Zwei Pfleglinge aus Istein in den Todestransporten
Aus dem Kreispflegeheim Wiechs gingen zwei Transporte am 31. Juli und 2. Dezember 1940 mit insgesamt 108 behinderten Menschen direkt zur Tötungsanstalt Grafeneck. Auf der Transportliste vom 31. Juli 1940 befand sich Maria Bertha Brändlin aus Istein, geboren am 2. Dezember 1898 in Istein. Sie wurde noch am Transporttag in einem Schuppen nahe des Schlosses vergast. Als offizielles Todesdatum wurde durch die Behörde der 23. August 1940 aufgeführt. Als Sterbeort wurde Sonnenstein bei Pirna in Sachsen, und als Todesursache wurde Lungenentzündung, Diphtherie und schwere Grippe genannt. Bussohn sagte: „Durch die falschen Bezeichnungen des Todesdatums, des Sterbeortes und der Todesursache wollte man wohl über die wahren Umstände hinwegtäuschen“. Bussohn hatte noch akribisch weitere Feststellungen getroffen: Im Taufregister der katholischen Kirche Istein hatte der Pfarrer beziehungsweise Pfarrverweser die Unstimmigkeiten vermerkt: „Verstorben 23.8.1940 in Sonnenstein bei Dresden, verbrannt“ und fügte hier ein dickes Ausrufezeichen hinzu. Er schrieb ins Taufregister: „Qui legit intelligat“ (wer liest, versteht es).
Das zweite Opfer aus Istein, das einen Stolperstein bekommen soll, ist Otto Brändlin, geboren am 11. Februar 1903 in Istein. Er wurde zunächst in die Heil- und Pflegeanstalt Rastatt verbracht, anschließend kam er nach Zwiefalten und von dort am 9. Mai 1940 nach Grafeneck, wo er am gleichen Tag ermordet wurde.