Efringen-Kirchen „Essen gehen ist ein größerer Akt“

Beatrice Ehrlich
Schauen nach vorne: Lisa Walser-Altbürger und ihr Bruder Matthias Walser. Foto: Ehrlich

Gastronomie: Ein Kind und ein neues Café – wie ein Familienbetrieb aus dem Rebland durch die Krise kam

Als Gastronomen haben Matthias Walser und Lisa Walser-Altbürger täglich mit vielen Menschen zu tun. Die Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie haben sie gerade darum im vergangenen Jahr besonders deutlich gespürt.

Von Beatrice Ehrlich

Efringen-Kirchen. Wie es ihnen ergangen ist und wie es ihnen gelungen ist, mitten in der Krise sogar neue Akzente zu setzen, erzählen die Geschwister im Neujahrsinterview.

Frage: Wie war Ihr Jahr 2021?

Lisa Walser-Altbürger: Für mich war es spannend und aufregend. Ich habe 2021 mein erstes Kind bekommen, Max. Er ist jetzt ein halbes Jahr alt.

Matthias Walser: Für uns war es wunderschön, das mitzuerleben und Zeit zu haben für das neue Familienmitglied. Beruflich war das Jahr absolut nicht planbar. Auch jetzt kann man noch nicht zuverlässig planen. Trotzdem kann ich sagen: Unser tolles Team hat uns bisher durch diese Krise begleitet. Niemand hat uns verlassen – trotz monatelanger Kurzarbeit.

Frage: Was waren zentrale Momente?

Lisa W.-A.: Der plötzliche „Run“ morgens, mittags und abends, als Restaurants und Cafés wieder öffnen durften. Das war Anfang Juni, damals ging es für alle von Null auf Hundert. Das Hotel war ausgebucht. Das haben wir nicht erwartet! Den bereits geplanten Urlaub haben wir unseren Mitarbeitern dennoch gewährt.

Matthias W.: Man muss es nehmen, wie es kommt. Anfang Juni haben wir die „Lotta“ in Binzen eröffnet, ein Café mit Bistro mitten im Ort. Das ging auch gleich super los. Auch unser Restaurant „Emma“ im Binzener Gewerbegebiet, wo wir einen Business Lunch für Berufstätige anbieten, war immer gut besucht. Wir hatten einen sehr guten Sommer. Im Dezember ging es dann zurück auf Null. Keine einzige Weihnachtsfeier fand statt.

Lisa W.-A.: Für die Unternehmen ist das eine Imagefrage, dass man in so einem Moment keine größere Veranstaltung macht. Umgeimpfte müssten ausgeschlossen werden, das ist schlecht fürs Betriebsklima.

Frage: Was waren die größten Herausforderungen?

Matthias W.: Die finanzielle Unsicherheit. Wir hatten zu von November 2020 bis Mitte Mai. Unser Ansatz war aber immer, nach vorne zu blicken: Zum Beispiel haben wir uns schon 2020 während des Lockdowns entschieden, unseren Gewölbekeller herzurichten, inklusive professioneller Entlüftungsanlage – auch im Hinblick auf den größeren Platzbedarf wegen der Corona-Pandemie. Unser „Take-Away“-Angebot hat uns zunächst viel Geld gekostet: Wir haben uns um gutes Verpackungsmaterial bemüht, das anfangs kaum zu bekommen war.

Lisa W.-A.: Heute sind wir froh, dass wir diese Investitionen gemacht haben. Wir konnten sogar neue Mitarbeiter gewinnen.

Frage: Wie haben Ihre Gäste reagiert?

Lisa W.-A.: Es gibt einige Stammgäste, die wir nicht mehr sehen. Andere haben uns während des Lockdowns die Stange gehalten und unser „Take-away“-Angebot an der „Emma“ genutzt. Damals haben wir täglich 100 bis 150 Essen verkauft. Hier im „Walsers“ kommen jetzt weniger Gäste, obwohl wir normal geöffnet haben. Das Spontane ist weggefallen, Essen gehen ist ein größerer Akt. Wer will sich schon testen lassen, bevor er ins Restaurant geht? Erschwert wird das ganze durch immer neue Vorschriften. So konnten zeitweise Leute, die am Freitag einen Tisch reserviert hatten, am Montag nicht mehr kommen. Für uns bedeutet das weitere Absagen.

Frage: Dennoch haben Sie im letzten Sommer ein weiteres Lokal eröffnet – die „Lotta“ in Binzen. Was hat Sie dazu bewegt?

Matthias W.: Ich schaue immer: Was kann ich meinen Gästen bieten? Man muss flexibel sein, und die Möglichkeiten nutzen, die sich einem bieten. „Lotta“, als kleine Schwester der „Emma“, haben wir genau im richtigen Moment eröffnet: Im Sommer war der Wunsch der Menschen groß, beisammen zu sein und sich verwöhnen zu lassen. Darauf haben wir uns eingestellt.

Frage: Was lief gut im vergangenen Jahr?

Matthias W.: „Lotta“ und „Emma“ haben uns neue Gäste gebracht. An beiden Standorten gibt es Frühstück. Das kommt gut an. Sie treffen Mütter mit Kindern genauso wie Geschäftsleute.

Lisa W.-A.: Die Zusammenarbeit in der Familie hat sich bewährt. Jeder kann etwas anderes: Küche, Service oder Hotelmanagement, und man kann sich quasi blind aufeinander verlassen. Das Take-Away haben wir quasi zu fünft auf die Beine gestellt. [mit den Eltern Susi und Hans-Dieter Walser und Lisas Mann Mark Altbürger]

Frage: Und was ging gar nicht?

Lisa W.-A.: Wir wissen nicht, was kommt und müssen uns immer wieder neu einlesen in die neuen Regelungen. Es ist nicht schön, unsere Gäste kontrollieren und manchmal auch wieder nach Hause schicken zu müssen.

Frage: Was ist Ihr Wunsch an die Politik?

Matthias W.: Wir wünschen uns klare und einheitliche Aussagen.

Lisa W.-A.: ...und, dass die Gastronomie nicht strenger behandelt wird als andere Geschäfte mit Kunden.

Frage: Wie haben Sie die Feiertage verbracht? Haben Sie selbst gekocht?

Matthias W.: An Heiligabend hatten wir geschlossen. Wir haben mit der Familie gefeiert. Für das Essen war dieses mal unsere Mutter zuständig. Es gab wenig spektakulär: Raclette.

Frage: Und an Silvester?

Lisa W.-A.: Da haben wir gearbeitet. Matthias hat ein 6-Gänge-Menü für unsere Gäste gekocht.

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