Efringen-Kirchen Den Bäumen zu Leibe rücken

Kerstin Pommerenke
Von guten Scheren und perfekten Schnitten: Klaus Nasilowski weiß Rat.   Foto: Kerstin Pommerenke

Im Baumschnittkurs mit Kreisobstberater Klaus Nasilowski

Minus vier Grad zeigt das Thermometer, die zaghaften Sonnenstrahlen tauchen alles in ein fahles Licht. Warm eingepackt treffen sich die Teilnehmer beim Obstbaumschnittkurs des Kreisobst- und Gartenbauverbands mit Klaus Nasilowski.

Von Kerstin Pommerenke

Efringen-Kirchen - Gemeinsam geht es in den nahen Garten eines Kursteilnehmers in Wittlingen. Nasilowski, Berater für Obst- und Gartenbau beim Landkreis Lörrach, bietet solche Kurse seit Jahrzehnten an. Am Abend zuvor haben die Teilnehmer gelernt, wie ein Baum aufgebaut ist und wie er versorgt wird. Die Unterschiede zwischen Stein- und Kernobst kamen zur Sprache.

Nun aber zur Praxis: Verschiedene Obstbäume warten auf die gut ausgerüstete Gruppe. Nasilowski startet mit einer kurzen Materialkunde.

Was eine gute Schere ausmacht

Was zeichnet eine gute Schere aus? Seiner Meinung nach ist sie einseitig geschliffen und die einzelnen Teile lassen sich austauschen. Für Vielschneider lohne sich eine Schere mit drehbarem Griff, sagt er, denn dann entstünden keine Blasen. Zwei Arten Sägen gibt es: Die Baumsäge ist idealerweise leicht gekrümmt, so dass sie nicht so leicht abrutscht und für den Transport einklappbar. Bei der Bügelsäge ist der Winkel des Sägeblatts verstellbar, das Blatt kann für den Transport auf die Innenseite gedreht werden. Liebling der Teilnehmer wird die Teleskopschere, auch wegen ihres Spitznamens: die Giraffe.

Nasilowski empfiehlt die Werkzeuge in Schutzhüllen oder Köchern am Gürtel um die Hüfte zu tragen, und die Schere nicht in die Hosentasche zu stecken. So sind die Hände zum Klettern frei, und bei einem Sturz verletze man sich nicht am eigenen Werkzeug. Gut sei auch eine Schutzbrille. Die Teilnehmer werden in vier Kleingruppen aufgeteilt, die sich jeweils einem alten Obstbaum zuwenden. Langsam kriecht die Kälte in die Gliedmaßen. Da aber jeder mal auf die Leiter steigen und sich ausprobieren darf, ist die Kälte schnell vergessen

Gesundheit und Ertrag, nicht Schönheit

Einige Teilnehmer gestehen, dass sie die Bäume oft nach optischen Gesichtspunkten schneiden. Schön soll es aussehen. Das lässt Nasilowski nicht gelten. Hier geht es um die Gesundheit und den Ertrag der Bäume. Die Baumform sollte einer Pyramide gleichen, so dass die oberen Äste die unteren nicht überbauen und ihnen das Licht wegnehmen. Zuerst wird entschieden, welches die Mitte des Baumes ist. Die soll gestärkt werden. Sind Äste daneben zu dominant, sollten sie entfernt werden. Ungefähr um ein Viertel wird der Baum jährlich zurückgeschnitten. So kann man ihn mit den Jahren formen.

Es entspinnen sich eifrige Diskussionen unter den Teilnehmern, welchen Ast man abschneidet und welchen besser nicht. Nasilowski lacht: „Es gibt nie nur eine Möglichkeit. Wenn wir die optimale suchen, stehen wir morgen früh noch da.“ Senkrechte Langtriebe, auch Wasserreiser genannt, werden zurückgeschnitten. Sie bilden keine Früchte und überschatten alles darunter. Der Schnitt sollte nicht direkt am Stamm erfolgen, immer ein kleiner Astring stehen bleiben. So kann der Baum die Wunde besser verschließen. Bei älteren Wunden sollte der Baumschneider jeweils einen Trieb stehen lassen. Dadurch kann der Baum zur Wundheilung Nährstoffe an diese Stelle transportieren. Einkürzen lässt sich der Trieb schon. Wenn man ein Auge stehen lässt, kann er sich an dieser Stelle neu verzweigen. Der Baum wird dichter.

Nach dem Einkürzen den Schluss finden

Ein Teilnehmer steht oben in der Baumkrone des alten Apfelbaums und kann gar nicht mehr aufhören. Ein Trieb nach dem anderen fällt der Schere zum Opfer. Nasilowski ruft: „So, und jetzt runter, runter, runter“. Unter großem Hallo steigt der Mann von der Leiter. Der nächste Baum ist an einer Seite abgestorben. Ein Pilz hat sich im morschen Holz angesiedelt. Der Baum trägt zwar Blätter und Früchte, verliert aber langfristig seine Statik. Die Sonne wärmt inzwischen schon ein wenig. Anekdoten und Fachwissen werden ausgetauscht, die Arbeit der anderen Kleingruppen begutachtet. Dann wird zusammengepackt. Vor der Mittagspause gehen alle noch in einen weiteren Garten.

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