Im zweiten Teil entführte die Musik die Zuhörer mit „Banda Sucre“ ins bolivianische Hochland, ehe der Jubiläumschor auftrat. Das Zusammenmusizieren von Chören aus mehreren Orten mit dem Musikverein, das es so noch nicht gegeben hatte, brachte eine ganz neue Qualität in die Darbietung.
Die Idee fand dann Eingang in die fünfjährige Jubiläumsplanung, und so feierten der Sängerbund und der Gesangverein Egringen 2019 ihr 175-jähriges Bestehen zusammen mit dem 100. des Musikvereins. Zahlreiche Sänger aus anderen Verein traten diesem Projektchor bei.
Auch hier wieder musste sich das Blasorchester als „starke Stimme“ gegenüber dem Chor zurücknehmen, aber auch das gelang beim Eingangschor zur Oper „Cavalleria Rusticana“, einem sizilianischen Bauernstück von Pietro Mascagni. Die Motette „Jesu, meine Freude“ von Johann Sebastian Bach gehörte bereits zum Repertoire von Orchester und Sängerbund, doch zusammen war es ein neuempfundener Hörgenuss.
Gespannt wartete man auf den „Schluss-Doppelpunkt“ der Gala, die „Carmina Burana“, die szenische Kantate der Lieder aus der Abtei Ottobeuren von Carl Orff.
Zum Abschluss erklingt die „Carmina Burana“
Wie würden sich die Sänger bei dem im Jahr 1937 uraufgeführten Werk gegenüber einer „Orchesterwalze“ von 60 Musikern verhalten? Die 110 Chorsänger haben diese Herausforderung souverän gemeistert. Die Liedverse kamen beim Publikum an. Das war möglich durch die intensive Probenarbeit mit Sängerbund-Dirigent Erhard Zeh und Birgit Lehmann vom Gesangverein Egringen. Zeh hatte die Arbeit koordiniert und für die Woche vor dem Konzert jeden Abend Proben angesetzt. Es fiel auf, dass gerade bei der „Carmina Burana“ das deutliche Sprechen der wichtige Akzent gegenüber einem „brüllenden“ Blasorchester war. Als dann nach einem Vielklang der Orff-Instrumente im Schlusschor „O Fortuna“ Dirigent Schmitz den Stab sinken ließ und dafür „Daumen hoch – gut gemacht“ signalisierte, fiel nicht nur ihm, sondern vielen Musikern ein Stein vom Herzen.
Zwei Zugaben hatten Jubiläumschor und Orchester noch zu meistern: Den „Mmmm-Chor“ aus der Musik zum Film „Conquest of Paradise“ von Vangelis und „Va pensioro, sull‘ ali dorate“ („Flieg‘ Gedanke auf goldenen Schwingen“) aus der Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi. Mit der Verdi-Arie auf den Lippen, so empfahl Dirigent Udo Schmitz, sollte man kurz vor Mitternacht den Nachhauseweg antreten.