Efringen-Kirchen Jeder Name hat eine Geschichte

Ingmar Lorenz

Günter Henn steht kurz vor Fertigstellung des Ortssippenbuchs für Blansingen-Welmlingen.

Efringen-Kirchen - Ein Mann fliegt 1924 von Deutschland aus mit einem legendären Zeppelin in die USA und bekleidet später einen hohen Posten in der Zeppelin- und Zahnradfabrik. Ein anderer Mann behandelt bis zum Jahr 1921 die Kaiserin als ihr letzter Leibarzt. Beide sind sich wahrscheinlich nie begegnet, haben aber doch etwas gemeinsam: Sie haben ihre familiären Wurzeln in Blansingen.

Die Familien beider Männer tauchen im Ortssippenbuch auf, das derzeit von Günter Henn erarbeitet wird. „Darin werden alle Bürger aufgeführt – mit Kind und Kegel“, fasst er das Verzeichnis der Einwohner der Kirchengemeinde Blansingen-Welmlingen zusammen. Das Buch, das im Lauf des Jahres erscheinen soll, umfasst den Zeitraum von 1530 bis 2019. Seit sieben Jahren arbeitet Henn an dem Projekt. Und das ohne Unterbrechung.

Dabei baut er auf die umfangreiche Arbeit des im Jahr 2012 verstorbenen Pfarrers Helmut Fehse auf. Dieser hatte die Namen der Familien und der dazugehörigen Personen auf unzähligen Karteikarten gesammelt, wobei ihm die Kirchenbücher als wichtigste Quelle dienten.

Nach Fehses Tod gingen die Karten an Henn, der den Bestand nicht nur elektronisch erfasste, sondern auch ergänzte.

„Ganz wichtig waren in diesem Zusammenhang die Mormonen in der Schweiz“, betont Henn. Warum die Mormonen? Weil diese nach dem Zweiten Weltkrieg viele Kirchenbücher abfotografiert haben. In Basel habe er die Filme einfach bestellen und einsehen können. „Ich wäre wahrscheinlich auch in Deutschland an die Informationen gekommen, aber es wäre deutlich aufwendiger gewesen“, erklärt Henn. Auch das Thema Datenschutz habe ihn auf Trab gehalten. Denn die Beschaffung der Daten sei das eine, die Verwendung für das Ortssippenbuch das andere. Um diesbezüglich auf der sicheren Seite zu sein, habe er unzählige Telefonate geführt und schriftliche Einverständniserklärungen eingeholt.

Festzustellen, wann die Bürger geboren und gestorben sind und wann sie geheiratet haben, sei aber nur der erste Schritt bei der umfangreichen Arbeit gewesen, erklärt Henn. Denn das Ortssippenbuch ist viel mehr als eine reine Auflistung von Namen und Daten.

Erstaunliche Geschichten zutage gefördert

Wo immer es möglich war, hat Henn zusätzliche Informationen zu den Einwohnern recherchiert und dabei erstaunliche Geschichten wie die des Zeppelin-Fahrers oder des Leibarztes zutage gefördert.

Auch bekannte Persönlichkeiten seien ihm im Lauf seiner Recherche begegnet. So stamme etwa die Großmutter von Kathrin Rüegg, die vielen aus der Sendung „Was die Großmutter noch wusste“ bekannt ist, aus Blansingen.

Als Quelle dienten Henn bei seinen Nachforschungen unter anderem die Schriftführerbücher der Vereine oder der Feuerwehr. Auch die Blansinger Ortschronik habe viele Informationen enthalten. Ebenso die Archive der Zeitungen und der Gemeinde.

„Ganz wichtig waren aber natürlich auch die persönlichen Gespräche.“ Es sei eine Arbeit, die nicht nur viel Zeit, sondern auch Fingerspitzengefühl erfordert, betont der 70-Jährige. „Diese Anmerkungen sind das Salz in der Suppe“, sagt Henn. Aber er müsse darauf achten, welche Informationen er auch mit Blick auf die Nachkommen der betreffenden Person aufnehmen kann. Zudem muss Henn sicher sein, dass die Geschichten auch wahr sind. Fehse habe ihm diesbezüglich einen wichtigen Tipp gegeben: „Wenn du nicht sicher bist, dass es stimmt, lass es weg.“

Entscheidend war zudem, dass Henn in der Region gut vernetzt ist und dass die Bürger hinter dem Projekt stehen. Auch die Kooperation mit der Gemeindeverwaltung und den Ortsvorstehern erleichterte Henn die Arbeit, erklärt der Kleinkemser, der inzwischen in Brombach lebt und arbeitet.

Buch enthält mehr als 12 000 Einträge

Während der vielen Stunden, die Henn ehrenamtlich in das Projekt investiert hat, sind insgesamt weit mehr als 12 000 Einträge zusammengekommen, und Henn ist stolz auf das Werk, das in einer Auflage von etwa 400 Stück gedruckt und zu einem Preis „unter 50 Euro“ verkauft werden soll. „Es ist ein tolles Buch“, sagt der Ahnenforscher mit Blick auf das Werk, das eine Lücke in der genealogischen und historischen Forschung schließen wird. Daneben wird es vielen aber auch einfach Freude durch die Lektüre bereiten. „Von anderen Ortssippenbüchern weiß ich, dass manche Leute mit ihnen aufstehen und ins Bett gehen.“

Wer sich nicht sicher ist, ob er mit ins Ortssippenbuch aufgenommen wurde, kann sich bis zum 5. April per E-Mail an guenterhenn@onlinehome.de oder unter Tel. 07621/51763 melden und gegebenenfalls noch eine Datenschutzerklärung ausfüllen.

Auch Personen, die früher in Blansingen oder Welmlingen gewohnt haben, können aufgenommen werden.

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