Efringen-Kirchen Exotische Bodyguards fürs Federvieh

Ingmar Lorenz
Christian Müller mit seinen Nandus „Hugo“ und „Lilli“, die aufpassen, dass die Hühner nicht von Raubvögeln attackiert werden. Foto: zVg

Landwirtschaft: Christian Müller hält zwei Nandus in Blansingen. Schutz für Hühner vor Raubvögeln.

Blansingen - Exotische Tiere drehen in einem Gehege am Blansinger Ortsrand zwischen den dort befindlichen Hühnern ihre Runden. Dass sie da sind, hat einen guten Grund, wie ihr Besitzer Christian Müller erklärt. Denn es handelt sich um „Hühnerbodyguards“.

Ein tiefes Brummen tönt über das rund 2000 Quadratmeter große Gelände, auf dem sich am Blansinger Ortsrand die 140 Hühner von Christian Müller tummeln. Das gutturale Geräusch kommt nicht etwa von einem Raubtier, sondern von „Hugo“ – einem Nandu, der gemeinsam mit den Hühnern auf der Wiese seine Runden dreht. „Es ist Balz- und Paarungszeit. Deswegen ist er im Moment mit Vorsicht zu genießen“, erklärt Müller die Geräusche, die der große Vogel, der auf den ersten Blick einem Strauß ähnelt, derzeit von sich gibt. Immer in „Hugos“ Nähe ist Nandu-Weibchen „Lilli“, die dem Hahn derzeit ordentlich den Kopf verdreht. „Das geht jetzt noch einige Wochen so. Dann beruhigt er sich wieder“, schmunzelt Müller.

Dass die beiden exotischen Vögel, deren Art eigentlich in Südamerika beheimatet ist, nun in Blansingen leben, habe einen guten Grund, erklärt Müller. „Die beiden sind unsere ,Hühnerbodyguards’“.

Fast täglich gab es Angriffe auf die Hühner

Angefangen habe alles, als er vor einigen Jahren auf einer Wiese am Ortsrand das große Gehege für seine Hühner angelegt hat. „Wir wollten unseren Tieren eine große Fläche bieten, auf der sie sich nach Lust und Laune bewegen können“, berichtet der Pflegedienstleiter, der die Landwirtschaft als Nebenerwerb betreibt.

Der Plan ging zunächst auch auf. Das Gelände, auf dem sich die Hühner frei bewegen können, ist riesig und alles ist sauber. Ein Problem gab es aber trotzdem: Auf der freien Fläche wurde das Federvieh fast täglich von Raubvögeln attackiert. „Wir haben daraufhin alles versucht, um die Hühner zu schützen“, blickt Müller auf die verschiedene Maßnahmen wie etwa das Aufstellen einer Vogelscheuche zurück. Aber nichts habe funktioniert. Immer wieder fand er tote Hühner im Gehege. „Das war schon bestialisch.“

Müllers Federvieh zog seinerseits Konsequenzen aus den Angriffen. „Die Hühner haben sich aus Angst fast nur noch in der Nähe des Stalls aufgehalten.“

Auf die Lösung des Problems stieß der Landwirt dann eher durch Zufall. Im Fernsehen habe er einen Bericht über Nandus gesehen, die gemeinsam mit Hühnern gehalten wurden, um diese vor Raubvögeln zu schützen.

Müller kaufte daraufhin zwei Tiere, die damals erst wenige Wochen alt und selbst kaum größer als ein Huhn waren.

Bald aber wurden sie größer und erfüllen seither zuverlässig ihren Zweck. „Seit wir sie haben, gab es keinen einzigen Angriff von Raubvögeln mehr“, freut sich Müller. Da die Nandus mit den Hühnern aufgewachsen sind, gibt es auch zwischen den verschiedenen Bewohnern auf Müllers Grundstück keine Probleme.

Ein Faible für exotische Tiere

Neben der Schutzfunktion sind die Nandus aber natürlich auch ein Hingucker. Immer wieder würden Leute stehenbleiben, wenn sie am Gehege vorbeikommen, so Müller. Es freut ihn, dass die Tiere auf so viel Interesse stoßen. Deshalb hat er neben dem Gelände eine Bank aufgestellt und auf einem Schild für Interessierte die wichtigsten Informationen über Nandus zusammengetragen.

Nicht zuletzt hat Müller auch ein Faible für exotische Tiere, denn zwei junge Alpakas, „Cavalino“ und „Diavolo“, sorgen auf dem Grundstück dafür, dass das Gras kurz bleibt.

So hat sich der Alltag auf Müllers Wiese eingespielt. Dass das Miteinander der verschiedenen Arten einwandfrei funktioniert, zeigt sich durch das Verhalten der Tiere selbst: Die Alpakas toben wild auf der Wiese herum, die Nandus liefern sich kleine Wettrennen und dazwischen picken und scharren die Hühner. Diese nutzen die vorhandene Fläche dank ihrer „Bodyguards“ inzwischen wieder vollständig aus, freut sich Müller.

Das alles kommt auch dem landwirtschaftlichen Betrieb entgegen, denn die Hühner sind zufrieden und gesund und legen fleißig Eier.

Apropos Eier: Die legen natürlich auch die Nandus. Allerdings kümmert sich das Männchen um das Ausbrüten und die Aufzucht der Küken. Noch sind „Hugo“ und „Lilli“ aber zu jung für Nachwuchs, und deshalb gab es bei Müller in diesem Jahr auch essbare Nandu-Eier. „Eins haben wir dann auch in die Pfanne gehauen. Das war die Holzfäller-Portion“, lacht Müller. Kein Wunder: Für ein Omelett von ähnlicher Größe würde man etwa zwölf Hühnereier benötigen.

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