Efringen-Kirchen Das Vergessen ist Teil der Vernichtung

Daniel Hengst
Mehr als 40 Interessierte verfolgten die Verlegung der Stolpersteine am Mittwochnachmittag. Foto: Daniel Hengst

Insgesamt 13 Opfern des NS-Regimes wird durch Verlegung von Stolpersteinen ihr Name wiedergegeben. Der Arbeitskreis in Efringen-Kirchen will in den kommenden Jahren insgesamt bis zu 54 dieser Gedenksteine alleine in Kirchen verlegen.

Die Worte, die bei der Verlegung der Stolpersteine in Kirchen und Istein wohl den größten Nachhall haben, zitierte Willfried Bussohn am Ende, als auch der letzte Stein verlegt war: „Das Vergessen der Vernichtung ist Teil der Vernichtung selbst.“ Der frühere Lehrer zitierte damit den Schlusssatz der Rede des ehemaligen Direktors des St. Josefshauses in Herten, Bernhard Späth, der dies 2010 bei der Gedenkveranstaltung in Grafeneck sagte.

Jüngere retteten sich

Mehr als 40 Interessierte kamen am Mittwochnachmittag zusammen, um, wie die Sprecherin des Arbeitskreises Stolpersteine Efringen-Kirchen, Marion Caspers-Merk, sagte, „den Opfern des Nationalsozialismus ihren Namen und ihre Würde zurückzugeben“. An zwei Stellen in Kirchen wurden die Familien geehrt. Gerade die ältere Generation habe den Absprung nicht geschafft oder nicht gewollt. Dafür sei es den jüngeren gelungen, sich mit Hilfe von Verwandten oder Freunden durch Auswanderung zu retten.

Vor der Basler Straße 37 wurde die Familie von Samuel Moses I., die aus insgesamt sechs Personen besteht, gewürdigt. Für die Familie Olesheimer wurden fünf Steine vor der Friedrich-Rottra-Straße 48 verlegt. Hinzu kamen, wie Caspers-Merk erklärte zwei Einzelschicksale: Erstmals wurden in der Reblandgemeinde Stolpersteine für zwei Euthanasieopfer verlegt, die beide aus dem Ortsteil Istein stammen und in Grafeneck getötet wurden.

Erste Steine in Istein

Die beiden Familienschicksale erläuterte der Pfarrer Axel Hüttner, welcher die Familiengeschichte zusammengetragen hatte. Willfried Bussohn hatte die Historien der Euthanasieopfer Otto Brändlin, In der Vorstadt 8, sowie Maria Bertha Brändlin, Fischerau 17, recherchiert. Mit den Stolpersteinen für die Euthanasieopfer wurde nicht nur dies zum ersten Mal in der Kommune berücksichtigt, sondern es wurden damit erstmals die von Gunter Demnig gefertigten Erinnerungssteine in Istein verlegt.

Caspers-Merk hatte ein besonderes Anliegen: Vor den anwesenden Gemeinderäten und Bürgermeisterstellvertreter Karl Rühl warb sie dafür, dass die Anforderung, die Unterschrift des jeweiligen Grundstückseigentümers einzuholen, aufgegeben würde. Durch diese Regelung konnten zehn Steine bislang nicht verlegt werden. Die Sprecherin des AK bedankte sich zudem bei der Gemeinde für die Unterstützung durch den Bauhof, welcher die Bereiche nicht nur für die Verlegung vorbereitet hatte, sondern bei der Veranstaltung zudem nach dem Feierabend noch verlegte. Otto Hildebrand umrahmte mit seiner Oboe und Stücken von Vivaldi sowie Telemann die Zeremonien musikalisch.

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