Efringen-Kirchen Flüchtlingen beim Ankommen helfen

Kerstin Pommerenke

Besuch in der Kleiderkammer von "Fürenand" in Istein

Immer mittwochs, am späten Nachmittag, öffnet die Kleiderkammer des Helferkreises „Fürenand“ in Istein. Ein Besuch bei den Helfern und Bedürftigen.

Von Kerstin Pommerenke

Efringen-Kirchen -  In der kalten Dunkelheit steht eine Menschenansammlung, die Mützen tief ins Gesicht gezogen. Sie warten vor einem kleinen Haus hinter dem Isteiner Bahnhof. Sprachengewirr liegt in der Luft. Es wird Englisch, Französisch, Turkmenisch, Igbo, Dari, Türkisch, Arabisch und Ukrainisch gesprochen. Die Fahrradständer auf dem Hof sind vollgeparkt. Ab und zu klopft jemand ungeduldig an die Eingangstür.

Drinnen in der Kleiderkammer ist es auch nicht gerade warm, dafür hell und geschäftig. Regale voller Schuhe, Taschen, Kleider, Geschirr und anderer Haushaltsgegenstände erwarten die Besucher – alles zum Mitnehmen, aus Haushaltsauflösungen und gespendet.

Wer was mitnimmt, wird notiert

Über die Ausgabe wird Buch geführt. Jeder bekommt einen persönlichen Laufzettel auf dem notiert wird, was die Person mitnimmt. Das soll verhindern, dass einzelne Personen Gegenstände horten und zugleich sicherstellen, dass möglichst viele Menschen mit dem Nötigsten versorgt werden können.

Viele der Flüchtlinge sind jeden Mittwochabend Kunde in der Kleiderkammer, falls diese nicht, was manchmal vorkommt, aus Personalmangel nur alle 14 Tage geöffnet ist. Für die Geflüchteten ist es ein willkommener Termin, der den Tag strukturiert. Sehr begehrt sind daher Fahrräder, um gemeinsam von Efringen nach Istein und zurück zu radeln, berichtet Pia Haude vom Helferkreis. Neulinge lassen ihre Namen daher eifrig auf eine lange Warteliste eintragen.

Der zehnköpfige Helferkreis kennt viele seiner Kunden von wiederholten Besuchen. Es wird gelacht und gescherzt. Auf der Theke steht eine große Schale Äpfel, die sich im Lauf des Abends leert. Die Menschen stehen Apfel essend vor dem langen Tisch und warten, bis ihre Vorgänger ihre Schätze in große Tüten und Taschen gepackt haben. Es gelten strenge Regeln: Höflichkeit und Respekt sind Voraussetzung. Gehandelt oder gehamstert wird nicht. Manchmal müssen Gegenstände auch wieder zurück ins Regal gelegt werden.

Die Kleiderkammer wurde 2015 während der großen Flüchtlingswelle im dem Haus eingerichtet, das von Beginn an vom Isteiner Kalkwerk Lhoist zur Verfügung gestellt wird.

Kalkwerk Istein stellt Räume zur Verfügung

Genauso wie eine Lagerhalle auf dem Werksgelände, wo Möbel aus Wohnungsauflösungen zwischengelagert werden. Denn nach zwei Jahren können die Menschen aus der Gemeinschaftsunterkunft in freie Wohnungen ziehen. Diese werden meist vom Landratsamt zugewiesen und sind unmöbliert. Da werden Möbel gebraucht.

Damals, 2015, wurde viel Geld gespendet. Aus diesen Rücklagen finanziert sich die Einrichtung heute noch. Aber das Kapital schwindet und die Bedürftigkeit bleibt, führt Haude vor Augen. Die Menschen kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern, die meisten Besucher an diesem Abend wohnen zur Zeit in den Gemeinschaftsunterkünften in Efringen-Kirchen und Huttingen. Aber auch aus Kandern, Grenzach und dem Kleinen Wiesental kommen Flüchtlinge, um sich auszustatten.

Kaveh Pirvali ist aus dem Iran und arbeitet, wie alle anderen auch, ehrenamtlich in der Kleiderkammer. Er ist mit Frau und Kind vor 14 Monaten nach Deutschland gekommen. Er hilft, genau wie Govher Ashir aus Turkmenistan, bei der Ausgabe und dem Einsortieren der Kleider und Gegenstände. Ashir ist Mutter von drei Kindern. Das älteste studiert schon. Sie spricht fünf Sprachen und hat in ihrer Heimat als Übersetzerin gearbeitet. Sie ist seit zehn Monaten im Team. Denn die Arbeit ist mit den zwei Stunden am Mittwoch nicht getan. Neu angekommene Sachen müssen einsortiert, es muss aufgeräumt und geputzt werden. Da hilft jedes Händepaar.

Haude erzählt, wie sie Pirvali und seinen kleinen Sohn Karen neulich zu einer Veranstaltung der Chürbse-Clique Wittlingen mitgenommen hat. Die beiden waren fasziniert. Aber wie soll man Fasnacht erklären?

Mehr Information: Der Asylkreis „Fürenand“ in Efringen-Kirchen unterhält nicht nur die Kleiderkammer, sondern auch eine Fahrradwerkstatt und andere Angebote. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, geflüchteten Menschen, die in der Gemeinde Efringen-Kirchen in der GU (Gemeinschaftsunterkunft) sowie in der AU (Anschlussunterbringung) leben, zu helfen und ihnen Anschluss zu geben. Spenden sind willkommen und erwünscht. Aber noch viel mehr fehlt es an Helfern, die Dienste in der Kleiderstube übernehmen. Kontakt per E-Mail an: sachspenden@asylkreis-fürenand.de

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