Efringen-Kirchen Bauern leiden unter hohen Kosten

Ralph Lacher
In einem unsicheren Marktumfeld haben die Erntehelfer im Markgräflerland mit der Kirschenernte begonnen. Foto: Ralph Lacher

Erntehelfer bleiben wegen Krieg zuhause

Dieser Tage hat im Markgräflerland die Kirschenernte begonnen, derweil die Spargel- und Erdbeerernte in ihre Endphase geht. Obst- und Gemüsebauern sprechen von einer gut durchschnittlichen Ernte und qualitativ hochwertigen Erzeugnissen. Allerdings herrscht trotz der guten Ernteaussichten alles andere als eitel Sonnenschein bei den Landwirten.

Von Ralph Lacher

Rebland - Denn zur Konkurrenz durch Billig-Produkte aus anderen Erzeugerländern kommt in diesem Frühjahr und Frühsommer die deutlich zu spürende Kaufzurückhaltung in der Direktvermarktung. Deshalb sei die Ertragslage eher schwierig, heißt es bei Vermarktern und Erzeugern.

Von guten Mengen und gutem Vertrauen der Kunden, in diesem Fall im Wesentlichen also im Lebensmitteleinzelhandel einschließlich der Discounter, spricht Lorenz Boll, Geschäftsführer des Erzeugergroßmarkts (Egro) mit Sitzen in Oberrotweil am Kaiserstuhl und Efringen-Kirchen. Die Spargelernte dürfte nach Einschätzung Bolls mit rund 1000 Tonnen Ende nächster Woche zu Ende gehen und damit ein Ergebnis ähnlich wie in den Vorjahren bringen. Ebenso bei den Erdbeeren, die Boll bei rund 2200 Tonnen Ernteergebnis taxiert.

Bei beiden Produkten sei allerdings die Preissituation unbefriedigend. Vor allem bei den Erdbeeren, da diese aus anderen Ländern, etwa Spanien oder Griechenland, im Lebensmitteleinzelhandel und bei den Discountern zu günstigeren Preisen verkauft werden, aus Sicht der hiesigen Erzeuger zu „Dumping-Preisen“. „Uns plagt in diesem Jahr nicht die Witterung, wie etwa im Spätfrost-Jahr 2021, sondern die allgemein-politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, so Boll. Damit gemeint sind zum einen Engpässe mit den Erntehelfern, die fast ausschließlich aus den Ukraine-Nachbarländern Polen und Rumänien, teilweise auch aus Bulgarien, kommen.

Erntehelfer bleiben wegen Ukraine-Krieg zu Hause

Wegen der angespannten politischen Lage und aus Sorge um die Familien daheim blieben aber viele von ihnen dieses Jahr lieber zu Hause. Dazu kommen ein höherer Mindestlohn, drastisch gestiegene Energie-, Dünge-, Pflanzenschutzmittel- und Verpackungspreise. „Während die Preise für Obst und Gemüse im Vergleich zum Vorjahr nur rund zwei Prozent gestiegen sind, kämpfen die regionalen Erzeuger mit Kostensteigerungen von bis zu 60 Prozent“, erklärt Boll. Auch die Kirschenernte dürfte ähnliche Probleme bringen. Die Mengen- und Qualitätserwartungen sind auch hier gut. Es drohen aber Billig-Importe aus der Türkei, Spanien und den Benelux-Staaten und entsprechender Preis- und Ertragsdruck, so Boll.

Die Erzeuger aus der Region sehen die Situation ähnlich. Andreas Schopferer vom Obst- und Gemüsebetrieb mit drei Hofläden in Egringen, Eimeldingen und Lörrach spricht von einer passenden Menge an Kirschen und einer gerade noch zufriedenstellend laufenden Erdbeer- und Spargelsaison. Insgesamt hofft Schopferer, dass die Kirschen, mit deren Ernte er begonnen hat, in den nächsten Wochen auch im Wettbewerb mit den ausländischen Erzeugern bestehen werden und guten Absatz finden. Er sei natürlich wie die Kollegen landauf, landab von den enorm gestiegenen Kosten betroffen.

Bauern können höhere Kosten nicht weitergeben

Zumal diese nicht oder kaum weiter gegeben werden können. „Vor allem dank der Direktvermarktung kann ich noch zufrieden sein. Allerdings darf die Kostenspirale so nicht weitergehen“, sagt Schopferer.

Markus Schörlin vom auf Kirschen, Zwetschgen und Äpfel spezialisierten Obsthof in Huttingen sieht bei den Industriekirschen sowohl gute Ertrags- wie auch Absatzperspektiven, ist sich angesichts sehr starken Behangs der Tafelkirschen und der Konkurrenz in diesem Marktsegment aber unsicher, ob ein zufriedenstellender Ertrag erwirtschaftet wird. Bei den in seinem Betrieb das ganze Jahr über verfügbaren Äpfeln sei er dank seiner guten Position im regionalen Lebensmitteleinzelhandel auf gutem Weg. Im Hofladen spürt Schörlin einen Kundenrückgang, den er vor allem auf die gestiegenen Spritpreise zurückführt.

Kreisobstbauberater Klaus Nasilowski sieht im Jahr 2022 kaum Vegetationsprobleme und insgesamt in Mengen- und Qualitätshinsicht ein gut durchschnittliches Jahr. Die Preissituation bei den aktuell zur Vermarktung stehenden Produkten sei aber nicht befriedigend, vor allem wegen der drastisch gestiegenen Kosten für die Erzeuger. Und ein Problem sieht Nasilowski ebenfalls: Die Kirschessigfliege sei stark präsent und bei den Zwetschgen gebe es Lausbefall. Problematisch sei das vor allem wegen der hohen Preise für die verfügbaren Pflanzenschutzmittel und wegen der immer strenger werdenden Zulassungen, sagt der Berater.

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