Efringen-Kirchen Altes Problem neu diskutiert

Alisa Eßlinger
Bürgermeister Philipp Schmid, Bundestagsabgeordneter Armin Schuster, Bürgermeister Carsten Vogelpohl sowie die Anwärter für den Landstag, Christof Nitz und Anja Herzog, (v.l.) trafen sich zum Gespräch am Efringen-Kirchner Bahnhof. Foto: Alisa Eßlinger

Gefahrgutzüge: Kommunal- und Bundespolitker im Gespräch am Bahnhof in Efringen-Kirchen

Efringen-Kirchen/Rheinweiler - Das Problem mit den Gefahrguttransporten ist seit Jahren ein Thema. In den vergangenen Wochen hat es jedoch noch mal Fahrt aufgenommen. Gestern traf sich CDU-Bundestagsabgeordneter Armin Schuster mit den beiden Bürgermeistern aus Efringen-Kirchen und Bad Bellingen am Bahnhof in Efringen-Kirchen zum Gespräch.

Die Korrespondenz mit der Deutschen Bahn (DB) sei sehr ernüchternd, startete Bürgermeister Schmid das Gespräch auf der Bahnhofs- Plattform in Efringen-Kirchen. Er berichtete, dass er und seine beiden Mitstreiter beim Thema zeitweiliges Halten von Gefahrgütern in Wohnorten, bereits bei der DB vorstellig geworden sind. Jedoch seien die Antworten der DB ausweichend gewesen.

„Bei allem Verständnis des Betriebsablaufs, aber wir werden weiter daran politisieren“, sagte Schmid und verwies auf die Erklärung der DB, die besagt: Züge, die aus der Richtung Freiburg kommen und an der Grenze von der Schweiz nicht abgenommen werden können, müssen in Efringen-Kirchen und Rheinweiler halten.

Antworten der DB unbefriedigend

Auch der Anwärter als Landtagsabgeordneter, Christof Nitz, steht der „Lässigkeit“ der DB-Antworten kritisch gegenüber: „Ich komme damit nicht klar und die Bürgerschaft auch nicht.“

Dass die Antworten der DB für die Bürgermeister unbefriedigend sind, liege laut Schuster daran, dass die DB sich auf die europäische Verordnung RID stütze. Diese besage nämlich, dass Gefahrguttransporte einen zeitweiligen Halt in Wohnorten vornehmen dürfen. „Problematisch dabei ist, dass der Zeitraum, wie lange sich die Züge am Bahnhof aufhalten dürfen, nicht genau definiert ist“, sagte Schuster.

Ein weiteres Problem sei auch, dass Züge, solange diese sich im Beförderungsablauf befinden, sich zeitweilig in Bahnhöfen aufhalten dürfen. Da die Bahnhöfe Efringen-Kirchen und Rheinweiler auf der Strecke zwischen Genua und Rotterdam liegen, gehört der Halt zum Beförderungsablauf dazu.

Parken der Gefahrgüter verboten, halten erlaubt

„Die Züge halten an den Kleinbahnhöfen, weil es sich an der Grenze zur Schweiz staut und sie daher nicht abgenommen werden können. Es gibt nicht genug Plätze zum Abstellen“, erklärte Schmid. Dabei sei das Parken der Gefahrgüter nicht erlaubt, jedoch aber das zeitweilige Halten schon. „Auch hier fehlt eine genaue Definition, ab wann gilt ein Gefahrgutzug als geparkt“, hob Schuster hervor.

Allerdings berichtete der Bundestagsabgeordnete, dass das Problem nicht nur in Efringen-Kirchen und Rheinweiler bestehe. Auch in anderen Gemeinden in Deutschland und sogar in der Schweiz bestehe dasselbe Problem.

Europa legt die Grundregeln fest

„Wir können keine Regel daraus machen, wenn Europa die Grundregeln festlegt. Falls wir es dennoch schaffen würden, dann verliert die DB Haltemöglichkeiten“, gab Schuster zu bedenken.

Die Forderung von der Landrätin und den beiden Bürgermeistern, dass ein Puffergleis südlich von Freiburg gebaut werden solle, wies Schuster ab: „Wir müssen erst einmal einen Platz dafür und Menschen finden, die dies unterstützen. Dieses Thema steht nicht oben auf der Tagesordnung beim Ministerium.“

Zudem komme noch hinzu, dass Lokführer meistens auf der Höhe von Offenburg noch nicht wüssten, dass der Güterzug nicht abgenommen wird und das Halten eher unplanmäßig stattfinde. „Die Aufstauung liegt auch daran, dass die Züge unpünktlich sind. Die Güterzüge gehören nun mal bei der Abfertigung zur niedrigsten Kategorie“, erklärte Schuster.

„Die Bahn weiß von uns.“

Doch die rückläufigen Zahlen der haltenden Gefahrgüterzüge würden bereits zeigen, dass die DB auf die Beschwerden reagierte. Schuster bestätigt: „Die Bahn weiß von uns.“

Aus einer Korrespondenz mit der DB berichtete Schuster, dass die Bahn nun einen Grenzdisponenten einsetzen werde, um den Zulauf von Güterzügen besser steuern zu können und den Halt in den Kleinbahnhöfen zu vermeiden.

Eigentlich hätte die DB dies vermeiden wollen und die Hoffnung in den Ausbau der Rheintalstrecke gesteckt, sagte Schuster und erklärte: „Bei diesem Ausbau sind vier neue Abstellgleise für Güterzüge direkt an der Grenze geplant. Die zwei auf der deutschen Seite sind bereits gebaut, nur die auf der Schweizer Seite fehlen noch.“

Damit die neuen Abstellgleise genutzt werden können, müssen allerdings alle vier ausgebaut sein. Sobald dies der Fall sei, sagt die DB laut Schuster, werde sich das Problem der Güterzüge in Efringen-Kirchen und Rheinweiler entschärfen. Schuster glaubt auch, dass eine Lösung des Güterzug-Problems eher über den Ausbau der Rheintalbahn gefunden wird, als über den Europäischen Rat in Brüssel.

Erhöhtes Lärmaufkommen

Dass vermehrt Züge durch die Gemeinden fahren, liege daran, dass derzeit ober- und unterhalb des Katzenbergtunnels umgeleitet wird. Dadurch entstehe aktuell ein stärkeres Lärmaufkommen, berichtete Schuster. Bürgermeister Carsten Vogelpohl wies darauf hin, dass es gut wäre, wenn die Bürger dazu informiert würden, das würde nämlich auch das Vertrauen in die Bahn steigern.

Dabei hob Schuster an, dass er wisse, dass das Umleiten gegen den Rheintalbeschluss verstoße. Doch er wies auch darauf hin, dass erst wenn der Ausbau fertiggestellt ist, die Bahn sich an den Beschluss halten müsse.

Bei dem Gespräch bemängelte Vogelpohl, dass sich bei einem Bahn-Team-Wechsel längere Zeit kein Personal am Zug aufhalte. Auch Schmid bemerkte, dass die Züge dann frei zugänglich und daher „ein gefundenes Fressen für Schabernack“ seien. Schuster entgegnete, dass eine Dauerbewachung der Züge nicht rechtlich geregelt sei.

DB digitalisieren

Außerdem fügte Vogelpohl kritisch hinzu: „Die DB ist noch sehr analog unterwegs.“ Dabei erinnerte er sich an den Vorfall in Rheinweiler vor zwei Jahren zurück, als Gas in der Hochsommerhitze ausgeströmt war. Die Frachtpapiere hätten nicht mit der Reihenfolge der Waggons übereingestimmt und der Lokführer habe sich mit seiner Fracht nicht ausgekannt. „Die Digitalisierung muss bei der DB vorangetrieben werden“, findet Vogelpohl.

Passend zum Gespräch, fuhr ein fast geräuscharmer Güterzug an den Anwesenden vorbei durch den Bahnhof in Efringen-Kirchen. „Sehen Sie, das jahrelange Bohren bringt etwas“, sagte Schuster und bezog sich darauf, dass vor Jahren die Forderung von lärmarmen Güterzügen im Raum stand.

Der Bundestagsabgeordnete ist daher nicht pessimistisch, dass sich die Lage für die Gemeinden Efringen-Kirchen und Bad Bellingen ändern könnte: „Die DB ist bei dem Ausbau der Rheintalbahn erfolgreich und hilft auch weiter.“

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