Efringen-Kirchen Ein langer Dienst für die Kirche geht zu Ende

Beatrice Ehrlich
Christel Dreher wurde verabschiedet. Foto: Rahel Dreher

Verabschiedung: In der Kirche in Mappach wurde die Prädikantin Christel Dreher verabschiedet

Von Beatrice Ehrlich

Mappach. 20 Jahre lang hielt Christel Dreher als Prädikantin Gottesdienste in den Kirchen im Rebland. Ab jetzt sitzt sie wieder auf der anderen Seite – in der Kirchenbank.

Christel Dreher freut sich über den herzlichen Abschied: Die lieben, wertschätzenden Worte von Pfarrer Martin Braukmann, der Prädikantenbeauftragten Bertina Müller und dem Vertreter des Ältestenkreises hätten sie bewegt, berichtet sie.

Am erfüllendsten in Erinnerung bleibt der 77-Jährigen, die in Maugenhard wohnt, aber ihre Zeit als Prädikantin selbst: 20 Jahre, in denen sie ehrenamtlich Gottesdienste in den Kirchen der Rebland-Gemeinden gehalten hat. Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, aber auch ganz normale Sonntagsgottesdienste gehörten über viele Jahre zu ihren Aufgaben. Besonders intensiv war ihr Einsatz während einer dreijährigen Vakanz, als es keinen Gemeindepfarrer gab. Taufen habe sie immer sehr gern vollzogen, berichtet Dreher: Familie und Freunde sind versammelt, um einem kleinen Menschen Gottes Segen mit auf den Weg zu geben.

Nicht missen möchte sie auch die Trauerfeiern: wenn die Kirche voll war wie sonst nur selten und die Vereine mit dabei. Den Menschen in einem solchen Moment Trost zusprechen zu können, habe sie als erfüllend empfunden. Wenn sie eine Amtshandlung ausführte, trug Dreher den schwarzen Talar. „Das hat etwas für sich: Man nimmt sich zurück und tritt in den Dienst einer Sache.“

Ehrenamt im Auftrag der Gemeinde

Der Dienst als Prädikantin ist ehrenamtlich. Man erhält zwar eine Aufwandsentschädigung und Fahrgeld, ein Unterhalt lässt sich damit aber nicht bestreiten. Als Christel Dreher zum ersten Mal von der Möglichkeit hörte, sich zur Prädikantin ausbilden zu lassen, habe sie die Ohren gespitzt. Nach vielen Jahren in der Frauen- und Kinderarbeit sei in der Gemeinde die Frage aufgekommen, ob einfache Gemeindeglieder im Gottesdienst das Wort ergreifen können.

Sich ausbilden zu lassen, um selbst Gottesdienste zu halten, erschien ihr verheißungsvoll. Wegen familiärer Pflichten, auch wegen des frühen Tods ihrer Mutter, als sie 14 Jahre alt war, hatte die Grenzacherin nach dem Realschulabschluss keine weitere Ausbildung gemacht. Nun war sie 57 und hatte Freiraum. Voller Wissbegier besuchte sie die Prädikantenausbildung. An vier intensiven Wochenenden in Karlsruhe lernte sie, wie man einen Gottesdienst aufbaut. Sie bekam Material für Predigten an die Hand. Die Taufe wurde mit einer Puppe geübt. Auch später nahm Christel Dreher jede Gelegenheit wahr, sich fortzubilden, ein wunderbarer Ausgleich zum Alltagsleben, erinnert sie sich. Die Predigten, die sie gehalten hat, schrieb Dreher in den allermeisten Fällen selbst. Die Bibel habe sie schon immer gern gelesen. Nun folgte eine viel intensivere Beschäftigung damit: das „Nachgraben“ an einzelnen Stellen, die Erforschung des geschichtlichen Hintergrunds und die Frage, was es für Kommentare dazu gibt.

In ihrer Zeit hatte Christel Dreher auch mit herausfordernden Momenten zu tun, etwa einer Trauerfeier für die 40-jährige Mutter dreier Kinder. „Wenn eine solche Aufgabe an mich herantritt, will ich mich dem auch stellen“, sagt sie. Sie verlasse sich darauf, dass Gott ihr die nötige Kraft und Weisheit gibt. Was sie selbst immer wieder besonders bewegt hat, war der Moment, in dem sie der Gemeinde im Gottesdienst den Segen zusprach – „dass ich kleiner Mensch das kann“. Sie habe empfunden, Teil von etwas zu sein, das über das Begreifbare hinausgeht. Gern denkt sie zurück an das herzliche Willkommen, das ihr entgegengebracht wurde, die spürbare Freude, dass jemand die Aufgabe des Pfarrers übernimmt.

Nun sei der Moment gekommen, aufzuhören. Langweilig werde ihr deshalb bestimmt nicht werden, lacht sie. „Ich bin offen für das, was vielleicht noch kommt.“ In den vergangenen Jahren hat sie ihre Lebenserinnerungen aufgeschrieben für die Familie. Eine schöne Gelegenheit sei das gewesen, alles noch einmal in Erinnerung zu rufen und sich daran zu freuen. Sie empfiehlt allen älteren Menschen, dies zu tun. Irgendwann gebe es niemanden mehr, der sich an die Vorfahren erinnert.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading