Efringen-Kirchen Gift legt den Bahnverkehr lahm

Weiler Zeitung
Rettungskräfte und Feuerwehr mit Atemschutzträgern waren am Bahnhof Efringen-Kirchen im Einsatz. Fotos: Marco Schopferer Foto: Weiler Zeitung

Bahnhof: Leicht entzündbarer Stoff aus Kesselwagen ausgetreten / Wehr im Einsatz / Anwohner verärgert

Großeinsatz mit Feuerwehren, Rettungskräften, Landes- und Bundespolizei gestern in Efringen-Kirchen: Am Vormittag war aus einem im Bahnhof abgestellten Kesselwagen leicht entzündbares Methylmethacrylat ausgetreten. Anwohner sollten Fenster und Türen schließen, der Havariebereich wurde großräumig abgesperrt. Schadstoffmessungen in der Luft brachten aber keine Auffälligkeiten.

Von Marco Schopferer

Efringen-Kirchen. Die Notfallleitstelle der Bahn informierte gegen 10.50 Uhr die Bundespolizei über einen Gefahrgutaustritt an einem Kesselwagen eines Güterzuges im Bahnhof Efringen-Kirchen. Feuerwehren, Rettungskräfte von DRK und Notärzte sowie die Landes- und Bundespolizei wurden umgehend alarmiert und eilten zum Unfallort. Gut 40 Minuten heulten die Martinshörner der Einsatzkräfte durch das Dorf. Auch der Gefahrgutzug der Feuerwehren Lörrach und Weil am Rhein wurden zur Hilfe gerufen. Kreisbrandmeister Christoph Glaisner und ein Notfallmanager der Bahn eilten zum Ort der Havarie.

Den hatten bis dahin Bundes- und Landespolizei weiträumig abgesperrt. Sie wurden vom Werkhof der Gemeinde unterstützt. Auf Anordnung von Bürgermeister Philipp Schmid wurden in der Egringer Straße, Beim Breitenstein, in der Hauptstraße der Abzweigung Nikolaus Däublin-Weg, Friedrich Rottra- und Bahnhofstraße Barrieren mit Durchfahrt-Verboten-Schildern aufgestellt. Gegen 14 Uhr wurden die Absperrmaßnahmen teilweise aufgehoben, der Bahnhofsbereich und die Bahnunterführung blieben aber noch gesperrt.

Abgedichtet war das Leck schon vor 13 Uhr, doch die Bahn legte Wert darauf, dass der Auslaufstutzen erneut von einem Atemschutztrupp in Spezialanzügen überprüft wird. Dies geschah gegen 14 Uhr. Bis gegen 17 Uhr war die Rheintalstrecke der Bahn in beiden Fahrtrichtungen komplett gesperrt. Auf der Homepage der Bahn wurden Reisende informiert. Um kurz nach 13 Uhr hieß es dort: „Wir versuchen möglichst viele Züge durch den Katzenbergtunnel umzuleiten, dadurch können die Halte Haltingen, Eimeldingen, Efringen-Kirchen, Istein, Kleinkems, Rheinweiler, Bellingen und Schliengen jedoch nicht angefahren werden. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen konnte leider nicht eingerichtet werden, da keine Busfahrer vorhanden sind“, räumte das Unternehmen offen ein.

Bahn muss Taxi zahlen

Für viele Berufspendler und Schüler war das mit einigem Ungemach verbunden. Eine in Rheinweiler als Reinigungskraft arbeitende Frau aus Haltingen nahm sich für den Heimweg nach über einer Stunde Wartezeit am Bahnhof entnervt ein Taxi: „Ich habe einfach einen wichtigen Termin.“ Für den fehlenden Schienenersatzverkehr sprangen gleich mehrere Taxiunternehmen ein, selbst aus Müllheim. Den Fahrgästen steht übrigens nach der Fahrgastrechteverordnung eine Entschädigung zu: Ab einer Stunde Verspätung zahlt das Unternehmen auf Antrag und nach Vorlage der Quittung die Taxikosten.

Anwohner verärgert

Richtig sauer reagierten Anwohner rund um den Havarieort. „Das musste ja mal passieren“, empörte sich einer. Anwohner Stefan Hoffmann kritisierte im Internet: „Es ist eine Frechheit, wie lapidar mit dem Leben der Anwohner von Efringen-Kirchen umgegangen wird“.

Auch Bürgermeister Philipp Schmid ärgerte sich am Einsatzort, dass immer wieder tagelang Gefahrgutzüge im Bahnhof von Efringen-Kirchen geparkt werden. „Da redet man jahrelang, dass das so nicht weitergeht und man wird einfach nicht gehört, und jetzt haben wir die Scheiße“, sagte der Bürgermeister ungewohnt offen. Er kündigte an, dass er in der Gemeinderatssitzung am Abend deutliche Worte finden werde.

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