Efringen-Kirchen Abenteuer mit 170 Mitwirkenden

Weiler Zeitung
Das Zusammenspiel von Chor und Orchester unter der Leitung des Dirigenten Udo Schmitz begeisterte die Zuhörer in der voll besetzten Mehrzweckhalle. Foto: Christiane Breuer Foto: Weiler Zeitung

Galakonzert: Zum 100-jährigen Bestehen bietet der Musikverein Efringen-Kirchen begeisternde Musik

Das 100. Jahr der Vereinsgeschichte verabschiedete der Musikverein Efringen-Kirchen mit einem Paukenschlag: Das Galakonzert am Samstagabend mit Wiederholung am Sonntagnachmittag vereinte nicht nur Musiker, Mitglieder und Freunde, sondern bildete unter Mitwirkung von Chören aus der Region einen eindrucksvollen Auszug Markgräfler Musikschaffens ab.

Von Gerhard Breuer

Efringen-Kirchen. Der Festakt, das Jubiläumskonzert, die geistliche Musik am Ostersonntag und das dreitägige Fest im Juni waren die Höhepunkte der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Musikvereins. Einen Doppelpunkt setzte die Gala in der Mehrzweckhalle mit einem anspruchsvollen Programm. Die Vorsitzende Julia Oehler hatte kaum Zweifel, dass alle Zuhörerplätze besetzt werden konnten: „Am Samstag haben wir das Telefon abstellen müssen, denn es kam eine Flut von Anfragen, ob man noch Karten bekommen könnte.“ Man konnte nicht, denn das Haus war voll besetzt.

Und nicht nur das Publikum saß dicht an dicht, auch auf der Bühne wurde es eng, nachdem Platz für einen Feurich-Flügel (eine Leihgabe aus Auggen) und die 110 Chorsänger geschaffen worden war. Nach vier Darbietungen des Jugendorchesters unter Leitung von Jan Müller übernahmen die aktiven Musiker mit „West Side Story“ das Programm. Bekannte Songs wie „America“ oder „Tonight“ von Leonard Bernstein mit deutlichen Jazz-Anklängen unter der zurückhaltenden Stabführung von Udo Schmitz bewegten das Publikum.

Mit dem „Concertino“ für Klavier und Blasorchester und dem Auftritt des Pianisten Helge Aurich erlebten die Hörer einen ersten Höhepunkt. Der Holländer Meindert Boekel hat ein Orchesterstück des Amerikaners George Gershwin für Klavier und Blasorchester arrangiert.

Helge Aurich lernte beim Musikverein Trompete und spielte mit Vater und Bruder im Aktivorchester. In Rostock studierte er an der Hochschule für Musik Klavier.

Gefühlvolle Aufführung von Gershwin-Musik

In seinem Solo, das er auswendig spielt, gibt er sich mit großem Gefühl Gershwins Jazz hin und überzeugt mit großer Präzision, gemischt mit „pariserischer“ Eleganz. Das Blasorchester hatte die Aufgabe, gefühlvoll und energisch wie das Stück das Klavier zu begleiten – eine Aufgabe, die ein „traditionelles“ Blasorchester kaum zu lösen vermag. Durch intensive Probenarbeit auch für diese Rolle gelang es Dirigent Schmitz, dem Klavier das Orchester als Partner und nicht nur Begleiter hinzuzufügen.

Im zweiten Teil entführte die Musik die Zuhörer mit „Banda Sucre“ ins bolivianische Hochland, ehe der Jubiläumschor auftrat. Das Zusammenmusizieren von Chören aus mehreren Orten mit dem Musikverein, das es so noch nicht gegeben hatte, brachte eine ganz neue Qualität in die Darbietung.

Die Idee fand dann Eingang in die fünfjährige Jubiläumsplanung, und so feierten der Sängerbund und der Gesangverein Egringen 2019 ihr 175-jähriges Bestehen zusammen mit dem 100. des Musikvereins. Zahlreiche Sänger aus anderen Verein traten diesem Projektchor bei.

Auch hier wieder musste sich das Blasorchester als „starke Stimme“ gegenüber dem Chor zurücknehmen, aber auch das gelang beim Eingangschor zur Oper „Cavalleria Rusticana“, einem sizilianischen Bauernstück von Pietro Mascagni. Die Motette „Jesu, meine Freude“ von Johann Sebastian Bach gehörte bereits zum Repertoire von Orchester und Sängerbund, doch zusammen war es ein neuempfundener Hörgenuss.

Gespannt wartete man auf den „Schluss-Doppelpunkt“ der Gala, die „Carmina Burana“, die szenische Kantate der Lieder aus der Abtei Ottobeuren von Carl Orff.

Zum Abschluss erklingt die „Carmina Burana“

Wie würden sich die Sänger bei dem im Jahr 1937 uraufgeführten Werk gegenüber einer „Orchesterwalze“ von 60 Musikern verhalten? Die 110 Chorsänger haben diese Herausforderung souverän gemeistert. Die Liedverse kamen beim Publikum an. Das war möglich durch die intensive Probenarbeit mit Sängerbund-Dirigent Erhard Zeh und Birgit Lehmann vom Gesangverein Egringen. Zeh hatte die Arbeit koordiniert und für die Woche vor dem Konzert jeden Abend Proben angesetzt. Es fiel auf, dass gerade bei der „Carmina Burana“ das deutliche Sprechen der wichtige Akzent gegenüber einem „brüllenden“ Blasorchester war. Als dann nach einem Vielklang der Orff-Instrumente im Schlusschor „O Fortuna“ Dirigent Schmitz den Stab sinken ließ und dafür „Daumen hoch – gut gemacht“ signalisierte, fiel nicht nur ihm, sondern vielen Musikern ein Stein vom Herzen.

Zwei Zugaben hatten Jubiläumschor und Orchester noch zu meistern: Den „Mmmm-Chor“ aus der Musik zum Film „Conquest of Paradise“ von Vangelis und „Va pensioro, sull‘ ali dorate“ („Flieg‘ Gedanke auf goldenen Schwingen“) aus der Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi. Mit der Verdi-Arie auf den Lippen, so empfahl Dirigent Udo Schmitz, sollte man kurz vor Mitternacht den Nachhauseweg antreten.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading