Efringen-Kirchen Brillante Klassik-Grazie

Weiler Zeitung
Mit einem ambitionierten Programm von Bach bis kaukasischem Jazz zog die junge rumänische Pianistin Maria Sintamarian die Klavierfreunde in der Kulturscheune Rabe in Bann. Foto: Jürgen Scharf Foto: Weiler Zeitung

Konzert: Klavierrecital mit Maria Sintamarian in der Kulturscheune Rabe

Efringen-Kirchen. Der Grotrian-Steinweg-Flügel in der Kulturscheune Rabe wurde letztes Jahr gründlich restauriert, sodass die Pianistin Maria Sintamarian bei ihrem Klavierrecital am Samstag an einem gut klingenden und funktionierenden Instrument sitzen und ihr sehr avanciertes Programm – wann finden sich auf einem Programmzettel einmal Namen wie György Kurtág, Alban Berg oder George Enescu? – mit lockerer Hand spielen konnte.

Die 26-jährige Rumänin ist eine erfreuliche Erscheinung in der jungen Klavierszene und in der modernen Musik bewandert. Selbstredend sollte man sich nicht vom äußeren Erscheinungsbild verführen lassen, aber die noch in Freiburg studierende Pianistin verfügt wirklich über eine brillante Technik. Und sie ist auch ein Improvisationstalent. Schon bei Bach und Haydn fällt ihre klare Artikulation und schnörkellose Interpretation auf. Haydns As-Dur-Klaviersonate perlt und ist deutlich akzentuiert, mit trocken hingesetzten Vorschlägen und Sforzati.

Sintamarian hat einen sauberen, prägnanten Anschlag, der sich bestens für Kurtág eignet. In den vier Stücken aus „Játékok“ (Spiele) trifft sie in der Nachzeichnung der Linien genau jene Ebene dieser eigenartigen Musik, auf welcher der ungarische Komponist mit reduziertem Klangmaterial arbeitet. Dank ihrer schnellen Spiel- und Bewegungsfreude kann sie im abschließenden Perpetuum mobile mit Tonkaskaden über die gesamte Klaviatur faszinieren. Für diese Pianistin ein wahres Performancestück!

Alban Bergs einsätzige Klaviersonate op.1 nach dem Vorbild Schönberg stellt mit ihren Quartgängen wieder andere, aber auch höchste Ansprüche an den Spieler. Für die Romantiker unter den Pianisten ist die Berg-Sonate ein Stück Moderne, für die Modernen zu romantisch. Maria Sintamarian hält hier sehr klug die Balance in diesen verschiedenen Ebenen und Emotionsbereichen, so dass diese frei tonal wirkende Musik für den klassisch gepolten Zuhörer gut nachvollziehbar war.

In der Pause ist die Klassik-Grazie aus Rumänien samt ihrem abwechslungsreichen, ambitionierten Programm natürlich Gesprächsstoff für die zahlreichen Freunde der Scheune. Bei einem Konzert ist die Stimmung ja auch wichtig, und Maria Sintamarian kommt gut rüber, man hört ihr gerne zu und hat kaum Chancen, sich ihrem Spiel zu entziehen.

Besonders nicht in Enescus zweiter Suite, einem der wichtigsten Klavierwerke ihres Landsmanns, für den sie natürlich ein Händchen hat. Authentischer kann das nicht klingen. Sintamarian ist in dieser Sprache aufgewachsen. Sie spielt diesen Neoklassizismus französischen Stils und die unaufdringlich, aber in der Harmonik doch anwesende rumänische Folklore sehr atmosphärisch. Die Toccata und die wunderbare Sarabande gar in einer leidenschaftlichen Darbietung, die mit der Musik voll übereinstimmte. Wer Enescus Klaviermusik noch nicht kannte, fand hier einen schönen Einstieg.

Umso verblüffender war die Zugabe, in der die Pianistin eine stilistische Kehrtwende machte und erregende Musik in komplizierter Rhythmik der aserbaidschanischen Komponistin Aziza Mustafa Zadeh (die auch „Princess of Jazz“ genannt wird) auf die Tasten des Flügels legte und gelegentlich improvisierte.

Das Publikum war gebannt von dieser virtuosen Jazzeinlage, einer Mischung aus kaukasischem Jazz und klassischer Klaviermusik, in der stellenweise Piazzolla vorbeiflirrt. Fast gefährlich, lieber Christian Rabe, als Veranstalter solche fantastischen Künstler einzuladen, denn diese Pianistin macht süchtig. Man möchte sie wiederhören.

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