Efringen-Kirchen „Bei uns ist alles verzettelter“

Weiler Zeitung
Wie historisch ist Kleinkems, wie schützenswert die alten Häuser und das Ortsbild? Eine knifflige Frage beschäftigte den Ortschaftsrat. Foto: Marco Schopferer Foto: Weiler Zeitung

Ortschaftsrat: Abriss eines Hauses von 1840 / Keine Mehrheit für Erhaltungssatzung

Ein Bauantrag warf im Ortschaftsrat in Kleinkems eine ganz neue Diskussion auf: Braucht das ehemalige Zementi-Dorf auch eine Erhaltungssatzung, die das Ortsbild schützt? Die Meinungen dazu waren geteilt.

Von Marco Schopferer

Kleinkems. Angestoßen wurde die Diskussion durch den Abriss eines kleinen Häuschens mit Schuppen in der Alten Weinstraße 19, das aus dem Jahr 1840 stammt. Es soll einem stattlichen Wohnhaus mit zwei Vollgeschossen und ausgebautem Dachgeschoss weichen.

Das Neubauprojekt füge sich von seiner Höhe gut in die Nachbarschaft ein, soweit war sich der Ortschaftsrat einig. Und doch wurde Kritik laut: „Unser Dorf verliert zunehmend seinen Charakter und sein Gesicht“, warf Rudolf Ritz ein. Es ging ihm darum, dass an die Stelle eines alten, kleinen, aus Stein gebauten Hauses ein Mehrfamilienhaus für Mietwohnungen errichtet werden soll. Fakten sind bereits geschaffen, das alte Haus wurde mit Genehmigung der Behörden abgerissen, es stand nicht unter Denkmalschutz.

Der historische Ortskern von Istein ist geschützt, Blansingen und Wintersweiler haben eine sogenannte Erhaltungssatzung, die im Ortskern ebenfalls nicht alle Baumaßnahmen erlaubt. Als jüngstes Beispiel führte Ritz an: Der Blansinger Ortschaftsrat hat es abgelehnt, dass für ein Neubauprojekt Teile einer alten Bruchsteinmauer abgerissen werden. Um auch in Kleinkems historische Bausubstanz zu schützen, warb Ritz für eine Erhaltungssatzung.

„Warum hast du dir nicht einen Bauplatz gekauft?“, fragte Ritz dem im Zuschauerraum sitzenden Käufer. Dann hätte ein Liebhaber alter Häuser mit viel Aufwand das Kleinod kaufen und sanieren können. Eine Position, die der Ortschaftsrat nicht teilte.

Das Baurecht sei nun mal klar formuliert, der Bauantrag genehmigungsfähig, fand Ronnie Blatz, und Ortsvorsteher Jörg Kratz pflichtete ihm bei. Auch Bärbel Häberlin hatte keinerlei Einwände gegen den Neubau, zumal das Anwesen über Jahrzehnte nicht bewohnt war.

Aber sollte man für die Zukunft nicht auch für Kleinkems eine Erhaltungssatzung in Betracht ziehen, hakte Ritz nach. Doch wo hat Kleinkems seinen historischen Ortskern? „Bei uns ist alles viel verzettelter“, der alte Kernort „verläuft entlang der Alten Weinstraße“. Alles sei nicht so eng und schützenswert wie in anderen Ortschaften, argumentierte Häberlin.

Das sahen so auch alle anderen Ratsmitglieder. Einhellig wurde dem Baugesuch zugestimmt. Rudolf Ritz enthielt sich der Stimme. Eine Erhaltungssatzung ist zunächst vom Tisch.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading