Neue Live-Platte
Gerade in der Corona-Krise habe sich gezeigt, dass Kunst wie Filme und Musik wichtig ist. „Wir müssen die Kunst verteidigen. Daher ist die ,Night of Lights’ eine tolle Idee, denn so kommt die Branche in die Medien und wieder in die Köpfe der Menschen zurück – nicht, dass es zum Gewohnheitsgut wird“, meint Schmier.
Doch stillgestanden ist Destruction trotz Lockdown nicht: Laut Schmier hatte die Band gut zu tun. Sie hatten an einer neuen Live-Platte gearbeitet. Neben der „Corona-Platte“, wie sie Schmier nennt, galt es auch, diese zu promoten und drei Videoclips zu drehen. „Das waren kleine Highlights für mich und auch eine Motivation weiterzuarbeiten. Wir haben uns von kleinem Erfolg zu kleinem Erfolg gehangelt.“
Doch ein Problem, das die Veröffentlichung der Platte erschwerte, war: „Die letzten Bastionen, wie Musikhändler, hatten zu. Die Künstler in ganz Europa waren auf Eis gelegt. Und auch im Ausland war es zusätzlich erschwert, eine neue Platte rauszubringen“, berichtet der Metal-Sänger und fügt hinzu, dass auch viele Alben von anderen Bands erst einmal auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurden.
„Das Album zuerst digital auf den Markt zu bringen und nicht physisch, war ein Experiment und auch etwas gewagt“, berichtet Schmier. Denn das Risiko besteht, dass Fans die CD nicht kaufen würden, wenn sie das neue Album bereits über Streaming-Portale hören konnten. „Das Gute ist, dass unter den Fans des Metal-Genres viele Sammler sind und die Platte dann auch zu Hause haben wollen“, fügt Schmier hinzu.
Dennoch steht für Schmier fest: „Die Kultur steht still, da muss etwas passieren.“ Denn Destruction musste bisher 200 Konzerte absagen und noch dazu zehn bis 20 Festivals. „Das fehlt uns extrem, denn es ist immer ein tolles Erlebnis und jedes Jahr ein Highlight“, schildert Schmier.
Corona als Einfluss
„Wir spielen bereits seit 1983 und sind daher gewohnt zu reisen. Für mich waren die vier Monate, wie doppelt eingesperrt zu sein, und es war eine Strafe, nicht spielen zu können“, schildert Schmier. Doch die Corona-Krise wird auch ein neues Album prägen, weiß Schmier. „Nur Corona als Thema wäre zu düster, aber die Dinge, die durch das Virus aufgezeigt und beleuchtet wurden, werden zur Sprache kommen. Unsere Texte sind vielleicht nicht jedermanns Sache, aber sie sollen wachrütteln. Wir waren schon immer gesellschaftskritisch.“
Nun ist Schmier erst einmal zuversichtlich: Auch wenn das Konzert nicht wie gewohnt stattfinden wird, ist es dennoch ein neuer Einstieg. „Es gibt wieder Hoffnung und zeigt Licht am Ende des Tunnels“, sagt Schmier und fügt hinzu: „Die Menschen brauchen Perspektiven, sonst kommt die Frustration und auch Randale, wie Stuttgart gezeigt hat. Die Zeichen stehen auf Sturm.“