Efringen-Kirchen Gefahrgut treibt die Gemeinden um

Jutta Schütz
Neben Armin Schuster (MdB), Thorsten Krenz (Konzernbevollmächtigter der Bahn), Efringen-Kirchens Bürgermeister Philipp Schmid und Bad Bellingens Bürgermeister Carsten Vogelpohl (von links) waren rund 60 Bürger vor Ort und übten Kritik. Foto: Jutta Schütz

Bahn: Vor-Ort-Termin zum Abstellen von Zügen mit dem Konzernbevollmächtigten Thorsten Krenz.

Bad Bellingen/Efringen-Kirchen - Das längere unbewachte Abstellen von Gefahrgutzügen treibt die Bürger in Bad Bellingen und Efringen-Kirchen um. Die Möglichkeit, Kritik zu äußern, wurde beim Besuch des Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn, Thorsten Krenz, in Rheinweiler von zahlreichen Menschen wahrgenommen.

Krenz war auf Einladung des CDU-Bundestagsabgeordneten Armin Schuster gekommen. Neben Bad Bellingens Bürgermeister Carsten Vogelpohl und seinem Amtskollegen Philipp Schmid aus Efringen-Kirchen waren rund 60 Bürger vor Ort, die ihrem Ärger Luft machten.

Vogelpohl und Schmid machten deutlich, dass unbewachte und damit für jeden zugängliche Gefahrgutzüge, die über einen längeren Zeitraum in dicht besiedeltem Gebiet abgestellt werden, dort nichts zu suchen hätten. In unsicheren Zeiten, in denen immer wieder auch Terrorakte gemeldet werden, würden diese Züge ein doppeltes Risiko bergen, da niemand beobachten könne, ob etwa an Kesselwagen mit einem explosiven Inhalt Manipulationen vorgenommen würden, meinten sie übereinstimmend. Hinzu kommen die Havarien – davon gab es in den vergangenen Jahren mehrere.

„Alles ist heutzutage digitalisiert – das sollte doch für Gefahrgutstoffe, die mit Güterzügen transportiert werden, möglich sein – die Bahn fährt hier aber komplett analog, und dann gibt es, wie bei der jüngsten Havarie, nur eine mangelhafte Information darüber, was transportiert wird“, kritisierte Vogelpohl.

Aufstauen von Zügen

Schuster erinnerte daran, dass es im Projektbeirat geheißen habe, „möglichst alle Güterzüge durch den Tunnel“ – allerdings sei diese Absichtserklärung nicht schriftlich festgehalten worden. „Das war ein Fehler“, gestand er. Ein Problem sei auch das Aufstauen von Güterzügen vor der Grenze Richtung Schweiz – „das ist übrigens auch in der Schweiz Richtung Deutschland der Fall“.

Ein Bürger bemerkte dazu, dass Gleisanlagen in Weil, wo man einen großräumigen Güterbahnhof gehabt habe, abgebaut oder verrottet sind. Dass aber ein Lokführer nach Ablauf der Lenkzeit einen Zug in einem Wohngebiet abschließe und einfach gehe, das sei ein Unding, waren sich die Bürger einig.

Hier sei das Eisenbahnbundesamt (EBA) zuständig und „da sind wir bisher vor verschlossene Türen gelaufen, das werden wir uns nicht gefallen lassen“, verkündete Schuster. Allerdings sei die DB nicht immer der erste Ansprechpartner. Denn auch andere Verkehrsunternehmen nutzten die Rheintalbahn Und die Rechtslage decke das Abstellen von Gefahrgutzügen in der gesamten Bundesrepublik.

Schuster meinte aber auch, dass eine Entlastung für die Bürger an der Strecke erst dann eintrete, wenn der Ausbau der Rheintalbahn vollendet sei. Das müsse zügiger geschehen als bisher.

Zu einem Großeinsatz kam es 2017 in Efringen-Kirchen: Feuerwehren, Rettungskräfte, Landes- und Bundespolizei waren im Einsatz, als aus einem im Bahnhof abgestellten Kesselwagen leicht entzündbares Methylmethacrylat austrat. Vor einem Jahr öffnete sich in einem Kesselwagen eines abgestellten Gefahrgutzugs in Rheinweiler ein Überdruckventil. Zunächst war nicht zu erfahren, was geladen war. In Erinnerung ist in Rheinweiler auch noch der Großeinsatz mit Evakuierung der Anwohner am Gleis in der Nacht zum 23. August 2015, als ein Gefahrgutzug, aus dem Dämpfe austraten, unbemannt einfach abgestellt wurde – dieser Fall erreichte dann auch höhere Bahnkreise.

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