Doppellesung in Ried Lyrische Prosa und Wortspielereien

Jürgen Scharf
Bei der Lesung (von links): Thomas Heitlinger und Eva-Maria Berg mit Organisator Markus Manfred Jung. Foto: zVg/Alois Berg

Volles Haus gibt es bei der achten Doppellesung mit der Lyrikerin Eva-Maria Berg und dem Autor Thomas Heitlinger im Kulturhuus Ried.

Bei den Rieder Doppellesungen ist die Kombination ein Erfolgsrezept: Frau und Mann, Lyrik und Prosa, Hochsprache und Mundart. Als Eva-Maria Berg aus ihren Gedichtbänden und ihre lyrische Prosa las, herrschte konzentrierte Stille. Für die in Waldkirch lebende Schriftstellerin war die Doppellesung eine ganz besondere Veranstaltung. Sie empfand die hohe Aufmerksamkeit und das große Interesse der über 30 Zuhörer als einen sehr anregenden Austausch, wie sie ihn selten erlebt habe.

Literarische Kostproben

Im ersten Teil las sie aus ihren im Drey Verlag erschienenen drei Büchern zu gesellschaftlichen Themen wie Grenzen. Literarische Kostproben aus den Bänden „Kontakt Aufnahme“, „Ins Leben der Räume“ und „Menschen Engel“ waren zu hören. Bei der Dichterin, die auch ein Beispiel aus einem zweisprachigen Lyrikband vorstellte, wird alles sehr komprimiert lyrisch ausgedrückt, in oft sehr kurzen Gedichten.

Im zweiten Teil von Eva-Maria Berg stand lyrische Prosa auf dem Programm. Ganz vorne ein Text, den sie vor längerer Zeit geschrieben hat und der immer wieder in ihren Büchern erscheint: eine „Absage an den Krieg“ über die Bücherverbrennung, eine Situation, die sich, wie die Autorin meint, wieder bedrohlich zuspitze, und ein Text, der leider keine Aktualität verloren habe.

Auch Sprache ist Thema

An diesem Abend stand ihr literarischer Part aber nicht generell unter diesem Aspekt. In ganz kleinen lyrischen Prosatexten ging es auch um Sprache allgemein oder etwa um ihre Aufenthalte in Marseille, einer Stadt, wo viele Kulturen zusammenkommen.

Im Kraichgauer Dialekt

Obwohl die Dichterin und der Nordbadener Thomas Heitlinger ganz unterschiedliche Sprachfelder bedienen, ging beides sehr gut nebeneinander. Hier eher ruhiges, pointiertes Lesen, das bei Berg durch die Erklärungen zu ihrem Schreiben bei den Zuhörern das Verständnis vertiefte; dort als Gegenstück der kabarettistische Vortrag von Thomas Heitlinger im Kraichgauer Dialekt: eine „Tour d’Horizon durch die badische Geschichte mit politischen Spitzen gewürzt und mit großer badischer Fahne garniert“, wie es Organisator Markus Manfred Jung beschreibt.

Momentaufnahmen

Mit seinen Gedichten, durchaus mit kritischem Inhalt, in Wortspielereien verpackt und meisterlich im Umgang mit der Sprache, brachte Heitlinger die Besucher zum Schmunzeln und Lachen. Anfänglich trug er vier kleine Kurzgeschichten in Mundart vor. Seit 35 Jahren ist der Autor mit solchen Geschichten unterwegs, die er je nach Jahreszeit variiert. In Ried las er eine „Oktober“-Geschichte („Geld oder Leben“). Darin geht es um einen Banküberfall, den zwei junge Leute planen, weil sie kein Geld haben. Im zweiten Durchgang gab Heitlinger Einblicke in lebendige Momentaufnahmen aus seinen Führungen im Badischen Landesmuseum Karlsruhe, die er seit zwölf Jahren macht. Es sind kleine Episoden, eher schon ein Kabarettprogramm.

Mit Johannes Beyerle aus Vogelbach saß einer der beiden Lesenden der neunten Auflage im nächsten Jahr im Publikum.

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