Efringen-Kirchen Gräberfeld für Muslime

Weiler Zeitung

Friedhofsordnung: Platz für Moslems in Kirchen / Satzung: Nur noch Details offen

Die Gemeinde Efringen-Kirchen will mit ihrer künftigen Friedhofsordnung mit der Zeit gehen: Wenn die Satzung, die derzeit überarbeitet wird, vermutlich im kommenden Jahr in Kraft tritt, wird die Kommune auf ihrem größten Friedhof, dem von Kirchen, wohl ein muslimisches Gräberfeld anlegen.

Von Clemens Leutz

Efringen-Kirchen. Schon beim Bau des Friedhofshauses in Kirchen hat die Gemeinde an die wachsende Zahl von Bürgern gedacht, die nicht mehr Mitglied einer christlichen Kirche sind. Dazu hatte sie die evangelische Kirchengemeinde Efringen-Kirchen durch einen Beschluss ihres Kirchengemeinderats gezwungen, der Nicht-Christen aus den üblicherweise für Beerdigungen genutzten kirchlichen Räumlichkeiten ausschloss. Deshalb musste die politische Gemeinde für ihren Friedhof eine neutrale Lösung suchen, die sie mit ihrem zukunftsweisenden Neubau auch fand, der neben Christen ebenso Moslems, Juden und Atheisten für Abdankungsfeiern dienen kann.

Bislang wollen muslimische Einwanderer meist noch in ihren Herkunftsländern beigesetzt werden. Doch die Zahl derer steigt, die sich in Deutschland, in der Nähe von Kindern und Enkeln, bestatten lassen. Deshalb müsse auch die Gemeinde Efringen-Kirchen auf einem Friedhof die Möglichkeit dafür anbieten, erklärt Hauptamtsleiter Clemens Pfahler.

In Städten wie Stuttgart und Mannheim gibt es seit den 80er Jahren Gräberfelder für Muslime. Da ist aufgrund unterschiedlicher Bräuche jedoch Feingefühl gefragt. So ist es im Islam nicht vorgesehen, dass ein Grab abgeräumt wird. Deshalb bietet beispielsweise Mannheim Gräber für 50 statt der üblichen 15 Jahre an. Ein solches Grab kostet dort dann 3000 statt 800 Euro. Kompromisse konnten auch bei der Wartezeit und der Beerdigung im Leintuch gefunden werden. Im Kreis Lörrach stehen Muslimen in Lörrach sowie Rheinfelden und seit kurzem auch in Fahrnau und Schönau Gräberfelder zur Verfügung.

Kommune im Fernsehen

Den Anstoß dazu, die Friedhofssatzung zu ändern, hatte auch ein Streit zwischen einer Familie und der Gemeinde um die Zubettung einer Urne in Istein gegeben, der bis zum Verwaltungsgericht Freiburg gezogen wurde. Er hat Efringen-Kirchen bundesweit eine zweifelhafte Prominenz verschafft. Selbst ernsthafte Medien wie das ZDF und das SWR-Fernsehen brachten Sendungen, weil sie den Fall für so skurril und den Umgang mit der Urne – sie wurde im Rathaus zwischengelagert – für pietätlos hielten. In einem Gespräch zwischen den Beteiligten konnte das Thema aber abgeräumt werden, auch wurde die Friedhofssatzung entsprechend geändert.

Arbeitsgruppe tagte

Im Anschluss begann eine neu gegründete Arbeitsgruppe mit Vertretern der Fraktionen, Ortsverwaltungen und der Verwaltung, sich mit der Friedhofssatzung von Grund auf zu beschäftigen und einen neuen Vorschlag zu erarbeiten. Die Runde traf sich zuletzt vergangene Woche. Inhaltlich seien die Themen abgeschlossen, berichtet Pfahler. Es seien aber noch Details und die praktische Umsetzung zu klären, auch die Gebühren seien noch nicht zu Ende kalkuliert.

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