Efringen-Kirchen Ein Dorf mit vielen Geschichten

Ines Bode
Legende um Legende birgt das Wahrzeichen: Der Isteiner Klotz. Foto: Ines Bode

Franz Kiefer führt durch Istein

Zwei Burgen, ein Kloster, ein Schlössle – und der Rhein fließt mit achtzehn Meter Tiefe direkt am Klotzen vorbei: Höchst erstaunlich sei, dass so ein kleines Dörfle wie Istein so viele Geschichten berge, brachte es ein Gast des Ortsrundgangs am Weinfest auf den Punkt.

Von Ines Bode

Istein - Zwei Stunden lang führte der ehemalige Ortsvorsteher Franz Kiefer seine Teilnehmer zu historisch interessanten Ecken und Enden des Dorfs am Isteiner Klotz. Los ging’s am Schlossgut, entlang der Tangente des Innerdorfs, wo man alle paar Meter auf Anekdoten oder Kuriositäten stößt. Etwa, dass den Lindenplatz ein Ahornbaum ziert, weil der Eigentümer diesen leichter pflegen könne, oder dass die erste Feuerwehr und das erste Gasthaus (Schlüssel) benachbart waren, damit auch der Durst gelöscht wurde.

Typisches Fachwerk am Scholerhof

Kiefer kennt im Grunde jeden Stein und jeden Balken. Er weiß, in welchen Mauern das Gestein des ehemaligen Kosters steckt, etwa in der Alten Schule und in der Kirche, und dass die Art der Streben des Scholerhofs typisch seien für das Markgräflerland. Ein Teil des Fachwerks stamme aus dem Jahr 1580, und das Gebälk der „Arche“ als ältestem Haus gar aus dem Jahr 1553. „Wahnsinn“, entfuhr es einer Zuhörerin aus Weil, wobei auch Einheimische mit von der Partie waren. Fachwerk und Staffelgiebel prägen den pittoresken Dorfkern. Ähnlich betagt sind die Reste des Schenkenschlössles. Zwei Torbögen stehen noch, der obere am Kirchplatz, und beide trotzten etwa dem legendären Massenansturm bei einem Chlimsefest.

An die 15 000 Besucher habe die Polizei damals geschätzt, so Kiefer. Am alten Rathaus, dem Zehntenhof, wedeln drei Palmen, die 1956 vom Lago Maggiore importiert wurden. An anderer Stelle weist der Führer auf Feigen, das örtliche Toscana-Flair eben.

1292 gab es die ersten Reben in Istein

Mehrfach zur Sprache kam der Weinbau, neben dem Fischfang das ursprüngliche Gewerbe in der einst selbständigen Gemeinde. 1292 gab es die ersten Reben. An einem verwaisten Weingut vorbei geht’s zum alten katholischen Pfarrhaus mit hübschem Erker, das heute evangelische Bewohner habe. Der Trupp kommt zum „Viterai“, ein Begriff, der auf Stein und Kirche weist (und den Google nur mit Istein verbindet).

Das Stapflehus, das die Gebrüder Siegrist 1621 erbauten, war 200 Jahre vom Wasser geplagt, bis es umgebaut wurde. Kiefer ist überzeugt, die Treppenbohlen seien original. Die Nässe vom Berg ist seit jeher ein treuer Bewohner, und Bauherren, die davon nichts wissen, sind bis heute geplagt. Eine Story für sich ist die vom Treffen zweier ICEs und einem Traktor – mitten auf dem Gleis. Die Karambolage endete glimpflich: der Traktor war „unbegrenzt versichert“, und ein Lokführer erfuhr erst in Basel, dass zwei Waggons lädiert seien. Eine Führung für sich gäbe der Klotzen her. Da wäre die Legende der St.-Veits-Kapelle, einer Grotte, die 600 000 vor Christus ausgestrudelt wurde – vom dreißig Meter höher liegenden Rhein. Veit alias Vitus aus Sizilien galt etwa als Heiler der Nervenkrankheit „Veitstanz“.

Strandgut aus Basel in der Isteiner Bucht

Achtzehn Meter tief strömte der Rhein noch 1850 vorbei, seit 1840 lief die viele Jahrzehnte andauernde Begradigung des Flusses. Jahrhunderte zuvor tobte von 1528/29 der Schweizer Bildersturm, ein Kapitel fand in Basel statt. Es war die Reformationszeit, und Kunstwerke von Kirchen und Klöstern mussten weg, fanden deren Anhänger. Einiges, was von Basler Brücken ins Wasser kam, strandete in der Isteiner Bucht – darunter der Nepomuk, der nach einigem Hin und Her bis heute am Klotzen wacht. Während des Zweiten Weltkriegs war der Klotzen Teil des Westwalls, je 1000 Mann arbeiten im Dreischichtsystem, völlig umsonst, da nie benötigt – „Wahnsinn“. Retour ging’s zur Kirche, an der nach Einsturzgefahr ab 1820 ebenfalls gebaut wurde – ohne Kran – und in vier Monaten stand das Dach. Darüber, was heute in vier Monaten baulich passiere, müsse man nicht reden, merkte Kiefer hintergründig an.

Weitere Informationen: Führungen am Klotzen und im Ortskern sind mit der Ortsverwaltung, Telefon 07628-351, zu vereinbaren.

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