CDU: Ein schmerzhaftes Ergebnis
Als schmerzhaft beschreibt Karl Rühl das Wahlergebnis der CDU, überrascht habe es ihn jedoch kaum. Man habe in Gesprächen im Vorfeld bereits gespürt, dass Susanne Eisenmann für vieles herhalten muss. Vor diesem Hintergrund sei die Bewerberauswahl auf Landesebene unglücklich gewesen, legt Rühl dar. Dass es Christopf Nitz nicht nach Stuttgart geschafft hat, bedauert Rühl. Nitz habe im Wahlkampf gut gearbeitet.
Die sogenannte Masken-Affäre könnte für den Wahlausgang eine Rolle gespielt haben, allerdings keine entscheidende, glaubt Rühl.
Er wünscht sich nun für die CDU eine Erneuerung – auch personell. „Daran führt kein Weg vorbei.“ Aus seiner Sicht ließe sich dies am besten in der Opposition bewerkstelligen, sagt Rühl. Zugleich sei ihm klar, dass eine Fortsetzung von Grün-Schwarz alles andere als ausgeschlossen ist.
Mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl im September müsse die Union den richtigen Kandidaten aufstellen – und dabei handelt es sich um Markus Söder, ist Rühl überzeugt.
Rückblickend auf den vergangenen Sonntag kann Rühl dem Wahlergebnis aber auch eine dezidiert positive Seite abgewinnen: Der größte Gewinn seien die Verluste der AfD.
FDP: Mit liberalen Themen gepunktet
Wenig überraschend kam das Ergebnis der FDP, die im Vergleich zu 2016 zulegen konnte, für Kevin Brändlin. Nicht nur hätten die Prognosen auf das Abschneiden hingedeutet, auch habe man in den Gesprächen vor der Wahl bereits gemerkt, dass Kernthemen der liberalen Partei wie die Digitalisierung, die Bildung, die Wirtschaft und die Bürgerrechte die Leute beschäftigen – besonders in der Corona-Krise.
Brändlin geht davon aus, dass die grün-schwarze Koalition fortgeführt wird. Eine Ampel wäre aus seiner Sicht vor allem dann denkbar und sinnvoll, wenn liberale Themen tatsächlich auch umgesetzt würden. Als „Steigbügelhalter“ solle sich die FDP hingegen nicht an einer Regierungskoalition beteiligen, findet Brändlin.
Dass die FDP im Land zugelegt habe, dürfe mit Blick auf die Bundestagswahl im September nicht überbewertet werden. „Die Ausgangslage wird eine völlig andere sein“, betont Brändlin. Trotzdem habe sich am vergangenen Sonntag gezeigt, dass die Partei eine Stammwählerschaft habe und sich die FDP von der Rolle als ehemaliges Anhängsel der CDU zunehmend freimachen könne. „Insofern ist noch mehr Potenzial vorhanden“, blickt Brändlin auf den Urnengang im September.
SPD: Zwischen Enttäuschung und Freude
Als äußerst spannend habe er den Wahlabend empfunden, sagt Armin Schweizer. Alle hätten sich gefragt, ob sich die Umfragen als zutreffend herausstellen würden. Das Resultat selbst sieht der SPD-Ortsvereinsvorsitzende zwiespältig. Dass die Genossen weiter Wählerstimmen im Vergleich zu 2016 verloren haben, sei enttäuschend. Gleichzeitig ist die Freude darüber groß, dass es Jonas Hoffmann nach Stuttgart geschafft hat und damit in die Fußstapfen von Rainer Stickelberger treten kann.
Das sei für die Partei auch wichtig, um vor dem Hintergrund der verlorenen Wählerstimmen wieder „mehr Boden unter die Füße zu bekommen“, so Schweizer. Wichtig wäre in diesem Zusammenhang auch, dass sich die SPD künftig an der Regierungskoalition mit den Grünen und der FDP beteiligt. Sollte die Ampel kommen, würde es Schweizer zudem begrüßen, wenn Andreas Stoch erneut Landesbildungsminister würde.
Mit Blick auf die Bundestagswahl im „Superwahljahr 2021“ gibt sich Schweizer verhalten. Bis dahin sei noch viel Zeit und „die Karten werden neu gemischt“, sagt er.