Efringen-Kirchen „Lachendes und weinendes Auge“

Weiler Zeitung

Interview: Der Isteiner Kellermeister Günter Nussbaumer geht nach mehr als 40 Jahren in Rente

Mehr als vier Jahrzehnte lang hat Günter „Nussi“ Nussbaumer das Weingut des Kalkwerks Istein geleitet. Heute ist sein letzter offizieller Arbeitstag. Saskia Scherer sprach mit ihm über seine Zeit als Kellermeister und seine Pläne für den Ruhestand.

Frage: Wie schwer fällt Ihnen der Abschied?

Zum Teil leicht, er ist aber auch mit Wehmut verbunden. Also mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wie man so schön sagt. Aber mehr lachend – nach über 40 Jahren ist es einfach Zeit für einen Nachfolger, mit dem es ja auch weitergehen wird wie bisher.

Frage: Haben Sie sich gefreut, dass an der Fasnacht eine Gruppe Ihr Aufhören thematisiert hat?

Absolut. Ich habe von nichts gewusst, das war ganz spontan, aber die Gruppe kenne ich gut. Das sind „Jungs“, die ich habe aufwachsen sehen. Es war auf jeden Fall eine schöne Wertschätzung.

Frage: Was war das Schönste an der Zeit als Kellermeister in Istein?

Eigentlich alles. Ein Höhepunkt war mit Sicherheit der Neubau des Weinguts im Jahr 1984, zuvor hatten wir noch in der Küferei Asal in Efringen-Kirchen gekeltert und abgefüllt. Ab dann haben wir alles selbst gemacht, vom Schnitt bis zum Verkauf. Ich habe auch mehrere Besitzer miterlebt – von Lonza über die Baustoffwerke Durmersheim und HeidelbergCement bis hin zur Lhoist-Gruppe heute. Die Zeit war also auch von Wandel geprägt – aber das muss sein, sonst bleibt man stehen. Auf jeden Falls hatte ich stets Freude an meiner Tätigkeit und habe immer mit der Natur gearbeitet, nicht gegen sie.

Großen Spaß gemacht hat mir auch die Arbeit mit den Lehrlingen. Zehn wurden während meiner Zeit ausgebildet und sie waren alle sehr gut und eine große Hilfe. Erwähnen möchte ich auch Michael Sillmann, der seit 33 Jahren dabei ist. Wir sind hier ein zusammengewachsenes Team wie in einem familiären Betrieb.

Frage: Und was hat Ihnen Sorgen bereitet?

Nicht viel. Wenn man Freude an der Arbeit hat, hat man auch keine Sorgen. Eine Änderung stand uns ins Haus, als Maxit die Trockenmörtel- und Putzsparte übernahm. Zur Firma gehörte das Weingut Kalkbödele, deshalb fiel unser interner Absatzmarkt auf einmal weg. Wir mussten uns dann eben Gedanken machen und haben den Verkauf nach außen schließlich stark ausgebaut. Vorher lag er bei rund zehn Prozent, heute bei 80. Das ist gleichzeitig ein schöner Erfolg, der dem ganzen Team hier im Weingut zu verdanken ist.

Frage: Woher rührt Ihr Interesse für den Wein?

Da meine Eltern zwei Hektar Reben hatten, bin ich mit dem Wein sozusagen groß geworden. So lag es nahe, diesen Weg einzuschlagen.

Frage: Wie kamen Sie überhaupt zum Weingut Kalkwerk?

Über meinen Nachbarn Gerhard Rüdlin kam ich 1972 nach der Lehre zur Bezirkskellerei Markgräflerland, wo er Geschäftsführer war. Da ich aber nicht mein ganzes Leben lang im Keller stehen wollte, habe ich mich schließlich auf die Stelle im Weingut des Kalkwerks Istein beworben.

Frage: Wie ist das Weingut für die Zukunft aufgestellt?

Es ist gut aufgestellt. Die Sortenstruktur passt, wir können vieles bieten. Außerdem haben wir immer qualitätsorientiert gearbeitet und keine Massenproduktion betrieben, das war mir auch sehr wichtig. Angefangen habe ich damals mit 3,5 Hektar Reben, heute sind es zirka neun Hektar. Auch die Witterung im vergangenen Jahr hat uns nicht aus der Bahn werfen können, wir hatten glücklicherweise eine fast durchschnittliche Ernte. Der Frost hat uns nur wenig angetan.

Frage: Was geben Sie Ihrem Nachfolger Yves Muller mit auf den Weg?

Er ist ja schon seit August da, in diesem halben Jahr habe ich ihm schon einiges übermitteln können und er hat sich gut eingearbeitet. Natürlich bringt er auch neue Ideen mit. Noch optimierbar ist der interne Verkauf – da wird er Entscheidungen treffen müssen.

Frage: Wie sehen Ihre Pläne für den Ruhestand aus?

Die werden sich noch ergeben. Es heißt ja „Wer rastet, der rostet“, und das will ich nicht. Auf jeden Fall würde ich gerne mit meiner Frau noch einige Reisen unternehmen. Im April geht es nach Norwegen. Und falls ich im Weingut noch einmal einspringen kann, werde ich gerne mithelfen.

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