Efringen-Kirchen Ihr Herz schlägt bolivianisch

Christiane Breuer
Dagmar Dümchen ist zum Geburtstag ihrer Mutter ins Markgräflerland zurückgekehrt. Foto: Christiane Breuer

Es ist der runde Geburtstag der Mutter, zu dem sich alle sechs Kinder dieses Jahr kurz vor Ostern in Mappach treffen werden. Dagmar Dümchen, die Älteste, hat mit rund 12 000 Kilometern die weiteste Anreise – sie ist aus La Paz in Bolivien gekommen. Eine großgewachsene, kräftige Frau mit der Haltung einer Tänzerin, feinen Gesichtszügen, dunkelblonden Haaren und Augen, die immer lächeln.

Geboren in Heidelberg, hat sie die ersten Jahre in Berlin gewohnt, kann sich aber kaum daran erinnern. Als sie sechs Jahre alt ist, wird ihr Vater als Auslandspfarrer nach Bolivien berufen. „Dieses Land, die Stadt La Paz haben mich verzaubert. Die Natur, dieser majestätische über 6000 Meter hohe Berg Illimani und die freundlichen Menschen, all das hat mich in seinen Bann gezogen. Und dann die Musik. Meine Eltern hatten ein paar Platten mit Folkloremusik aus Peru. Das war meine erste Begegnung mit dieser melancholischen Andenmusik, die mich zutiefst berührt hat.“

Zwischen zwei Welten

Als sie 15 Jahre alt ist, kehrt die Familie nach Deutschland zurück und kommt ins Markgräflerland. „Das war wie ein Kulturschock für mich. Ich kam aufs Kantgymnasium – und war eine Fremde. Bolivien hat mir gefehlt. Ich habe mich hier nie zuhause gefühlt. Ich hatte immer im Hinterkopf: ich gehe zurück.“ Nach dem Abitur wollte sie sofort in das südamerikanische Land reisen, doch auf Wunsch des Vaters machte sie ein soziales Jahr im Pflegeheim. Danach war sie nicht mehr zu halten. „Es war meine Abnabelung, ich musste das machen.“ Bei der Ankunft in Bolivien der erste Schock: Das Handgepäck war weg. Zum Glück nahm die ehemalige Haushälterin der Familie sie auf.

Sie ging an die Universität in La Paz und studierte drei Jahre Medizin. Und erkannte, dass sie nicht Ärztin werden wollte. Sie ließ sich die sechs Semester anrechnen und machte an der Uni eine Ausbildung zur Physiotherapeutin. Dort lernte sie ihren Mann, einen Arzt kennen, heiratete und bekam zwei Kinder. Die Familie zog wieder in die alte Heimat, weil ihr Mann in Deutschland seine Facharztausbildung machen wollte. „Wir waren neun Jahre in Pforzheim. Ich habe dort in der Klinik gearbeitet, und ich war todunglücklich. Ich war wie eine Kerze, die langsam abbrennt.“

Endgültig zuhause

Mit ihren beiden Töchtern kehrte Dagmar Dümchen zurück nach Bolivien. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, machte sie sich als Physiotherapeutin selbstständig. Endlich war sie angekommen, hatte sie ihre Mitte gefunden. „Die Bolivianer sind sehr eng mit ihrer Kultur verbunden. Sie feiern ausgelassenen Feste. Jeder Tag wird mit Leben gefüllt, als wenn es der letzte wäre. Das hat mich fasziniert. Und ihre Freundlichkeit, ihre Fröhlichkeit, ihre Herzlichkeit hat mich infiziert. In Deutschland stehen die Leute auf Partys rum und diskutieren über das Weltgeschehen. Das ist doch kein Feiern!“

Die Musik ist ihre Berufung

Dagmar Dümchen hat von Kind an gesungen. Auf Wunsch des Vaters sollte sie Klavierspielen lernen. Sie wollte aber lieber Gitarre spielen. Keine klassische Gitarrenliteratur, sondern Folklore. Sie bekam Unterricht, brachte sich aber das meiste selbst bei und begann eine erfolgreiche Karriere als Latin-Folk-Sängerin. Zunächst mit bolivianischem und lateinamerikanischem Liedgut, später auch mit eigenen Kompositionen. Sie will, sagt sie, mit ihrer Musik Grenzen überwinden und Brücken bauen zwischen Kulturen und Erdteilen. Für ihre Verdienste um die bolivianische Musik wurde sie mit der Ehrenmedaille des Landes ausgezeichnet.

Information

Das Konzert
Freitag, 10. März, ab 18 Uhr in der Christuskirche in Efringen-Kirchen, um eine Kollekte am Ausgang wird zugunsten der Künstlerin gebeten.

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