Efringen-Kirchen Die Bürokratie ist kaum zu meistern

Weiler Zeitung
Zouzan Arabo (35) ist eine starke Mutter mit fünf, teils erwachsenen Kindern, die sich aber nicht fotografieren lassen wollte. Sie flüchtete vor dem Bürgerkrieg in Syrien und lebt nun in der Flüchtlingsunterkunft in Efringen-Kirchen. Serhat Isler (l.) hat das Gespräch übersetzt. Foto: Marco Schopferer Foto: Weiler Zeitung

Welche Sehnsüchte eine syrische Mutter (35) von fünf Kindern im Efringen-Kirchener Flüchtlingsheim hat

Von Marco Schopferer

Efringen-Kirchen. Hundert Bewohner sind aktuell in der Flüchtlingsunterkunft am Rande von Efringen-Kirchen untergebracht, und gerade in den gemeinsam genutzten Räumen wird mehr als nur ein Quäntchen Toleranz abverlangt. Die 35-jährige Zouzan Arabo aus Syrien, Mutter von fünf Kindern, hat dann auch nur einen Wunsch: So schnell wie möglich in eine eigene Wohnung zu ziehen.

Zouzan gehört nicht zu jenen Menschen, die sich aufgrund ihres Schicksals in Selbstmitleid üben. Nur auf Nachfrage erzählt sie in knappen Worten, was sie erlebt hat – in vom Bürgerkrieg heimgesuchten Syrien und hier in Deutschland. Sie erzählt davon, wie schwierig es war, von ihrer Heimat loszulassen. Alleinstehend hatte sie ihre fünf Kinder durchzubringen. Vor drei Jahren verschwand ihr Mann, „der ging morgens zur Arbeit und kam dann nicht mehr zurück“, sagt sie. Was mit ihm passiert sein könnte, kann sie nicht sagen.

Und im vergangenen Jahr spitzte sich der Bürgerkrieg immer weiter zu. Bomben und Schüsse fielen: „Wir hatten Angst auf die Straße zu gehen“. Und auch ihre beiden Geschwister, die seit vielen Jahre in Düsseldorf und Lörrach leben, drängten die 35-Jährige zur Flucht. „Mein Schwester hat uns auf die Liste gesetzt“, so dass sie im Rahmen eines humanitären Akts direkt von Deutschland aufgenommen wurden. So blieb den Arabos wenigsten die gefährliche Flucht über den Land- und Schiffsweg erspart.

Am 26. Dezember landeten sie in Frankfurt, kamen über diverse Aufnahmelager nach Efringen-Kirchen, besitzen bereits einen festen Flüchtlingsstatus und versuchen immer noch hier Fuß zu fassen.

Das ist gar nicht so einfach. Die überbordende Bürokratie ist kaum zu meistern: „Du wirst von Amt zu Amt geschickt“, sagt die 35-Jährige und schüttelt nachdenklich den Kopf über all den auf Papier gedruckten Formularirrsinn, der auf ein Abstempeln wartet. Zum Glück hat sie in Sandra Basset aus Efringen-Kirchen eine wichtige Stütze für Behördengänge gefunden.

Ob Deutschkurse für die erwachsenen Kinder in Lörrach oder Schulanmeldungen für die Jüngeren in Efringen-Kirchen. Irgendwie geht es doch vorwärts. Vielleicht darf der Dreijährige demnächst in den Kindergarten, die entsprechenden Formulare habe man jedenfalls ausgefüllt.

Schön sei Deutschland bislang nicht, sagt Zouzan offen. Zu sechst unter einem Dach auf beengtem Raum mit so vielen verschiedenen Nationen, und alle Bewohner müssen sich Duschen, Bäder und Kochgelegenheiten teilen, das führt zwangsläufig zu nervenaufreibenden Konflikten und auch Anzüglichkeiten, die es abzuwehren gilt. Oft denke sie an ihr eigenes Haus in Syrien: „So was gibt man ja nicht freiwillig auf“ und irgendwie will die junge Syrerin die Hoffnung nicht aufgeben, irgendwann wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können, wo ja auch noch die Eltern und zwei Schwestern leben.

Doch derzeit bleibt dies ein Traum, und man blickt den Realitäten ins Auge, einem Leben im Markgräflerland. Damit die Familie wirklich Fuß in ihrer neuen Heimat fassen kann, braucht es eine Wohnung. Einen Rückzugsraum, in dem eine Familie auch Familie sein darf. „Toll wäre eine Drei-Zimmer-Wohnung mit einem eigenen Zimmer für die beiden Jungs (3 und 17 Jahre) und für die Mädchen (15, 19, 21 Jahre)“, sagt Sandra Basset. Um den pünktlichen Mieteingang müsste sich ein Vermieter keine Gedanken machen. Der sechsköpfigen Familie steht eine 120 Quadratmeter Wohnung zu, die Miete nach Harz-IV-Berechnung würde pünktlich vom Amt überwiesen. Zumindest bis die Arabos ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können. Und daran arbeiten die Jugendlichen mit ihren Sprachkursen auch schon fleißig. Denn ein Ziel hat man ganz konkret vor Augen: Wieder wie eine ganz normale Familie zu sein. Und wenn es sein muss und möglich ist, eben auch im derzeit noch fremden Deutschland.

u Ansprechpartnerin beim Asylkreises „Fürenand“ für die Familie Arabo ist Sandra Basset, Tel. 07628 / 8055123

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