die Ortsgruppe der DLRG Weil am Rhein hat 560 Mitglieder, die meisten Jugendliche, zählt Nicola Kaiser auf. Vereinsfeiern oder Freizeiten könne man nicht durchführen. „Wenn wir es nicht schaffen, diese Kosten auf die Allgemeinheit zu übertragen, werden die Mitglieder irgendwann nicht mehr mitgehen.“

„Wir Wunder“ heißt eine Aktion der Sparkasse Markgräflerland, an der die DLRG Weil am Rhein teilnimmt. Vom 26. März bis zum 2. April verdoppelt die Sparkasse jede Einzelspende bis zu einer Höhe von 50 Euro.

Information unter: https://weil-am-rhein.dlrg.de

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