Efringen-Kirchen Ein begeisternder Liederabend

Weiler Zeitung
Schlechte Akustik, toller Gesang. Der Sängerbund Efringen-Kirchen unter der Leitung von Erhard Zeh begeisterte am Samstag das Publikum in der Aula der Mehrzweckhalle. Foto: Marco Schopferer Foto: Weiler Zeitung

Jahreskonzert: Sängerbund Efringen-Kirchen blickt weit in Musikgeschichte zurück / Musikalische Perlen

Ein Liederabend besonderer Art, der so vielleicht nie wieder stattfinden wird: Dirigent Erhard Zeh entschuldigte sich gleich zu Beginn des Konzerts für die akustischen Unzulänglichkeiten in der renovierten Aula der Mehrzweckhalle. Und doch begeisterte der Sängerbund Efringen-Kirchen am Samstag sein Publikum mit seinem ganz persönlichen Rückblick auf 600 Jahre Sangeskunst.

Efringen-Kirchen. Sechs Jahrhunderte zurück und für den Kunstliebhaber gibt sich in Museen ein ganz besonderes Bild: Maler lernten erstmals eine recht unbeholfen wirkende dreidimensionale Darstellung, und auch Schatten tauchten erstmals auf den Leinwänden auf. Die kitschige und realitätsgetreue Romantik sollte noch hunderte von Jahren auf sich warten lassen.

Sich historisch so weit in die Sangeskunst zurückzuwagen, scheint auf den ersten Blick ein heikles Unterfangen. Ein Klavier und die meisten heute bekannten Musikinstrumente wurden erst viel später erfunden. Mit einfachem Lauten- und Zitterspiel genügte sich die höhere Gesellschaft damals weitgehend. Umso erstaunlicher, welche musikalischen Perlen der Sängerbund da aus einer musikalisch mitunter trivial anmutenden Kulturzeit ausgrub und im Foyer der Mehrzweckhalle darbot.

Mit dem noch gängigen „Viva la Musica“ zogen die Sängerinnen und Sänger schlendernd ein und positionierten sich in leger-edlen schwarz-roten Kostümen auf der Bühne. Es folgten Stücke aus dem 16. Jahrhundert von Melchior Franck („Kommt, ihr G`spielen“), Giovanni Gastoldi („An hellen Tagen“), das leicht verunglückte „Landsknechtsständchen“ von Orlando die Lasso und das sanglich überzeugend umgesetzte Stück von Johann Rudolf Ahles „Was mag doch dies Welt“.

Mit Johann Jeep (Musica, die ganz liebe Kunst), Johann Kaspar Bachofen („Viele verachten die edle Musik“, Paul Peuerl (Musica), John Dowland („Komm zurück“) verabschiedete man sich aus dem 17. Jahrhundert und begeisterte mit der moderneren Fassungen von Leopold Mozarts („Bourée“) und Beethovens „Schmeichelnd, hold und lieblich“, einem Vorgänger der 9. Sinfonie. Das Publikum spendete begeisterten Applaus.

In der zweiten Hälfte intonierte der Sängerbund das englische Volkslied „Die Welt ist voll Musik“ mit einem phantastischen Intermezzo zwischen Sopran und Tenor, Friedrich Silchers „Frisch gesungen“, motivierte mit „Singen macht Spaß“ von Uli Führe zum Mitsingen und bot von Reinhard Mey „Welch ein Geschenk ist ein Lied“ und „Gib mir Musik“ einen riesigen Bogen konzertanter Gesangskunst.

24 Lieder aus sechs Jahrhunderten

24 Lieder aus sechs Jahrhunderten präsentierte der Chor an diesem kurzweiligen Abend, den Uli Pfleiderer an der Laute und Gitarre sowie Sylke Mehnert am Klavier begleiteten. Der Sängerbund schuf damit ein unvergessenes Konzerterlebnis, das sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Verabschiedet wurde das Publikum mit dem Lied „Have a nice day“, und als Reaktion auf die begeistert herbeigeklatschte Zugabe gab es mit dem Volkslied „Der Mond ist aufgegangen“ noch einen überaus verzaubernden Gänsehautmoment mit auf den Heimweg.

Viele Besucher entschieden sich zunächst für einen gemütlichen Ausklang an den Bistrotischen mit anregenden Gesprächen. Wohl wissend, an diesem Abend einem ganz besonderen Gesangerlebnis beigewohnt zu haben, das es wahrscheinlich dank der neuen „Schallschutzschluckdecke“ und ihrer „furztrockenen Akustik“ (Erhard Zeh) an diesem Ort vielleicht nie wieder geben wird.

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