Efringen-Kirchen Leidenschaft und Temperament

Weiler Zeitung
Sympathiebonus garantiert: Das Alcina-Quartett, Jonathan Zipperle, Minami Dettweiler, Lea Erni und Johannes Liesum (v. l.) bei seinem Gastkonzert in Blansingen. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Musikherbst: Stürmisch bejubeltes Alcina-Quartett

Von Walter Bronner

Blansingen. Bis alle Falschparker einen alternativen Ausweichplatz gefunden hatten, durften sich die schon in Startposition spielbereiten Jungtalente des Alcina-Quartetts noch einmal für 20 Minuten zurückziehen. Dann aber boten Jonathan Zipperle, Minami Dettweiler (Violinen), Lea Erni (Viola) und Johannes Liesum (Violoncello) Hörvergnügen pur in der vollbesetzten Blansinger St. Peter-Kirche. Der Sympathiebonus des Auditoriums für die 14 und 16 Jahre alten Nachwuchsinterpreten aus dem Basler Raum, die hier im Rahmen des „Markgräfler Musikherbst“ gastierten, wurde schon im stürmischen Auftrittsapplaus lautstark bekundet. Und er war denn auch höchst verdient.

Denn schon die tonlich kernige und rhythmisch pointierte Wiedergabe von Joseph Haydns g-Moll-Quartett (Hob III: 74) mit dem Beinamen „Reiterquartett“ machte hör- und sichtbar, mit welcher Musizierlust sich die jungen Konzertgeber ihrer anspruchsvollen Aufgabe widmen. Da wurde mit leidenschaftlicher Ernsthaftigkeit, spannungsvoller Harmonie und beträchtlichem Temperament drauflos musiziert, dass es eine wahre Freude war. Dabei stellte das Alcina-Team in den vitalen Ecksätzen des Haydn-Stücks fast überdeutlich heraus, was es mit seinem Beinamen auf sich hat.

Dem Schlussgalopp fielen freilich einige melodische Feinheiten zum Opfer, was aber nicht weiter störte. Die Pause danach nutzte Organisator Helmut Bauckner, um dem Publikum die 1955/56 von Adelheid und Jürgen Brodwolf restaurierten einzigartigen mittelalterlichen Fresken des Gotteshauses zu erläutern. Alsdann brillierten die vier „Alcinas“ erneut mit einer exemplarischen Darbietung von Antonin Dvoraks F-Dur-Quartett (op. 96), das so genannte „Amerikanische“, das der Komponist während seiner New-Yorker-Jahre (1892 – 1895) schuf und mit jenem eigenartig-bezwingenden melodischen Tonfall versah, den auch seine berühmte Neue-Welt-Sinfonie durchströmt.

Auch hier fesselte die Wiedergabe durch ihre Dramatik und Vitalität, zugleich aber auch durch den wunderbar ausgekosteten melodischen Zauber aus Musik-Elementen nordamerikanischen Ursprungs und Sehnsuchtsklängen nach der böhmischen Heimat des Komponisten.

Spontaneität, opulente Klangfülle und musikantische Frische waren überdies markante Kennzeichen der untadeligen Darbietung dieses solitären Meisterwerks. Entsprechend enthusiastisch fiel der Beifall aus, für den sich die junge Truppe mit einer parodistisch umgemodelten Quartettfassung der „Wilhelm-Tell-Ouvertüre“ von Gioacchino Rossini bedankte und dabei noch einmal einen atemberaubenden instrumentalen Parforceritt absolvierte.

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