Andreas Schopferer vom Obst- und Gemüse-Bauernladen in Eimeldingen hingegen verkauft seine Produkte vollumfänglich in der Direktvermarktung, da die Produkte zu fairen Preisen verkauft werden können und die Einnahmen direkt an die Bauern gehen. „Es hatte sich über die Jahre extrem zugespitzt: Die Händler haben immer mehr abgeschöpft und versucht, die Preise zu drücken“, schildert er. Dies auch teilweise mit Erfolg. Als Druckmittel werde dann meistens die schnell verderbliche Ware wie Obst und Gemüse verwendet.
Doch Schopferer weiß auch, die Direktvermarktung funktioniert nicht auf dem ganzen Markt, darum findet er die Protestaktion der Landwirte in Ordnung. „So wurde wenigstens die Aufmerksamkeit geweckt.“
Schopferer freut sich über den Nachfrage-Zuwachs an regionalen Produkten, aber sagt gleichzeitig auch: „Jetzt müssen wir nur versuchen, dies zu halten. Die Corona-Krise ist noch nicht zu Ende.“ Es sei zwar gut, dass der eine oder andere auf die regionalen Waren aufmerksam geworden ist, aber schließlich seien die Einzelhändler gut sortiert und nicht jeder fahre extra auf einen Hof. „Wir in der Region sind aber auch breit aufgestellt. Mal schauen, was im Nachgang passiert.“
Alternativ: Wochenmärkte
Auch Susanne Denzer vom Weingartenhof Denzer in Fischingen sieht in der Direktvermarktung eine bessere Erlös-Politik. „Wir haben eine starke Direktvermarktung, daher sind die Erlöse für uns besser. Das liegt aber auch an der Kostenstruktur“, erklärt sie.
Da die Lohnkosten laut Denzer einen großen Teil der Gesamtkosten ausmachen, würde sich auch der Preis indirekt für die Produkte erhöhen. Jedoch seien die Lebensmittel im Gegensatz zu Erdöl in den vergangenen Jahren nicht viel teurer geworden. „Hier stellt sich die Frage, ob dann alle zusammenhalten, indem mehr in der Region bleibt.“
In der Corona-Krise hat Denzer dieses Umdenken bereits bemerkt. Ob diese Denkweise auch nach der Krise anhalten wird, sei ungewiss, schließlich kann ein Dorfladen nicht mit der Sortimentsvielfalt eines Einzelhandels mithalten. „Märkte sind aber eine gute Alternative“, sagt Denzer.
Doch die Konkurrenz durch Importware bleibt bestehen. „Durch die Großvermarktung werden die Produzenten schnell austauschbar. Kein Arbeitnehmer will bei seiner Arbeit austauschbar sein, dies sollte einem als Einkäufer bewusst werden.“ Dabei müsse aber auch weitergedacht werden, denn bei verarbeiteten Produkten schaut kaum jemand woher beispielsweise die Früchte in der Marmelade kommen. „Die Menschen machen sich seltener Gedanken darüber, wen sie außerhalb von Europa bei ihrem Einkauf unterstützen“, erklärt Denzer. Hinzu komme, dass viele Menschen den Bezug zu den Lebensmitteln verloren haben. „Ich persönlich kaufe lieber bei Produzenten, die ich kenne. Vielleicht entsteht so auch wieder Vertrauen, in das, was man isst“, meint Denzer.
Nicht klagen kann auch Markus Schörlin vom O bsthof Schörlin in Efringen-Kirchen. „Wir haben im vergangenen Jahr mehr Verlust durch Frost gemacht als durch die Preise.“ Schörlin verkauft sein Obst fast ausschließlich direkt an den regionalen Einzelhandel. Die Preise im Laden seien stabil und in seinem Hofladen habe es seit der Corona-Krise auch einen stärkeren Zulauf gegeben.
Deklaration fehlt
Dennoch sieht er den Preisdruck durch das Ausland. „Mir bereitet vor allem Sorge, dass die Produkte, die aus dem Ausland kommen, nicht deutlich deklariert werden.“ Die Rohware werde zwar in Deutschland verpackt, aber häufig fehle dabei die entsprechende Kennzeichnung des Herstellers. „Im Ausland werden die Produkte mit Mitteln behandelt, die in Deutschland schon lange verboten sind. Aber importiert werden dürfen sie wegen Rückstandsmengen trotzdem“, erklärt der Landwirt.
Für die Obsternte 2021 sehe es derzeit gut aus, daher geht Schörlin von einer ruhigen Preispolitik für 2021 aus. Auch hinsichtlich der Lohnerhöhung bleibt der Obstbauer gelassen. „Es kommt auf die Kulturen an. Wenn viel Handarbeit nötig ist, wird es stärker ins Gewicht fallen. Aber ich denke, der Aufschlag wäre verkraftbar.“