Efringen-Kirchen „Fusion stärkt unsere Marktposition“

Siegfried Feuchter
Geschäftsführer Hagen Rüdlin im Holzfasskeller der Markgräfler Winzer Foto: Siegfried Feuchter

Die Markgräfler Winzer in Efringen-Kirchen haben ihre Marktposition als größte Genossenschaft im Markgräflerland und zweitgrößte in Baden durch die Fusion mit der Ersten Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim weiter ausgebaut.

Die am 11. und 12. Dezember vergangenen Jahres von den Winzern der beiden Genossenschaften Markgräfler Winzer eG als übernehmendes Unternehmen und der WG Schliengen-Müllheim als übergebender Betrieb beschlossene Fusion ist in trockenen Tüchern. Wirksam ist die Verschmelzung der beiden Weinbaubetriebe bereits rückwirkend zum 1. Juli 2024. Über den Prozess der Zusammenführung der beiden Genossenschaften sprach unsere Zeitung mit Hagen Rüdlin, dem geschäftsführenden Vorstand der Markgräfler Winzer.

Nach der vollzogenen Fusion müssen Sie nun die beiden Genossenschaften zusammenführen. Wie sehen die ersten Schritte aus?

Um unsere Kunden nahtlos bedienen zu können, hatte die Zusammenlegung der Kundendaten oberste Priorität. Aktuell findet das Zusammenführen und die Übernahme der Mitgliederdaten statt, was Zeit in Anspruch nimmt. Und selbstverständlich wurden im laufenden Prozess die Integration der neuen Mitarbeiter abgeschlossen.

Wie stellen sich die Markgräfler Winzer neu auf? Bleibt es bei sechs Standorten mit Efringen-Kirchen als Hauptsitz oder wird deren Zahl reduziert?

Der Hauptsitz der Markgräfler Winzer ist und bleibt Efringen-Kirchen. Bereits vor der Fusion war klar, dass nach dem Großbrand der Standort in Schliengen nicht wieder aufgebaut wird. Ebenso haben wir auf Seiten der Markgräfler Winzer in den vergangenen drei Jahren weitere Konsolidierungsschritte unternommen und die Traubenannahmen unserer Standorte Ballrechten-Dottingen und Ehrenstetten zusammengelegt. Weitere Schritte bei den Produktions- und Logistikprozessen werden folgen.

Wird es in Schliengen künftig noch eine Verkaufsstelle geben?

Aktuell haben wir dort eine „Not“-Verkaufsstelle, um unsere Schliengener Kunden vor Ort bedienen zu können. Diese wird, so lange es machbar ist, auch bestehen bleiben. Aber auch künftig halten wir eine Präsenz unserer Genossenschaft in Schliengen für angemessen und sinnvoll. Eine regionale Verortung ist wichtig, dafür ist Schliengen zu bekannt und regional bedeutsam.

Werden alle Mitarbeiter übernommen?

Ja, bereits im Rahmen der zum 1. Juli 2024 begonnenen Vertriebskooperation habe ich mit allen Mitarbeitern in Schliengen die entsprechenden Gespräche geführt und sie für den Fall der Fusion herzlich willkommen geheißen. Nach der Zusammenlegung wurden dann alle Mitarbeiter übernommen.

Nennen Sie doch bitte mal ein paar Zahlen zur künftigen Größe der „neuen“ Markgräfler Winzer: Wie groß ist nach der Fusion die erfasste Rebfläche? Wie viele Mitarbeiter hat die Genossenschaft? Gibt es genügend Lagerkapazität?

Durch die Fusion der beiden Genossenschaften entsteht eine Gesamtrebfläche von rund 1100 Hektar. Der Hauptteil entfällt auf den Bereich Markgräflerland. Aber auch aus den Bereichen Kaiserstuhl und Kraichgau kamen Flächen dazu, nämlich 20 und 55 Hektar. Die Mitarbeiterzahl ist in Voll- und Teilzeit von 49 auf 65 gestiegen.

Die Markgräfler Winzer wird im Zuge der bereits erwähnten weiteren Konsolidierungsmaßnahmen auch in die Erweiterung der Lagerkapazität investieren müssen. Fusionen müssen immer unter der Prämisse sinnvoller Synergien erfolgen. Das ist ein elementarer Bestandteil des Verschmelzungsvertrags. Das stellt einen klaren Auftrag für uns dar.

Der Weinkonsum ist allgemein rückläufig. Ist es unter diesen Rahmenbedingungen nicht eine besondere Herausforderung, noch mehr Wein ausbauen und vermarkten zu müssen?

Die Weinvermarktung wie auch die Produktion ist unter den gegenwärtigen Konsum- und Kostenstrukturen allgemein eine große Herausforderung. Die gesamt angebotene Menge Wein und die Anzahl der bewirtschafteten Hektar hat sich durch die Fusion nicht erhöht. Denn die Weinmenge wird jetzt durch einen anstatt bislang durch zwei Anbieter auf den Markt gebracht. Die Erste Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim verfügt über sehr loyale und langjährige Kunden und Konsumenten, die wir auch künftig mit den bekannten Weinen aus Schliengener und Mauchener Lagen bedienen werden.

Wo sehen Sie die Synergieeffekte durch die Verschmelzung der beiden Genossenschaften?

Bei einer Verschmelzung zweier Genossenschaften entstehen nicht automatisch Synergieeffekte. Die Chance ist jedoch groß, mögliche Synergieeffekte zu heben, wenn wir die dafür notwendigen Schritte tun. Bereits vor dieser Fusion war die Markgräfler Winzer mit gut 900 Hektar der größte Markgräfler Weinbaubetrieb, der nicht nur für einen Ort, sondern für den gesamten Bereich verantwortlich zeichnet. Dieser Verantwortung wollen und werden wir uns auch künftig stellen. Aktuell erleben wir eine sehr dynamische und von großen Veränderungen geprägte Weinwirtschaft. Als Markgräfler Winzer sind wir hier unter Umständen in der Lage, durch schlanke und effiziente wie auch moderne und qualitätsorientierte Produktions- und Logistikprozesse eine tragfähige Zukunft für den gesamten Bereich zu schaffen.

Wird die Marktposition durch die Fusion gestärkt?

Ja, die regionale Bedeutung durch die Hinzunahme namhafter und renommierter Weinlagen stärkt uns zweifelsohne. Ebenso können wir im Rahmen unserer stetig wachsenden nationalen wie internationalen Vertriebsaktivitäten – zum Beispiel in Skandinavien, der Schweiz, den Niederlanden oder Polen – passende Sortimentsergänzungen aus den Bereichen Kaiserstuhl (Bahlingen) und Kraichgau (Weingarten) mit anbieten. Durch eine stringente Markenpolitik haben wir mit unserer Markgräfler Linie in den vergangenen Jahren zweistellige Zuwachsraten erzielt.

Hagen Rüdlin

Der 48-Jährige
 ist seit rund neuneinhalb Jahren Geschäftsführender Vorstand der Markgräfler Winzer eG in Efringen-Kirchen. Vor seinem Engagement in Efringen-Kirchen war der studierte Betriebswirt bei namhaften national und international agierenden Getränkeunternehmen tätig.

Die Markgräfler Winzer
sind mit jetzt rund 1100 Hektar Ertragsfläche sind die größte Genossenschaft des Markgräflerlands und die zweitgrößte in Baden. Sie beschäftigt nach der Fusion 65 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit.  

  • Bewertung
    0

Beilagen

Umfrage

Muss man bei der Bundestagswahl beide Stimmen abgeben? (Beispielbild, Stimmzettel von 2021)

Mal zwei, mal vier Kanzlerkandidaten, mal Spitzenkandidaten der kleinen Parteien. Vom Duell bis zum Quadrell im TV, vor Bürgern, vor Kindern: Beeinflussen die vor der Bundestagswahl gezeigten TV-Duelle ihre Wahlentscheidung?

Ergebnis anzeigen
loading