Efringen-Kirchen Gedenken mit aktuellem Bezug

Jutta Schütz
Der Krieg ist mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine zurück nach Europa gekommen – die EU als Staatenverbund, in dem Völker friedlich zusammenleben, sei wichtiger denn je. Das betonte Bürgermeister Philipp Schmid beim Volkstrauertaggedenken am Ehrenmal in Efringen-Kirchen. Foto: Jutta Schütz

Philipp Schmid beschwört europäische Idee

In ihren Reden beim Volkstrauertag gingen Bürgermeister Philipp Schmid sowie Felix Kammerer und Ronnie Schwarz als Vertreter des VdK Efringen-Kirchen auf das aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine ein.

Von Jutta Schütz

Efringen-Kirchen - Dass ein Krieg des grausamen Ausmaßes, wie ihn Russland gegen die Ukraine führt, in Europa im 21. Jahrhundert nach den Erfahrungen zweier schrecklicher Weltkriege und dem Bosnienkrieg möglich wurde – das hätte vor einem Jahr wohl kaum jemand für möglich gehalten. Insofern war auch das Gedenken mit Kranzniederlegung am Mahnmal in Efringen-Kirchen hochaktuell.

„Sag mir wo die Blumen sind, wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Männer sind, sag, wo die Soldaten sind? Sag mir, wo die Gräber sind, wann wird man je versteh’n?“, zitierte Felix Kammerer Zeilen aus der deutschen Version von „Where have all the flowers gone“ von Pete Seeger, das Marlene Dietrich auf einer Unicef-Gala vor 60 Jahren gesungen hatte. Das Lied hat seinen Ursprung übrigens in der Ukraine. Kammerer erinnerte an 75 Millionen im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten und Zivilisten. „Frieden kommt nicht von allein, das sieht man an den vielen Kriegen weltweit“, konstatierte er.

Bürgermeister Philipp Schmid hob in seiner Rede hervor, dass man bis vor kurzem Gedenkveranstaltungen wie den Volkstrauertag, den „Veterans Day“ in den USA oder den „Remembrance Day“ in den Commonwealth Staaten oft als „angestaubte“ oder gar „reaktionäre“ Veranstaltung betrachtet habe. In Deutschland trage zu dieser Ansicht bei, dass ein Großteil der Bevölkerung nie einen Krieg erlebt habe, auch wenn die meisten deutschen Familien Opfer der beiden Weltkriege verzeichnen können.

"Neue Weltlage"

„Die neue Weltlage nach dem 24. Februar 2022 macht deutlich, dass der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist und wir auch in Efringen-Kirchen ganz real davon betroffen sind“, stellte Schmid angesichts der ukrainischen Flüchtlinge in der Gemeinde fest. Der Bürgermeister ging auf die europäische Idee ein und brachte einen berühmten Satz von Jean-Claude Juncker in Erinnerung: „Wer an Europa zweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen. Sie sind permanente Zeugnisse dafür, die europäische Freundschaft nicht enden zu lassen.“

Man könne an Europa viel kritisieren, aber immerhin gebe es derzeit keine Regierung in der EU, die es nötig hätte, andere Nationen mit Nuklearwaffen zu bedrohen und mit staatsterroristischen Mitteln vermeintliche Gebietsansprüche durchzusetzen, spielte Schmid auf den russischen Überfall auf die Ukraine an. Die veränderte Sicherheitslage führe vor Augen, dass eine zukünftige Sicherheitspolitik gesamteuropäisch gelöst werden müsse. Geschichte wiederhole sich leider, wenn man nicht aus ihr lerne, genau deshalb sei es wichtig, den Volkstrauertag nicht aus dem Gedächtnis zu streichen.

"Rhenus" und "Sängerbund" treten auf

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung von Sängern des „Rhenus“ und des „Sängerbunds“ sowie vom Musikverein Efringen-Kirchen. Die Kranzniederlegung erfolgte zu der bekannten Melodie „Ich hatt‘ einen Kameraden“. Anwesend waren mit Stabsunteroffizierin Tamara Mamiauri und Stabsunteroffizierin Cindy Herr eine Abordnung der deutsch-französischen Brigade sowie Oberfeldwebel Andrea Grusbon im Rang von der Sanitätsversorgungseinheit in Müllheim und Stabsfeldwebel Markus Gross, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Weil am Rhein.

Zum Gedenken war zudem aus Lörrach Thomas Berg, zweiter stellvertretender Bundesvorsitzender des Vereins Combat Veteran, als Vertreter von Einsatzveteranen der Bundeswehr und Polizisten mit Einsatzerfahrung vor Ort. Begleitet wurde er von Dieter Löschmann vom Military Motorcycle Club „Recondo Vets Germany“, ein Motorradclub, der unter anderem mit der Gedenkfahrt „Memorial Run“ in Berlin an gefallene Kameradinnen und Kameraden erinnert und sich damit auch für Einsätze der Bundeswehr, Natopartner oder Polizei bedankt.

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