Efringen-Kirchen Klotzendorf als literarische Kulisse

Weiler Zeitung

Das Weingut befindet sich in Schwierigkeiten – und wie so oft

Das Weingut befindet sich in Schwierigkeiten – und wie so oft geht es dabei ums Geld. Es ist eine Geschichte voller Intrigen, Gegensätze aber auch neuer Freundschaften und Hoffnung, die vor einer bezaubernden Kulisse abläuft. Denn Brigitte Guggisbergs neuer Roman „Die Weinbergfrauen“ spielt zu großen Teilen in Istein.

Von Ingmar Lorenz

Istein. „Es ist eine wahnsinnig schöne Gegend, in der man sich einfach wohlfühlt“, erklärt Brigitte Guggisberg, warum ihr neuer Roman „Die Weinbergfrauen“ die Leser mit auf ein Isteiner Weingut nimmt. Um dieses entsteht im Lauf der Geschichte ein Kampf, denn die Bewirtschaftung der Reben ist nicht einfach, der Grund und Boden aber gleichzeitig wertvoll. So trifft „Big Business“ auf Traditionsbetrieb, und mittendrin drei Frauen, die im Lauf der Geschichte ganz neue Facetten ihrer Mitmenschen und von sich selbst entdecken.

Istein als Handlungsort für ihren Roman, habe sich dabei durch ihre eigenen Vorlieben ergeben, berichtet die Autorin. „Ich bin bei Wanderungen sehr viel in der Gegend unterwegs“, erklärt sie. Als sie dann eines Tages auf einer Anhöhe stand, unter ihr das Klotzendorf, während ihr Blick über die Reben auf die Basler Bucht fiel, war für sie klar: „Hier spielt mein nächster Roman.“ Und es geht um das Thema Weinbau.

Mit diesem habe sie sich zum ersten Mal intensiv beschäftigt, als der späte Frost im Jahr 2017 für teils große Ausfälle bei der Traubenlese sorgte. „Da ist mir als Büro-Mensch die Abhängigkeit von der Natur sehr deutlich geworden.“ Gleichzeitig habe es die Autorin fasziniert, mit welcher Leidenschaft die Winzer ans Werk gehen. „Sie machen das mit ganzem Herzen und lassen sich nicht entmutigen.“

Alemannische und französische Charakterzüge

So auch der Protagonist ihres Buches, der Winzer Hermann Bruckner. Er ist ein typischer Alemanne. Zunächst etwas verschlossen, taut er mit der Zeit auf und kämpft mit allem, was er hat, für den Erhalt seines Guts. Die Figur des Hermann habe kein reales Vorbild per se, erklärt die Autorin. „Aber man trifft natürlich mit der Zeit viele Leute, und deren Charaktereigenschaften fließen unterbewusst mit ein“, ist sie sich sicher. „Man platziert gewisse Eigenarten der Leute“, beschreibt Brigitte Guggisberg, wie die Figuren in ihrem Roman Gestalt annehmen. Wichtig ist dabei vor allem der erste – auch optische – Eindruck. „Die Phantasie übernimmt anschließend sehr schnell. Mit der Zeit verselbstständigt sich das dann.“

Fasziniert war Brigitte Guggisberg zudem nicht nur von der Schönheit des Klotzendorfs, sondern auch von seiner Lage im Dreiländereck und dem damit verbundenen Einfluss Frankreichs. „Es heißt manchmal Istein ähnle der Toskana, für mich ist es eher die Provence Deutschlands.“ Ihre Faszination für die französischen Nachbarn kommt in den „Weinbergfrauen“ besonders durch die Figur des französischen Kellermeisters Julien zum Ausdruck. „Er bringt eine gewisse Leichtigkeit mit.“

Für die Recherche ging es weg vom Schreibtisch und raus in die Natur

Obwohl Brigitte Guggisberg ihrer Phantasie beim Verfassen des Romans freien Lauf lassen konnte, hieß es für die Recherche aber auch: Weg vom Schreibtisch und raus in die Natur! „Ich wollte den Alltag der Winzer erleben, die einzelnen Handgriffe kennenlernen.“ So ging sie mit in die Reben und war auch bei der Lese dabei.

Ausgestattet mit diesen Erfahrungen sei die Entstehung der Geschichte dann ein fließender Prozess gewesen. Ausgehend von der Grundidee, dass um ein Weingut gekämpft werden muss, habe sich der Plot entwickelt. Auch um den jeweils nächsten Schritt in der Handlung zu machen, zog es die Autorin immer wieder hinaus in die Natur. „Beim Rumlaufen habe ich die besten Ideen.“

Dieser Prozess gehöre zu den schönsten Erfahrungen beim Verfassen eines Romans, weil sich die Autorin dabei zum Teil noch selbst überrascht. „Die Geschichte kann ja noch in jede Richtung gehen.“

Aus den verschiedenen Ideen entstanden dann erste Konzepte, welche die Autorin an einer Pinnwand visualisierte. So setzte sich die Handlung Stück für Stück zusammen. Dieser Prozess dauere etwa drei Monate. „Dann fange ich an zu schreiben. Ich bin dann voll in der Geschichte drin“, so die Baslerin. Gerade deshalb sei es für sie wichtig, dass der Roman in einem Umfeld spielt, das ihr selbst gefällt.

Ganz verlieren darf sie sich in dieser Welt aber nicht – denn schließlich gibt es von Verlagsseite zeitliche Vorgaben. Und das sei auch gut so. „Ansonsten würde ich wahrscheinlich 100 Jahre an dem Text herumfeilen“, lacht die Autorin.

Die Reise durch die Phantasie geht weiter

Bis sie diesen Arbeitsprozess für sich entdeckt hatte, habe es ein wenig gedauert, berichtet Brigitte Guggisberg. Wichtig war für sie beim Schreiben der „Weinbergfrauen“ die Erfahrungen, die sie beim Verfassen ihrer anderen bereits veröffentlichten Bücher gesammelt hat. Noch entscheidender aber war für ihren Lernprozess ihr erster Roman, der unveröffentlicht in der Schublade liegt. Wie auf einer Art „Spielwiese“ konnte sie dabei alles mögliche ausprobieren. Und natürlich ist auch die Zusammenarbeit mit ihrem Verlag hilfreich.

Als sie die „Weinbergfrauen“ nach etwa einem Jahr Arbeit abgeschlossen hatte, war es, als ob sie sich von alten Freunden verabschiedet. Zugleich geht die Reise durch die Phantasie aber weiter, wohin allerdings ist noch unklar. „Ich spiele mit dem Gedanken, als Nächstes einen Krimi zu schreiben.“

Weitere Informationen: Der Roman „Die Weinbergfrauen“ von Brigitte Guggisberg ist im Diana Verlag erschienen. Das Buch hat 349 Seiten und ist für rund elf Euro im Buchhandel erhältlich.

Zur Person: Brigitte Guggisberg ist in der Schweiz und in den USA aufgewachsen und hat Volkswirtschaft und Medienwissenschaft in Basel mit längerem Aufenthalt in Aix-en-Provence studiert. Sie war als Beraterin für das Schweizer Parlament, Journalistin und Tanzkritikerin tätig. Weitere berufliche Stationen führten sie ins Topmanagement der Finanzindustrie. Inzwischen arbeitet sie an der Universität Basel und als Autorin.

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