Efringen-Kirchen „Müssen konsequent durchgreifen“

ilz

Schulzentrum - Vandalismus / Gemeinde fordert Kosequenzen / Rektor moniert mangelnde Kommunikation

Efringen-Kirchen - Toiletten werden verstopft und Lehrer gemobbt: Die Verwaltung prangerte in der jüngsten Gemeinderatssitzung die Zustände am Schulzentrum an und will härter durchgreifen. Die Schulleitung bemängelt indes fehlende Kommunikation. Denn eingeladen war sie zur Sitzung nicht.

An der Schule gebe es nicht nur eine kleine Gruppe, die randalieren, es werde unter anderem auch in Klassenzimmern geraucht, Lehrer, Hausmeister und auch eine Verwaltungsmitarbeiterin seien zudem von Schüler gemobbt worden, sagte Bauamtsleiter Klaus Lehmeyer. „Das zieht sich bis in den privaten Bereich hinein.“ Etwa 18 bis 20 Schüler seien dafür verantwortlich. Er habe bereits erste Maßnahmen ergriffen und alle Toiletten sperren lassen. Nur noch die in der Nähe des Hausmeisterbüros seien offen, erklärte Lehmeyer in der Sitzung am Montagabend.

Auch die von den Krawallmachern zerstörten Handtuchhalter werde die Gemeinde als Besitzerin des Gebäudes vorerst nicht ersetzen. Den Schülern müsse klar gemacht werden, dass ihr Handeln Konsequenzen hat. „Das können wir uns nicht bieten lassen“, so der Bauamtsleiter, der keinen Hehl daraus machte, dass er gerne auch härtere Maßnahmen ergreifen würde. „Wenn es nach mir ginge, würden die von der Schule fliegen.“ Denn dadurch, dass es keine oder nur marginale Konsequenzen habe, wenn die Schüler „Mist bauen“, würden die Verantwortlichen in ihrem Handeln nur noch bestärkt. In erster Linie sieht Lehmeyer die Eltern in der Verantwortung. Aber auch die Schulleitung müsse alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ausschöpfen. „Wir müssten einfach mal ein Exempel statuieren“, fand Lehmeyer deutliche Worte.

Die Gemeinderäte zeigten sich von den Schilderungen der Zustände im Schulzentrum überrascht. Karl Rühl (CDU) und Marianne Staiger-Dold (Grüne) regten an, das Gespräch mit der Schulleitung zu suchen. Denn auch wenn es nicht einfach sei, müsse es Möglichkeiten geben, der Situation Herr zu werden. Bernd Münkel (FDP) sah in diesem Zusammenhang den Schulsozialdienst und das Jugendzentrum vermehrt in der Pflicht. Auch der Elternbeirat sei doch eben für solche Sachen zuständig.

Der Großteil der Schüler verhält sich einwandfrei

An dieser Stelle meldete sich Grünen-Gemeinderat und Elternbeiratsvorsitzender am Schulzentrum Thomas Schulte zu Wort. Er nahm zunächst den Großteil der Schüler und den Lehrkörper in Schutz. „Die Schulleitung ist engagiert.“ Klar sei aber, dass es Probleme gibt. „Wir sind dabei zu sanktionieren“, erklärte Schulte. Diese Sanktionen aber müssten auf soliden Ermittlungsergebnissen beruhen, weshalb er um Geduld bat.

Die Situation in den Griff zu bekommen, sei dringend notwendig, bestätigte auch Schulte. „Nichts wird von der großen Mehrheit der Schüler mehr gefordert.“ Denn man dürfe trotz all der Aufregung nicht vergessen, dass es nur ein kleiner Teil der Schüler sei, die Probleme mache, betonten auch Anja Schaffhauser (Grüne) und Hanspeter Buck (SPD). Einig war man sich im Ratsrund, dass im Fall von Vandalismus oder Bedrohung, Strafanzeige gestellt werden muss. Zudem sollen laut Lehmeyer alle Möglichkeiten zur Sanktionierung ausgeschöpft werden.

Kevin Brändlin (FDP) regte zudem an, den Gemeindevollzugsdienst in der Schule einzusetzen. „Es kann nicht sein, dass jemand einen Strafzettel bekommt, weil er fünf Minuten in Halteverbot steht und im Schulzentrum wird randaliert, ohne dass etwas passiert.“ Ein entsprechendes Vorgehen werde geprüft, so Lehmeyer.

Abhilfe könnten zudem Bodycams bringen, die von den Hausmeistern getragen werden, und auch ein „WC-Logbuch“ könne von den Lehrern geführt werden, schilderte Lehmeyer weitere mögliche Vorgehensweisen.

Dem widerspricht Schulleiter Volker Pietschmann im Gespräch mit unserer Zeitung vehement. Eine solche Maßnahme bringe aus seiner Sicht nichts. „Die Lehrer müssten ja nach jedem Toilettengang der Schüler die Anlagen überprüfen.“

Besonders ärgert sich der Schulleiter darüber, dass sich die Verwaltung in die pädagogischen Konzepte der Schulleitung einmische, ohne die Zustände wirklich zu kennen. Zwar räumt er ein, dass es Probleme mit „einer Hand voll Schülern“ gibt, es werde aber bereits einiges unternommen, um der Situation Herr zu werden. Stundenlang führe er Gespräche mit den Schülern. Bei Uneinsichtigkeit drohe Hausmeisterdienst oder ein Elternbrief.

Auch bemängelt Pietschmann, dass in der Diskussion um das Schulzentrum vieles in einen Topf geworfen werde. Schließlich könne die Schule nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wie sich die Schüler in ihrer Freizeit und abseits des Schulgeländes verhalten.

Am meisten ärgert Pietschmann aber, dass er nicht zur Sitzung eingeladen wurde und ihm im Vorfeld auch nicht Bescheid gesagt worden ist. „Das geht gar nicht.“ Dabei ist Schulleiter zu Gesprächen bereit und zeigt sich prinzipiell auch mit der Haltung der Verwaltung einverstanden „Wir müssen konsequent durchgreifen.“ Was die Vorgehensweise angeht, unterscheidet sich sein Ansatz aber von dem des Bauamtsleiters, der sich über die mutwillige Zerstörung im Schulzentrum am Montagabend wohl auch deshalb so verärgert zeigte, weil in der gleichen Sitzung Arbeiten im Zuge der Sanierung der Schule für rund 150 000 Euro vergeben wurden (wir berichten noch).

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