Efringen-Kirchen Gebildete Untertanen können mehr Steuern zahlen

Weiler Zeitung
Museumsleiterin Dr. Maren Siegmann (links) hatte für die verregnete Schulbegehung originelle Dokumente zusammengetragen. Foto: Siemann Foto: Weiler Zeitung

Museum: Schulgeschichte in Efringen-Kirchen / Begehung / Zu viel Bildung macht aufmüpfig

Efringen-Kirchen (ysie). Ein Lehrer, der aus Geldnot Holzbalken aus der Kirchener Kirche verkaufte oder sommerlicher Unterrichtsbeginn um 5 Uhr morgens – solche kleinen Anekdoten machten den Schulhausspaziergang von Museumsleiterin Maren Siegmann lebendig. Auch, dass Schulen schon kurz nach ihrer Fertigstellung zu klein sind, ist kein neuzeitliches Phänomen – der örtliche Rekord liegt bei über 120 Kindern in einem Raum, so dass gar nicht alle einen Sitzplatz hatten. Zur Disziplinierung griffen Lehrer zu Strafen wie dem Knien auf rohen Erbsen oder 24-stündigem Arrest.

Wie während des fast zweistündigen Spaziergangs deutlich wurde, wechselten die Schulstandorte im Lauf der Zeit häufig. Dies lag auch daran, dass etwa im kriegerischen 19. Jahrhundert öfter Truppen in Schulhäusern einquartiert wurden, wodurch dann natürlich der Unterricht ausfiel. Bisweilen machten die Soldaten nicht nur alle Tintenfässer kaputt, „manchmal ruinierten sie das Haus dermaßen, dass es totalsaniert oder abgerissen und neu gebaut werden musste.“

Belegt ist der Schulunterricht in Kirchen seit dem Jahr 1558. Wichtig in diesem Zusammenhang war die Forderung der Reformation, dass jeder die Bibel selbst lesen können sollte. Daher wurden die Kinder vor allem auch in Bibellesen und Katechismus unterrichtet.

1748 wurde in Baden die allgemeine Schulpflicht eingeführt. Nach dem Ende der Schulzeit zur Konfirmation gab es zur Auffrischung noch eine Fortbildungsschule am Samstagnachmittag, was bei den Schülern auf wenig Gegenliebe stieß. In Istein und Huttingen wurde die Schulpflicht übrigens früher als in anderen katholischen Gemeinden bereits 1780 eingeführt. „Der Basler Bischof hatte nämlich gemerkt, dass schlechter gebildete Untertanen weniger verdienen und auch weniger Steuern zahlen.“

Allerdings war man der Meinung, dass Bildung unter Umständen auch schädlich sein könne, wie ein Dokument aus dem Jahr 1803 zeigt: Landkinder sollten möglichst nicht zu viel lernen, damit sie später nicht aufmüpfig werden. Bisweilen sollten die Lehrer jedoch nicht nur Kinder unterrichten – um das Jahr 1760 hatte die Obrigkeit die Idee, dass die Lehrer auch den Bauern Obstbaukurse geben sollten, was indes nicht von Erfolg gekrönt war.

Lange Zeit war der Beruf des Lehrers wenig attraktiv, wie Siegmann dem bei strömendem Regen spärlichen Publikum berichtete. Selbst um 1900 gab es noch große Gehaltsunterschiede bei den Lehrern, die vom jeweiligen Schulfonds der Gemeinde abhingen, so dass der Lehrer um einen eigenen Garten froh sein konnte. So waren die Lehrer dann auch Jäger, Fischer oder Handwerker.

Oft war für die Obrigkeit auch weniger der Kenntnisstand des jeweiligen Lehrers wichtig. „Wichtig war vor allem die Größe seiner Stube, damit möglichst viele Kinder hineinpassten“, erzählte Siegmann. Im gleichen Zimmer ging derweil die Lehrerfamilie ihren Tätigkeiten nach – schließlich war dies im Winter der einzige beheizte Raum.

Ein großer Fortschritt war schließlich die erste örtliche Schule mit Zentralheizung, nämlich der „Schulpalast“. Zum Jubiläum dieser heutigen „Alten Schule“ von 1912 hat Siegmann die zahlreichen Dokumente und Bilder zur örtlichen Schulgeschichte auch zusammengetragen. Ein aus heutiger Sicht amüsantes Detail: Im damals modernen Schulhaus trat bald eine unerklärliche Hustenepidemie auf – man hatte noch keine Erfahrung mit trockener Luft in geheizten Räumen.

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