Efringen-Kirchen Bereicherung oder Schnapsidee?

Ingmar Lorenz
Im Bahnhofsgebäude in Efringen-Kirchen könnte in absehbarer Zeit ein neuer Gastronomiebetrieb eröffnen. Foto: Archiv

Technischer Ausschuss: Heftige Diskussion um geplante Gastronomie im alten Bahnhofsgebäude.

Efringen-Kirchen - Zu einer lebhaften Diskussion führte in der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses die Bauvoranfrage für die Eröffnung einer Bar beziehungsweise eines Cafés im alten Bahnhofsgebäude. Mehrere Anwohner brachten eine Vielzahl von Bedenken vor.

Die Forderung von Bürgermeister-Stellvertreter Karl Rühl, sich darauf zu beschränken, die Bauvoranfrage lediglich als Prüfung der vorhandenen Möglichkeiten zu behandeln, erwies sich als frommer Wunsch. Sowohl der Bauherr als auch sieben anwesende Bürger diskutierten heftig über die möglichen Folgen der Einrichtung einer Bar beziehungsweise eines Cafés im alten Bahnhofsgebäude.

Der Bauherr wollte in der Voranfrage zur Nutzungsänderung wissen, ob die Einrichtung einer Bar mit dem Verkauf alkoholischer Getränke, Kaffee und kleinen Kiosk-Artikeln im Gebäude generell zulässig ist.

Da sich der Bahnhof im Mischgebiet befindet, füge sich das Vorhaben ein. Zudem gebe es in der Nähe bereits andere Wirtschaften und einen Kiosk, weshalb keine Bedenken bestehen, legte die Verwaltung ihre Sicht der Dinge dar. Das sahen die anwesenden Nachbarn anders.

Lange Liste an Bedenken vorgebracht

Die vorgebrachten Bedenken waren vielfältig. Ins Feld geführt wurden unter anderem Sorgen um den bereits im Bahnhofsgebäude ansässigen Kiosk und die Betreuungseinrichtung für behinderte Menschen. Auch wird befürchtet, dass sich die Parksituation verschärfen könnte, wenn die Besucher der Bar beispielsweise an der Egringer Straße ihre Autos abstellen.

Bis hin zu schweren Unfällen setzte sich die Liste der vorgebrachten Bedenken fort: Ein Betrunkener könnte etwa zu später Stunde die Bar in Richtung Bahnsteig verlassen und aufgrund seines Zustands auf die Gleise stürzen.

Die größten Sorgen machten sich die anwesenden Bürger, die in der Nähe des Bahnhofs wohnen, allerdings aufgrund der Lärmbelästigung, die aus ihrer Sicht zunehmen wird.

Zudem würden sich die Probleme mit den Jugendlichen, die es am Bahnhofsplatz immer wieder gebe, weiter verschärfen. „Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee“, fasste einer der Anwesenden seine Meinung zu dem geplanten Vorhaben zusammen.

Sowohl der Bauherr als auch die Verwaltung gingen auf die vorgebrachten Bedenken ein. Gerade weil er selbst in Efringen-Kirchen aufgewachsen sei, kenne er die Situation der Jugendlichen. Diesen fehle ganz einfach ein Ort, an dem sie sich in der Nähe des Bahnhofs auch abends aufhalten können, so der Bauherr.

Ein Ort für Jugendliche und Pendler

Sei ein solcher Bereich in Form der von ihm geplanten Bar vorhanden, könnten die Jugendlichen dort ihre Zeit verbringen. Gleichzeitig werde auf diese Weise sichergestellt, dass sich die Jugendlichen an bestimmte Regeln halten. „Wir würden dafür geschultes Fachpersonal einstellen“, versicherte der Bauherr, der den Gastronomiebetrieb gemeinsam mit seinem Bruder eröffnen will.

Auch würden sie als Betreiber darauf achten, dass es nicht zu laut wird. Der Gastraum, der sich im Erdgeschoss befinden soll, habe lediglich eine Größe von 30 Quadratmetern. Sitzplätze im Außenbereich seien derzeit nicht geplant, und nach 22 Uhr müssten die Gäste ohnehin drinnen bleiben. „Wir wollen keine Disco aufzumachen“, heiß es. Vielmehr solle morgens Kaffee an Pendler ausgeschenkt werden und abends normaler Barbetrieb herrschen. Insgesamt sei die Einrichtung eine Bereicherung für die Gemeinde.

Viele weitere Fragen – etwa was die Stellplätze angeht – könne man erst dann konkret behandeln, wenn ein Bauantrag vorliege, erklärte darüber hinaus der Bauamtsleiter. Die Forderung einer Sicherheitseinrichtung, die Betrunkene vor dem Fall auf die Gleise schützt, wies Lehmeyer mit dem Verweis auf andere gastronomische Einrichtungen in Bahnhofsgebäuden zurück. „Das finden Sie in ganz Deutschland nicht.“

Der Vergleich mit ähnlichen Gastronomiebetrieben wurde auch von Ausschussmitglied Rudi Ritz angeführt. Er zeigte sich von der geplanten Umnutzung des Bahnhofsgebäudes angetan.

Blick auf ähnliche Betriebe in der Nähe

Lediglich der anfallende Müll bereite ihm Sorgen. Eine gastronomische Einrichtung im Bahnhof könne aber durchaus funktionieren, wie beispielsweise der Blick nach Müllheim zeige. Zu Wort meldete sich zudem Wintersweilers Ortsvorsteher Hansjörg Obermeier. Es sei ihm völlig unverständlich, warum man das geplante Vorhaben ablehnen sollte. Zumal es bereits ähnliche Einrichtungen im Bahnhofsgebäude selbst und in der Nähe gebe.

Rühl beendete schließlich die Diskussion mit der Forderung, sich auf die vorliegende Bauvoranfrage zu konzentrieren. Alles andere sei nur „Kaffeesatzleserei“. Die Ausschussmitglieder stimmten der Voranfrage bei einer Gegenstimme zu.

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