Efringen-Kirchen Landratsamt sagt Impftermin ab

Gerhard Breuer und Adrian Steineck
Hier im Evangelischen Gemeindehaus in Efringen-Kirchen hätte der Impftermin stattfinden sollen. Das Organisationsteam mit (von links) Helmut Wiedemann, Sonja Pagenkopf, Gabi Lehmann, Christiane Breuer und Karl Rühl ist nach eigener Aussage tief enttäuscht. Foto: Gerhard Breuer

Corona-Pandemie: Ehrenamtliches Team hat Aktion für 200 Senioren organisiert / Begründung bleibt aus

Efringen-Kirchen - Kalt erwischt wurde am Freitagnachmittag das ehrenamtliche Team, das sich seit acht Wochen um Impftermine für rund 200 Mitbürger ab 80 Jahren bemüht: Der für kommenden Dienstag geplante Impftermin im Gemeindehaus in Efringen-Kirchen wurde durch das Landratsamt Lörrach ohne Begründung gestoppt.

Karl Rühl, Sonja Pagenkopf, Gabi Lehmann, Helmut Wiedemann und Christiane Breuer waren gerade im Gemeindehaus, um die Organisation der Impfung zu besprechen, als die Nachricht sie ereilte: Alles einstellen, der Impftermin findet nicht statt.

Sonja Pagenkopf, die die meiste Zeit für die Vorbereitung aufgewendet hatte, war fassungslos. „Wie kann das sein, dass man 200 alte Leute so enttäuscht und völlig verunsichert? Hier wird uns von Amts wegen untersagt, zu helfen.“

Pagenkopf hatte in den vergangenen zwei Wochen unermüdlich Aufklärungsmerkblätter, Einwilligungs- und Anamnesebögen verschickt und ihren Rücklauf überwacht. Unzählige Fragen hatte sie beantwortet und mehrere Listen angelegt, seit Freitagmorgen waren alle Papiere fertig für den Impftermin.

Zum Hintergrund

Das Bürgerbus-Team und die Gruppe „Lebendige Nachbarschaft hatten sich um Transport, Räume und Durchführung gekümmert. Und nun das Aus – ohne plausible Begründung. „Hier wird völlig willkürlich gehandelt, gegen die Interessen der Menschen. Am Dienstagabend könnten wir 200 Menschen mehr im Landkreis haben, die gegen Covid-19 geschützt sind“, sagt Karl Rühl. „Was ist denn, wenn jetzt jemand von den Leuten auf der Liste an Covid-19 erkrankt und stirbt? Es geht doch hier darum, die Leute zu schützen.“

Marion Caspers-Merk, ehemals Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, die in Efringen-Kirchen wohnt, meint: „Unfassbar. Die Bundeskanzlerin hat beim Impfen mehr Tempo und mehr Flexibilität angemahnt. Kompetenzstreit darf nicht auf dem Rücken der Betroffenen ausgetragen werden. Die Badische Lösung wäre im Interesse der Betagten: einfach laufen lassen.“

Mobiles Impfteam aktiv

Tatsache ist, dass Mobile Impfteams seit Wochen unterwegs sind, um in Seniorenheimen, in der Tagespflege und im Betreuten Wohnen sowie überall dort, wo Betagte untergebracht sind, zu impfen.

Außerdem will man allen mobilitätseingeschränkten Bürgern in den Kommunen einen Vor-Ort-Termin anbieten, so hat es das Land entschieden. Von Freiburg aus ist in dieser Mission jede Woche ein mobiles Impfteam im Landkreis Lörrach unterwegs, um rund 200 Personen eine Schutzimpfung zu verabreichen. Diese 200 Impfdosen stehen im Landkreis zusätzlich zu den Impfdosen im Kreisimpfzentrum zur Verfügung. „Es wird also niemandem etwas weggenommen“, betont Karl Rühl.

Im entsprechenden Handlungsleitfaden heißt es: „Vor-Ort-Impfaktionen stellen lediglich eine Ergänzung der etablierten Struktur des Kreisimpfzentrums dar und sind temporärer Natur.“

Schwierige Terminfindung

Seit acht Wochen geht es bei der Terminvergabe hin und her. Zuerst haben die Ehrenamtlichen Codes für die Impfungen organisiert, jeder täglich drei, mehr gingen nicht. Dann sollten alle Impfwilligen auf eine Warteliste, die Codes wurden für ungültig erklärt. Aber niemand von der Warteliste bekam einen Impftermin. Schließlich der Lichtblick: Ein mobiles Impfteam kommt nach Efringen-Kirchen. Und dann kam aus dem Landratsamt die Mitteilung: Der Termin sei abgesagt, Begründung: Der Dienstweg wurde nicht eingehalten.

„Sie werden weinen, grenzenlos enttäuscht sein und jegliches Vertrauen verlieren.“ So schätzt Sonja Pagenkopf die Reaktion der betroffenen Senioren ein, die sie jetzt von der Absage durch das Landratsamt in Kenntnis setzen muss. Das Team, das sich seit Monaten für die Impfwilligen einsetzt, ist verzweifelt und wütend. Aufgeben aber kommt für die Helfer nicht in Frage.

Landrätin bedauert Vorfall

Landrätin Marion Damman hat den Vorfall gegenüber dem Helferteam bedauert, sagt eine Helferin am Redaktionstelefon. Die Entscheidung sei laut Auskunft des Landratsamts in einem Gespräch mit Daniel Dröschel, dem Leiter des Lörracher Kreisimpfzentrums (KIZ), gefällt worden. Das Freiburger Impfteam wäre nach wie vor bereit, am Dienstag loszulegen. „Aber Eigeninitiative ist offenbar nicht gewünscht“, zieht die Helferin im Gespräch mit unserer Zeitung ein enttäuschtes Fazit.

Das Landratsamt Lörrach stand am gestrigen Sonntag nicht für eine Stellungnahme zur Verfügung.

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