Efringen-Kirchen Eine Bohne mit vielen Facetten

Weiler Zeitung
Rainer Homberger drischt Soja bei Tannenkirch – die Maschine dafür stellt das Lohnunternehmen Ketterer aus Kirchzarten. Foto: Jutta Schütz Foto: Weiler Zeitung

Landwirtschaft: Im Rebland wird zunehmend Soja angebaut / Viele Vorteile, aber auch Herausforderungen

Geringe Produktionskosten, relativ einfache Pflege und Vorteile für nachfolgende Kulturen: Der Sojaanbau könnte künftig für noch mehr Landwirte im Rebland attraktiv werden. Im Kandertal macht Rainer Homberger bereits gute Erfahrungen mit dem Anbau der Kulturen.

Efringen-Kirchen/Kandern (jut/ilz). „Der Soja braucht kaum Pflanzenschutz und kommt mit relativ wenig Wasser zurecht“, erklärt Hubert Sprich von der ZG Raiffeisen die Vorteile des Anbaus der eigentlich tropischen Pflanze. Schon aufgrund ihres Ursprungs komme sie auch mit den immer wärmer werdenden Temperaturen gut zurecht. Zudem seien die Produktionskosten geringer als beim Weizen oder Mais. Und mit Blick auf die Fruchtfolge bringe der Sojaanbau auch Vorteile für nachfolgende Kulturen mit sich. Kein Wunder also, dass der Sojaanbau landesweit zugenommen hat.

Auch im Rebland wird die Pflanze immer häufiger angebaut. Allerdings – so Sprich – sei dabei noch Luft nach oben. „Viele Betriebe tun sich schwer damit, etwas Neues auszuprobieren.“ Denn beim Weizen oder Mais wisse man bereits, wie der Anbau funktioniert. Die Transportkosten seien beim Soja zudem höher, denn die verarbeitenden Betriebe seien oft weiter entfernt.

Trotzdem lohnt sich der Soja-Anbau, betont Sprich. Er sei schon allein deshalb interessant, weil dadurch die Vielfalt gesteigert werde. Und noch einen weiteren Punkt führt der Experte ins Feld: „Wir sind in Europa mit Eiweiß unterversorgt.“ Auch deshalb müsse man künftig verstärkt auf den Soja-Anbau setzen. Zudem sei man im Moment dabei, neue Märkte zu erschließen – Stichwort fleischlose Ernährung.

In und um Efringen-Kirchen wird derzeit auf etwa 50 bis 60 Hektar Soja angebaut, weiß Sprich. Und auch im Kandertal findet man die Pflanze.

Anbau auf ökologischen Vorrangflächen

Rainer Homberger gehört zu den Landwirten im Markgräflerland, die Soja anbauen. Für diese Kultur war 2019 ein gutes Jahr. „Gentechnikfreies Soja wird gesucht, die Preise könnten aber besser sein“, sagt er. Auf vier Hektar hat er Soja angebaut – darunter ist ein großer Acker zwischen Tannenkirch und der Kaltenherberge. Soja ist eine Kultur, die auf ökologischen Vorrangflächen angebaut werden darf, denn Soja erhöht die Biodiversität eines Ackerbodens und bindet Luftstickstoffe.

„Konventionell arbeitende Betriebe müssen bestimmte Vorgaben erfüllen, haben sie mehr als 30 Hektar Ackerfläche, sind drei verschiedene Kulturen erlaubt, darunter sind es zwei, wobei die Hauptkultur 75 Prozent der Ackerfläche einnehmen kann“, erklärt Homberger. Zwei Kulturen dürfen bis zu 95 Prozent der Ackerfläche belegen, bleiben fünf Prozent für eine andere Kultur – zum Beispiel Soja.

Acker sollte möglichst steinfrei sein

Soja gehört zu den Hülsenfrüchten, den Leguminosen, wie Erbsen, Linsen, Ackerbohnen oder Gartenbohnen. Im Jahr des Antrags für den Anbau auf ökologischen Vorrangflächen müssen sie sich von Mitte Mai bis Mitte August auf dem ausgewählten Acker befinden. „Soja hat da kein Problem, denn diese Kultur wird von Mitte September bis in den Oktober hinein gedroschen“, erläutert Homberger. Der Acker, auf dem Soja steht, sollte möglichst steinfrei und zudem trocken sein, denn das Mähwerk der Erntemaschine, die seit Jahren von der Firma Ketterer aus Kirchzarten gestellt wird, muss dicht über dem Boden geführt werden.

In diesem Jahr war es auch im Markgräflerland lange trocken, so wie auch 2018. Die Wärme kommt der Kultur zugute. „Aber Soja braucht auch Feuchtigkeit – allerdings besser von unten als von oben, deshalb sind Böden gut, die Feuchtigkeit speichern und auf denen möglichst wenig Unkraut wächst“, informiert der Landwirt. Nach der Sojakultur muss auf dem Acker übrigens eine Zwischenfrucht oder eine Winterung in der Kulturfolge stehen.

Homberger: Auflagen sind „nicht ohne“

Der riesige Dreschmaschine kappt die Bohnenkultur und enthülst die Bohnen. Diese werden in einen Speicher befördert. Ist dieser voll, werden die Bohnen, wie beim Mais, über ein Rohr in einen bereitstehenden Anhänger geblasen. „Was bei der Drusch vorkommen kann, ist, dass Ackerwinden sich um das Mähwerk wickeln, oder dass doch ein Stein ins Mähwerk gerät.“ Das kündigt sich beides „durch ein ziemlich unangenehmes Geräusch an“, weiß Homburger. Dann heißt es sofort anhalten.

Winden, die das Mähwerk blockieren, kann Homburger selbst entfernen. Bei einem Stein, der die Messer beschädigen kann, sieht es anders aus. Die Mitarbeiter der Firma Ketterer stehen vor Ort bereit – sie haben Ersatzmesser dabei und auch das nötige Werkzeug für den Austausch. Aber: „Beschädigte Messer sind immer sehr ärgerlich“, weiß Homberger.

Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit, liegt Soja hinter Mais. 375 Euro pro Tonnen konnte Homberger in den vergangenen Jahren erzielen. Ende September stand der Preis bei nur 305 Euro pro Tonne. „Das ist schon ärgerlich, denn es heißt immer, dass Soja aus Europa, dazu nicht genmanipuliertes, gesucht sei. Die Auflagen beim Sojaanbau sind nicht ohne“, so Homberger, der meint, „dass wir in Sachen Auflagen an die Landwirte jetzt an einem Punkt sind, wo man auch mal sagen muss, ,es ist jetzt mal gut’“.

Pflanze ist vielfältig nutzbar

Denn das Geschäft mit Soja werde andernorts auf jeden Fall gemacht, stellt der Landwirt fest, Soja hat einen hohen Eiweißgehalt und einen hohen und wertvollen Ölgehalt. Daher sei die Pflanze vielfältig nutzbar. Das Öl wird etwa für Speiseöl und auch in Biodiesel verwendet. Nach der Ölpressung bleibt der Rest der Pflanze als „Sojakuchen“ übrig. Der wird mit als Futter für Tiere verwendet.

Der Sojaanbau wird in Deutschland mit den zunehmend warmen Jahren immer beliebter, fast auf 30 000 Hektar wird nun in Deutschland Soja angebaut. Die meisten Sojaäcker liegen dabei derzeit in Bayern.

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