Efringen-Kirchen Bürger machen ihrem Unmut Luft

Saskia Scherer

Geschehnisse rund um den Kühl-Brand beleuchtet. Einwohner sind für Standortsverlegung.

Efringen-Kirchen - Mehr als zwei Monate sind seit dem Brand auf dem Gelände der Firma Kühl Entsorgung und Recycling Südwest in Efringen-Kirchen vergangen. Die Stimmung unter den Einwohnern ist nach wie vor aufgeheizt. Dies wurde bei der Info-Veranstaltung am Mittwochabend deutlich, zu der mehr als 100 Bürger kamen. Bürgermeister Philipp Schmid bat mehrfach um Sachlichkeit.

Ihnen brannte offensichtlich vor allem eine Frage unter den Nägeln: ob der Betrieb in Efringen-Kirchen aufrecht erhalten werden kann. „Jetzt wollen Sie hören, dass wir verschwinden – aber wir bleiben“, stellte Kühl-Geschäftsführer Matthias Gutheil klar.

„Bedenken sind nachvollziehbar“

Er räumte aber ein, dass die Bedenken der Bürger nachvollziehbar seien. Und erklärte, dass die Firma sehr offen sei, Teile ihres Betriebs zu erweitern. Aber dafür brauche es Angebote. „Wir sind intensiv auf der Suche.“ Wenn es Flächen gebe, würden sie diese gerne erschließen. Das Genehmigungsprozedere sei jedoch nicht so einfach.

Gemeinderat Karl-Friedrich Hess wies darauf hin, welch große Rolle das Glück bei dem Brand gespielt habe: etwa, dass der Wind die Brandgase nicht ins Wohngebiet blies, dass der Regen Tage zuvor für genügend Löschwasser aus dem Feuerbach sorgte, dass kein unverrückbares Gut auf dem Bahnabstellgleis stand und keine Verletzten zu beklagen waren. „Aber der Betrieb darf nicht auf Glück basieren“, betonte er.

Die vorgestellten Maßnahmen bezeichnete er als „Airbag“. „Die Ursache wird nicht bekämpft“, sagte Hess. Es werde weitere Brände geben, damit müsse man sich beschäftigen. Außerdem platze die Firma Kühl „aus allen Nähten“. Es gehe um die Zuweisung einer geeigneten Betriebsfläche, das sei eine Aufgabe für den Landkreis. Der Standort könne so nicht akzeptiert werden.

Risikoanalyse wird folgen

Georg Lutz, Fachbereichsleiter Umwelt im Landratsamt, konnte die Bedenken verstehen. „Aber das ist die Entscheidung der Firma Kühl“, stellte er klar. Es werde auch eine Risikoanalyse geben. „Experten werden beurteilen, ob die Maßnahmen ausreichen“, kündigte er an. Darauf müsse sich eine Behörde dann aber auch verlassen.

Zum Brand erklärte er, dass Kontrollen ergeben hätten, dass sich die Firma exakt im rechtlichen Rahmen bewegt habe, etwa was die Lagermenge oder die Bestände betraf. Es gebe auch regelmäßige Brandverhütungsschauen. Gemeinderat Rudolf Ritz forderte schärfere Bedingungen für die Genehmigungen.

Mehrere Bürger wiesen am Mittwochabend darauf hin, dass die Mengen zwischen den Betonwänden in der Halle sehr hoch gewesen seien. „Nämlich über die Trennwände hinaus“, merkte eine Bürgerin an, dabei habe die Feuerwehr doch empfohlen, diese höher zu ziehen. Gutheil verwies auf die Statik, die man nicht überstrapazieren wolle.

Ingenieur Andreas Hagemann erklärte, dass Abfall „nicht definiert“ sei und „Überraschungen“ zum Brand führen könnten. „Müll ist aber nicht generell hochexplosiv“, stellte er klar. Er sprach von Kombinationen: „Stellen Sie sich etwa den Boden einer Sektflasche vor, der durch die Sonne zum Brennglas wird.“ Solche Quellen versuche man jedoch mit größter Sorgfalt zu eliminieren, ergänzte Gutheil.

Den Bürgern „stinkt“ es

Aber nicht nur das Brandereignis treibt die Einwohner um, sondern auch die Geruchsbelästigung. „Im Sommer hat es an fünf von sieben Tagen gestunken“, schilderte Alexander Müller seine Erfahrungen. „Dabei hieß es mal, Biomüll erzeuge keine weiteren Emissionen.“ Das locke auch Ratten an. Bürgermeister Philipp Schmid informierte, dass man dabei sei, für die Biomüllsammelcontainer eine Lösung herbeizuführen.

Für Mülltrennung sensibilisieren

Eine Bürgerin schlug eine Schulung vor, um das Thema Mülltrennung ins Blickfeld zu rücken. „Da sind wir dran“, erklärte der Kühl-Geschäftsführer. Es gebe erste Gespräche, um plakativ oder etwa mit Hilfe einer Broschüre mehr Sensibilität zu erzeugen.

Die Frage, ob es möglich sei, sich einmal selbst ein Bild von der Arbeitsweise der Firma Kühl machen zu können, beantwortete Gutheil mit „Ja, gerne.“ Er bat allerdings noch um etwas Zeit.

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