Efringen-Kirchen Konfliktpotenzial weiter vorhanden

Weiler Zeitung
Die Gemeinde muss Wohnraum schaffen. Zugleich aber soll Rücksicht auf das Dorfbild genommen werden. Archivbild: sba Foto: Weiler Zeitung

Innenverdichtung: Bebauung als Drahtseilakt zwischen Wohnungsnot und Bewahrung des Dorfbildes

Ein Bauantrag bot im Ortschaftsrat Blansingen die Gelegenheit, das Dauerthema Innenverdichtung zu diskutieren. Das Dilemma: Die Gemeinde braucht Wohnraum, zugleich aber wird befürchtet, dass es durch die neuen Gebäude in den Dörfern immer enger wird.

Von Jutta Schütz

Blansingen. Konkret ging es um ein recht schmales langes Grundstück, dass an der Straße „Im Grändel“ gegenüber dem Abzweig der „Wanhödener Straße“ liegt, auf dem der Neubau von zwei Einfamilienwohnhäusern mit Carports, Stellplätzen, Fahrradabstellplätzen und Müllbox geplant ist. Baurechtlich steht dem Vorhaben nichts entgegen, deshalb stimmte der Ortschaftsrat einstimmig den Plänen zu.

Hauswand statt schöner Aussicht

Ganz glücklich waren Ortsvorsteherin Andrea Wahler und die Ortschaftsräte aber nicht, denn das Bauvorhaben nutzt – verständlich aus Sicht der Planer – das Grundstück vollständig aus, sprich: Es wird sehr eng, zumindest für einen der Angrenzer. Der meldete sich im Rat denn auch zu Wort. „Ich weiß, dass das rechtlich in Ordnung ist, aber für unsere Familie ist es sehr schade, dass direkt an unsere Terrasse angebaut wird. Wir schauen dann auf eine Hauswand, die gerade mal drei Meter weg ist“, schilderte er das Dilemma. Der andere Grundstücksnachbar stellte fest, dass er weniger betroffen sei, da er nach wie vor die Aussicht auf seinen größeren Garten habe. „Für meinen Nachbarn ist es schon schade, dass er nichts mehr von der Landschaft sehen wird“, sagte er. „Im Leben nicht haben wir geglaubt, dass man mal auf so einem schmalen Grundstück baut und dann auch noch so eng“, wunderten sich beide. Mit einem Haus auf dem Grundstück hätte zumindest der mehr von dem Neubauvorhaben betroffene Angrenzer leben können, „dann wäre mehr Raum auch für etwas Aussicht geblieben“, fand er.

Andrea Wahler erläuterte die baurechtliche Lage. Das Neubauvorhaben befindet sich im nicht überplanten Innenbereich. Zu den beiden geplanten Häusern, die eingeschossig mit Satteldächern erstellt werden sollen, kommen insgesamt fünf Stellplätze dazu. Rechtlich stimmt alles mit den Vorgaben überein. Privatrechtliche Bedenken gegen das Vorhaben würden weitergeleitet, gab sie weiter.

„Ich verstehe, dass man sich eingekesselt fühlt, vor allem wenn man eine Aussicht hatte“, sagte Wahler an den Nachbarn oberhalb des Grundstücks gerichtet. Diese Situation in Sachen Neubauten und Innenverdichtung habe man öfter im Dorf und das werde auch in Zukunft so sein, bemerkte sie.

Damit verbunden sei dann auch, dass weitere Bewohner irgendwann vielleicht eine viel geliebte Aussicht verlieren. Konfliktpotenzial ist also weiter vorhanden – vor allem, was die Parksituation in den schmalen Dorfstraßen angeht, da oft die Parkplätze vor dem Haus nicht ausreichen. Die Innenverdichtung aber werde politisch gewollt, damit die Ortsränder nicht weiter in die Landschaft ausfransen, so Wahler.

Freie Flächen werden genutzt

Dass alte Ortskerne wie in Blansingen, Huttingen oder auch Istein oft sehr dicht bebaut sind, fällt häufig erst auf, wenn es Neubauvorhaben im alten Bestand auf freien oder bisher als Gärten genutzten Flächen gibt. Trotzdem wird angesichts des Mangels an Wohnraum und der hohen Nachfrage in Efringen-Kirchen und in den Nachbargemeinden versucht, freie Flächen im Bestand zu schließen, das Bauen in zweiter Reihe zu ermöglichen, Scheunen auszubauen oder bestehende Gebäude aufzustocken.

Bauen im Bestand hat Vorteile, denn die Infrastruktur ist im Gegensatz zu neuen Baugebieten an den Ortsrändern bereits vorhanden. Die Nachverdichtung und besonders das Bebauen von Gärten, Hinterhöfen und Wiesen inmitten von Siedlungen ist aber auch immer wieder ein Streitthema. Manche Bürger fühlen sich „eingeengt“ und sind um ihre bisherige Lebensqualität besorgt.

Der stellvertretende Ortsvorsteher Helmut Wiedemann fragte in diesem Zusammenhang, ob man wisse, was auf der Wiese unterhalb des Römerhofs an Bebauung kommen könnte. Hier sollten eigentlich Reihenhäuser entstehen, die – so wie geplant – in der Bevölkerung nicht gut ankamen. Der Investor zog sich aber zurück. Wahler wusste diesbezüglich nichts Neues zu berichten.

Erhebung von Studenten als mögliche Grundlage

Auf Rückfrage unserer Zeitung bei Wiedemann erwähnte der stellvertretende Ortsvorsteher, dass vor einigen Jahren Studenten der DHBW Lörrach den Ortsteil genau und mehrere Tage unter die Lupe genommen und notiert hätten, wo sich in Blansingen Möglichkeiten zum Ausbau, Umbau und Neubau ergeben könnten. „Dazu gab es Unterlagen seitens der Studenten“, ist er sicher und fragt sich, ob diese noch existieren. Denn „die wären eine schöne Grundlage, weil wir uns mit dem Thema Innenverdichtung auch weiter beschäftigen werden“.

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