Aufbruchstimmung in Efringen-Kirchen: Mit einer haushohen Mehrheit von 71,3 Prozent der Stimmen hat Carolin Holzmüller die Bürgermeisterwahl am Sonntag gewonnen.
Haushoher Sieg mit 71,3 Prozent der Stimmen
Aufbruchstimmung in Efringen-Kirchen: Mit einer haushohen Mehrheit von 71,3 Prozent der Stimmen hat Carolin Holzmüller die Bürgermeisterwahl am Sonntag gewonnen.
Von Beatrice Ehrlich
Efringen-Kirchen - Dass die Wahl so deutlich ausfallen würde, hatte im Vorfeld kaum einer vermutet, am wenigsten Holzmüller selbst: „Ich bin überwältigt“, sagt sie, mit Tränen in den Augen, nach der Verkündung des vorläufigen amtlichen Ergebnisses durch den Vorsitzenden des Wahlausschusses des Gemeinderats, Karl Rühl. „Ich hätte nicht mit einem Sieg gerechnet, schon gar nicht so hoch“, sagt sie. Für sie beginne jetzt ein neuer Lebensabschnitt, und dann noch: „Das ist ein unglaubliches nachträgliches Geburtstagsgeschenk, das mir die Wähler gemacht haben.“
Siegesgewissheit strahlt kaum jemand aus, als sich ab 18 Uhr nach der Schließung der Wahllokale der Rathausplatz in Efringen-Kirchen nach und nach mit Menschen füllt. Selbst unmittelbar vor der Ergebnisverkündung wird hier von manchen noch mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gerechnet.
Im Rathaus sieht man auch betroffene Gesichter, als sich der Wahlsieg Holzmüllers immer deutlicher abzeichnet. In Huttingen, in Welmlingen, den Ortsteilen, deren Wahlvorstände als erste beim Wahlleiter im Rathaus eintreffen, liege Holzmüller mit rund zwei Dritteln der Stimmen vorne, heißt es auf den Gängen. Aber auch erste anerkennende Worte für die siegreiche Kandidatin sind hier zu hören: Wie sie einfach beeindruckt habe mit ihrem überaus engagierten Wahlkampf in den Ortsteilen. Bis zum letzten Tag, sei es bei einer Feuerwehrübung oder im Gespräch mit Bürgern. Schon um kurz vor 19 Uhr steht dann das Ergebnis fest: 71,3 Prozent für Carolin Holzmüller, 27,1 Prozent für Philipp Schmid. Der in Efringen-Kirchen nie selbst in Erscheinung getretene Samuel Speitelsbach liegt bei 1,1 Prozent, all das bei einer Wahlbeteiligung von 53,5 Prozent. Anerkennender Applaus für die Kandidatin, aber kein überschwänglicher Jubel. Unter den Bürgern auf dem Rathausplatz steht auch der bisherige Bürgermeister Philipp Schmid.
Er gibt er seiner siegreichen Kontrahentin die Hand, zeigt sich als fairer Verlierer. Seine Enttäuschung über die Niederlage lässt sich der haushoch Geschlagene nicht anmerken. „Das gehört zum Berufsrisiko“, so seine Worte, und: „Ich scheide ohne Groll.“
Bevor es dann später in die Halle zum Feiern geht, äußern sich dann doch einige zur siegreichen Kandidatin: Sie habe gezeigt, dass sie über Parteigrenzen hinwegschauen kann, sagt ein Grüner sichtlich beglückt. Und umgekehrt hätten die Parteien es geschafft, ihre Grenzen zu überwinden. Man vertrete zwar verschiedene Positionen, doch: „Wenn es um das Wohl der Kommune geht, sind Farben zweitrangig.“
Der enorme Vertrauensvorschuss, den die Wähler der bis vor wenigen Wochen in Efringen-Kirchen den meisten unbekannten neuen Bürgermeisterin Holzmüller entgegenbringen, ist ihnen selbst bewusst: „Sie hat jetzt acht Jahre Zeit, es zu probieren“, sagt eine Wählerin aus Istein, die mit Mann und Söhnen auf dem Weg zur Feier in die Halle ist. Holzmüller habe alle „gut mitgenommen“, man hoffe auf „mehr Bürgerbeteiligung, mehr Gespräche“.
Der Musikverein spielt, als Carolin Holzmüller dann kurz darauf unter erneutem Applaus das Foyer der Mehrzweckhalle betritt. Mit einem großen orangeroten Blumenstrauß steht sie den Bürgern gegenüber, die sie mit so überraschender Mehrheit ins Amt gewählt haben. Und dann stehen schon die Gratulanten Schlange: Landrätin Marion Dammann, die ihr neben der Hoffnung auf „gemeinsames Gestalten“ das notwendige Quäntchen Glück wünscht und Schliengens Bürgermeister Christian Renkert, der als Vertreter des Gemeindetags Baden-Württemberg die Glückwünsche überbringt. Andreas Schneucker, der sich im Namen des benachbarten Gemeindeverwaltungsverbands Vorderes Kandertal und der Sprengelgemeinden im Markgräflerland über einen „ehrlichen und fairen“ Wahlkampf freut und Kanderns Bürgermeisterin Simone Penner, die Holzmüller im Kreis der Kolleginnen willkommen heißt.
Als großen Vertrauensbeweis für Holzmüller als „gestandene Frau aus dem ländlichen Raum“ bewertet der Bundestagsabgeordnete und FDP-Vorsitzende Christoph Hoffmann den Wahlerfolg seiner Parteifreundin.