Nyíregházi hat im Laufe seiner 84 bewegten Lebensjahre künstlerisch eine ähnliche Wandlung durchlaufen wie sein „pianistischer Großvater“ Liszt: Er wurde vom „Donnerer“ zum abgeklärten Propheten, wie eine seiner letzten von rund 2000 Kompositionen zeigt: Abels spielte das „Andante Ethereal“ als Gegenstück zum ebenfalls aus dem Spätwerk stammenden „Nuage gris“ von Liszt. „Was hat uns damals so begeistert?“, fragte er sich, um dann zu einem Wort zu finden, das auch theologische Bedeutung erlangt hat: Fülle.
Hommage „De Profundis“
Was nicht gleichzusetzen sei mit laut spielen. Bei den großen Klavierlegenden des 20. Jahrhunderts wie Gilels, Benedetti Michelangeli, Richter oder Horowitz sei ein Rest dieser Fülle noch vorhanden, „aber nie in diesem Übermaß“.
„De Profundis“ hat Abels seine Hommage an Nyíregházi genannt, den Künstler, der in höchste Höhen und tiefste Tiefen vorgestoßen war, ohne je zu einem versöhnlichen Mittelmaß zu finden. Auch Abels setzt, wie Liszt und Nyíregházi, eine energische, in wuchtigen Schlägen agierende Cantus-Linie in ein Umfeld flirrender und grollender Klangteppiche. Und das Publikum spürte: Mit dieser überwältigenden Fülle ist dem modernen Klavier-Konzertbetrieb ein wichtiger Teil abhanden gekommen.
Zum Nachsinnen dann spielte Abels am Ende das „Untitled Piece“ Nyíregházis aus dem Jahr 1985, eine schlicht-schöne Kostbarkeit, in der diese unfassbare Düsternis durch die kleinen aufblitzenden Dur-Lichter nur noch düsterer wird.