Efringen-Kirchen Hausbesitzer werden für Wärmenetze sensibilisiert

Ines Bode
Referent Jan Münster gab wichtige Einblicke für Besitzer von Wohneigentum. Foto: Ines Bode

Im Rahmen der Wärme-Kampagne führt Efringen-Kirchen vier Veranstaltungen durch. Die Erste war jetzt.

Dass der Leitsatz „Die Wärmewende geschieht vor Ort“ nicht nur ein Werbeslogan ist, verdeutlichte Jan Münster. Der Referent von der unabhängigen „Energieagentur Südwest“ legte den Zeitplan für die Kommune und Wohneigentümer dar. Als Gastgeber agierte die Gemeinde und Bürgermeisterin Carolin Holzmüller begrüßte die Zuhörer im nahezu voll besetzten Ratssaal.

Münster stieg mit den Untersuchungsergebnissen des Landkreis Lörrach ein. Der vorläufige CO₂-Report bezüglich der Treibhausgas-Emissionen und des Endenergiebedarfs setze die „Wärme“ an vorderste Stelle, gefolgt von Verkehr und Strom (Stand 2021) – wobei „Wärme“ mit mehr als fünfzig Prozent ein Vielfaches einnehme. Die örtlichen CO₂-Emissionen liegen derzeit bei mehr als 30 000 Tonnen CO₂ pro Jahr (Tonne CO₂-Äquivalent). Der Anteil „Wohnen“ bilde mit knapp 28 000 Tonnen CO₂ pro Jahr (tCO₂/a) klar das Gros. Im Jahr 2023 solle der Wohnanteil laut Prognose bei 13 700 tCO₂/a liegen und 2040 werde er auf erstaunliche 2500 tCO₂/a gerutscht sein. Desweiteren stellte Münster den Maßnahmekatalog für Efringen-Kirchen vor.

Im Prinzip gehe es um fünf Punkte: Entwicklung von Nahwärmenetzen, Prüfung von Mikronetzen, eine Sanierungsoffensive bezüglich Gebäudeeffizienz, Dachnnutzung mit Photovoltaik und die Prüfung von Freiflächen für Photovoltaikanlagen sowie solarthermische Anlagen.

Der Wärmebedarf

Untersucht wurde zudem die örtliche Entwicklung des Wärmebedarfs nach Energieträgern. Derzeit stehen Öl (43,8 Gigawattstunden) und Gas (42,6 Gigawattstunden) fast gleichrangig hoch im Kurs. Im Jahr 2023 seien die Werte laut Prognose bei Öl auf 23 Gigawattstunden und bei Gas 21 Gigawattstunden gesunken. Verschwunden sei bis 2030 der mit 26,3 Gigawattstunden drittgrößte Energieträger-Anteil, der sich nicht zuordnen ließ und als „unbekannt“ geführt wird. Einzig zwei Heizmitteln wird eine Steigerung prophezeit: Biomasse und die Methode per „Wärmenetz“.

Die Heizsysteme

Zum Punkt „Heizsysteme nach Alter“ hieß es, 43 Prozent ließen sich nicht zuordnen, zwanzig Prozent seien älter als dreißig Jahre, weitere zwanzig Prozent seien fünfzehn bis dreißig Jahre alt. Drei Prozent seien jünger als fünf Jahre; insgesamt gebe es in der Gemeinde 3776 Heizsysteme.

Ein interessanter Faktor ist, dass 1071 Gebäude vor 1919 errichtet wurden, das seien 28 Prozent. 187 Gebäude seien von 1919 bis 1948 entstanden, was fünf Prozent entspreche. Bis 1978 kamen dann 1210 Gebäude hinzu. Dann habe das „Häuslebauen quasi Konjunktur erlebt“.

Regelungen und Fristen

Im zweiten Teil operierte Münster mit konkreten Fakten für Wohneigentümer. Für bestehende Heizungen liege keine Austauschpflicht vor, Reparaturen seien gestattet. Bei neuen Heizungen unterscheide man zwischen „Neubaugebiet“, in dem die 65-Prozent-Regelung greife, und „Bestand und Neubau“, wo sie „noch nicht“ greife.

Beratung ist Pflicht

Abhängig sei diese 65-Prozent-Regelung Regelung von den Fristen der Wärmeplanung. Sei eine solche rechtlich bereits vorhanden, gelte sie mit Beginn 2024. Für Kommunen mit mehr als 100 000 Einwohnern gelte sie ab Juni 2026. Da Efringen-Kirchen darunter liege, trete die Frist ab Juni 2028 in Kraft – heißt im Klartext, Öl- und Gasheizungen dürfen weiter eingebaut werden. Pflicht sei jedoch ein Beratungsgespräch.

Beratungsgespräche

Die Energieagentur Südwest biete sie telefonisch kostenlos an, Hausbesuche kosten dreißig Euro. Ums liebe Geld gings auch bei den Möglichkeiten der staatlichen Förderung: Wer „umsteigt“ bekommt dreißig Prozent Grundförderung, wer schnell ist noch zwanzig Prozent Geschwindigkeitsbonus. Bei kleinem Einkommen gebe es Förderung. Insgesamt könnten siebzig Prozent der Kosten gefördert werden.

Finanzielle Vorteile biete außerdem die Photovoltaik, die nach wie vor im Rennen sei, seit 2023 gar Pflicht bei kompletter Dachsanierung. Holzmüller verwies auf die Internetseite des Landkreises, die Auskunft gebe. Mehrere Fragen der Diskussionsrunde galten der Nahwärme. Holzmüller: Es lohne sich nur, wenn Hausbesitzer mitziehen.

Auskünfte erteilt die Energieagentur Südwest unter Tel. 07621/161 61 70.

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