Efringen-Kirchen „Die Zeichen stehen auf Sturm“

Weiler Zeitung

Trash-Metaller Schmier von der Band Destruction über den ersten Auftritt nach dem Corona-Lockdown und die Situation der Unterhaltungsbranche

Den Menschen wieder Perspektive schaffen und das auch durch ein Konzert: Die Band „Destruction“ steht nächsten Freitag und Samstag auf der Z 7-Bühne in Pratteln. Der gebürtige Efringen-Kirchner sowie Sänger und Bassist der Band, Schmier, berichtet über den ersten Auftritt nach dem Lockdown und die Musik als Kulturgut.

Von Alisa Eßlinger

Efringen-Kirchen . Das Konzert ist bereits ausverkauft. Die Trash-Metal Band „Destruction“ spielt nämlich nächsten Samstag im Z7 in Pratteln. Der Ansturm auf eines der ersten Konzerte nach dem Lockdown war groß, darum haben Veranstalter und Band entschieden: Auch am Freitag soll es noch einen Auftritt für Destruction geben. „Wenn man schon mal da ist, dann kann man gleich zwei Konzerte machen“, scherzt Schmier (bürgerlicher Name: Marcel Schirmer), der Sänger und Bassist von Destruction, und fügt ernster hinzu: „Das ist für uns eine tolle Sache, dass wir in unserem Lieblingsclub in der Schweiz spielen. Es ist ein wirkliches Privileg, so früh wieder auftreten zu dürfen“, sagt der Efringen-Kirchner.

Doch anders als gewohnt, dürfen wegen der Corona-Richtlinien nur 300 Fans die Band spielen sehen. Zwar fände der Destruction-Sänger es besser, vor mehr Menschen auftreten zu dürfen, aber gleichzeitig hebt er hervor: „Bei 300 Besuchern ist die Höhe der Auflagen noch vernünftig. Ich finde es schon allein gut, dass es wieder ein Konzert geben kann. Daher muss das einfach vernünftig umgesetzt werden.“ Dabei sagt er gleichzeitig, dass es nun ein Versuch ist, wie es auch mit Corona wieder weiter gehen kann. Denn Schmier weiß auch, dass die Unterhaltungsbranche eine der Ersten sein wird, die bei einer zweiten Welle wieder zu machen muss.

„Night of Lights“

Viele Bands hätten zwar Internet- oder Auto-Konzerte angeboten, aber für Schmier ist es nicht dasselbe. „Auch wenn ich sehr froh über das Internet und die Social Medias bin, kann es ein richtiges Konzert nicht ersetzten. Man muss Konzerte erleben.“

Darum findet der Trash-Metaller, dass es der Untergang der Unterhaltungsbranche wäre, wenn Konzerte nur noch zu Hause stattfinden könnten. „Viele aus meiner Branche haben Angst davor, dass die Corona-Krise gezeigt hat, dass Konzerte auch ausschließlich in digitaler Form stattfinden können“, erklärt Schmier.

Darum steht er hinter der Aktion „Night of Light“, bei der am Dienstagabend Wahrzeichen und Veranstaltungsorte rot angestrahlt wurden: „Die Unterhaltungsbranche besteht nicht nur aus Bands. Das ist ein riesiger Sektor und daher ist es super, wenn man aufzeigt, dass der gesamten Branche das Wasser bis zum Hals steht“, findet Schmier.

Neue Live-Platte

Gerade in der Corona-Krise habe sich gezeigt, dass Kunst wie Filme und Musik wichtig ist. „Wir müssen die Kunst verteidigen. Daher ist die ,Night of Lights’ eine tolle Idee, denn so kommt die Branche in die Medien und wieder in die Köpfe der Menschen zurück – nicht, dass es zum Gewohnheitsgut wird“, meint Schmier.

Doch stillgestanden ist Destruction trotz Lockdown nicht: Laut Schmier hatte die Band gut zu tun. Sie hatten an einer neuen Live-Platte gearbeitet. Neben der „Corona-Platte“, wie sie Schmier nennt, galt es auch, diese zu promoten und drei Videoclips zu drehen. „Das waren kleine Highlights für mich und auch eine Motivation weiterzuarbeiten. Wir haben uns von kleinem Erfolg zu kleinem Erfolg gehangelt.“

Doch ein Problem, das die Veröffentlichung der Platte erschwerte, war: „Die letzten Bastionen, wie Musikhändler, hatten zu. Die Künstler in ganz Europa waren auf Eis gelegt. Und auch im Ausland war es zusätzlich erschwert, eine neue Platte rauszubringen“, berichtet der Metal-Sänger und fügt hinzu, dass auch viele Alben von anderen Bands erst einmal auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurden.

„Das Album zuerst digital auf den Markt zu bringen und nicht physisch, war ein Experiment und auch etwas gewagt“, berichtet Schmier. Denn das Risiko besteht, dass Fans die CD nicht kaufen würden, wenn sie das neue Album bereits über Streaming-Portale hören konnten. „Das Gute ist, dass unter den Fans des Metal-Genres viele Sammler sind und die Platte dann auch zu Hause haben wollen“, fügt Schmier hinzu.

Dennoch steht für Schmier fest: „Die Kultur steht still, da muss etwas passieren.“ Denn Destruction musste bisher 200 Konzerte absagen und noch dazu zehn bis 20 Festivals. „Das fehlt uns extrem, denn es ist immer ein tolles Erlebnis und jedes Jahr ein Highlight“, schildert Schmier.

Corona als Einfluss

„Wir spielen bereits seit 1983 und sind daher gewohnt zu reisen. Für mich waren die vier Monate, wie doppelt eingesperrt zu sein, und es war eine Strafe, nicht spielen zu können“, schildert Schmier. Doch die Corona-Krise wird auch ein neues Album prägen, weiß Schmier. „Nur Corona als Thema wäre zu düster, aber die Dinge, die durch das Virus aufgezeigt und beleuchtet wurden, werden zur Sprache kommen. Unsere Texte sind vielleicht nicht jedermanns Sache, aber sie sollen wachrütteln. Wir waren schon immer gesellschaftskritisch.“

Nun ist Schmier erst einmal zuversichtlich: Auch wenn das Konzert nicht wie gewohnt stattfinden wird, ist es dennoch ein neuer Einstieg. „Es gibt wieder Hoffnung und zeigt Licht am Ende des Tunnels“, sagt Schmier und fügt hinzu: „Die Menschen brauchen Perspektiven, sonst kommt die Frustration und auch Randale, wie Stuttgart gezeigt hat. Die Zeichen stehen auf Sturm.“

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