Efringen-Kirchen Boden muss kein Abfall sein

Saskia Scherer
Die Firma Bodenverwertung Efringen-Kirchen hat den Betrieb aufgenommen. Unser Foto zeigt Betriebsleiter Sammy Lemke-Maier, Gesellschafterin Sabine Eckert, Jürgen Eckert (Geschäftsführender Gesellschafter) und Gesellschafter Ralf Eckert (von links). Foto: Saskia Scherer

Unternehmen: Firma Bodenverwertung Efringen-Kirchen nimmt den Betrieb auf / Von Analyse bis Wiederverwertung

Efringen-Kirchen - Die Firma Bodenverwertung Efringen-Kirchen hat gestern offiziell die Geschäftstätigkeit aufgenommen. Das Unternehmen, das auf dem Gelände des ehemaligen Zementwerks Kleinkems angesiedelt ist, bietet von der Analytik bis zur Verwertung von Böden eine Lösung aus einer Hand, wie beim Pressegespräch deutlich wurde.

Boden, also etwa Aushub bei Hochbau-, Tiefbau- und Straßenbaumaßnahmen, sei generell als Abfall zu deklarieren und müsse sonst oft für viel Geld in Deponien entsorgt werden, erläuterte Jürgen Eckert, Geschäftsführender Gesellschafter. Die Bodenverwertungsgesellschaft setzt dagegen auf eine höchstmögliche Wiederverwertung im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes.

„Wenn bei einem Bauprojekt Material anfällt, muss dieses deklariert werden, bevor es abgefahren wird“, erklärte Eckert. Dafür seien sogenannte Haufwerke von höchsten 500 Kubikmetern zu bilden, die dann untersucht werden, um einstufen zu können, auf welche Deponie das Material gebracht werden kann. „Dazu fehlt an Baustellen ja oft der Platz.“ Somit bietet die Firma Bodenverwertung diesen ersten Schritt bei sich auf dem Gelände an. In speziellen Boxen werden die Böden analysiert und der weitere Verwertungsweg beschlossen.

Geogene Belastungen

Nach einer Verwaltungsvorschrift des Landes Baden-Württemberg ist geregelt, welcher Boden wo wiederverwertet werden darf und bis zu welchem Schadstoffgehalt. Es handele sich um geogene Belastungen, also in der Erde entstanden, wie etwa Schwermetalle, so Eckert. Diese seien ungefährlich für Mensch und Natur, aber dennoch gebe es bestimmte Regeln. Für die Analyse und Deklaration ist ein externes Labor zuständig – „damit der Vorgang neutral ist“. Bisher kümmert sich ein Labor in Fellbach darum, bis Ende des Jahres soll eines auf dem Gelände vor Ort seinen Platz finden.

Wenn feststeht, dass der Boden weiterverwertet werden kann, werden Steinanteile herausgesiebt. Für alles, was größer als 25 Millimeter ist, ist die Bodenverwertung Efringen-Kirchen zuständig. Alles, was kleiner als 25 Millimeter ist, wandert in eine Aufbereitungsanlage mit RSS-Flüssigbodentechnologie nach dem RAL-Gütezeichen 507, das für neutral überwachte hohe Güte von Flüssigboden steht.

Dafür zeichnet die Firma RSS-Flüssigboden Hochrhein verantwortlich. Damit werden dann selbstverdichtende fließbare Verfüllbaustoffe gewonnen, für die es laut Eckert rund 170 Anwendungsmöglichkeiten gibt, etwa beim Kanalbau, Fernwärmebau oder für den Hochwasserschutz. „Das ist ein rein mineralogisches Verfahren, es findet keine chemische Veränderung statt.“ Es werden Schichtminerale zugegeben, Wasser wird kristallin eingelagert.

Mit Rekultivierung

Überschüssige Böden werden als Teil einer Rekultivierungsmaßnahme dauerhaft eingelagert: Der untere Bereich des Geländes wird zum Teil in ursprünglicher Höhe verfüllt. Sollte der Schadstoffgehalt höher sein als die Vorschrift besagt, landet das Material auf einer Deponie.

„Konzept einmalig“

Das Konzept sei in dieser Form und Größenordnung in Deutschland einmalig, sagte Eckert. Rund drei Jahre hat das Antragsverfahren gedauert. „Das wurde sehr sensibel geprüft, auch wegen der Staub- und Lärmbelastung“, erklärte der Geschäftsführer.

Das Gelände gehört komplett der Firma Bodenverwertung, die Firma RSS-Flüssigboden, die seit fünf Jahren existiert, hat sich dort eingemietet. Rund zwölf Mitarbeiter sind auf dem Gelände im Einsatz, inklusive Verwaltung. Einzugsgebiet ist der komplette Landkreis Lörrach, darüber hinaus erstreckt es sich bis Waldshut und Freiburg. Das Landratsamt Lörrach habe das Projekt massiv unterstützt – mit der Maßgabe der höchstmöglichen Wiederverwertung.

Der Baufortschritt auf dem Gelände liegt laut Eckert bei 70 Prozent, bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Brech- und Siebanlage wird beispielsweise noch versetzt, außerdem ist eine interne Fahrrampe geplant. Die Zufahrt zum Gelände erfolgt via Ampelregelung. Das Jaspisbergwerk könne weiterhin besucht werden.

Auch ein sogenannter Flüssigboden-Campus soll noch entstehen – als Ausbildungszentrum für zum Beispiel Geologen und Ingenieure, kündigte Eckert an.

Eigentlich sollte der offizielle Start der Firma Bodenverwertung Efringen-Kirchen im größeren Rahmen begangen werden, was aufgrund der aktuellen Situation allerdings nicht möglich war. Für den 25. Juni ist ein „Tag der offenen Tür“ geplant, zu dem die Bevölkerung eingeladen ist. Ob dieser stattfinden kann, hängt ebenfalls von der Entwicklung der Pandemie ab.

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