Efringen-Kirchen Mit Abstand, Test und Maske

Adrian Steineck
Im Gemeinschaftsraum für die Saisonarbeiter des Obsthofs Brändlin in Huttingen herrscht derzeit coronabedingt Leere. Foto: Ingmar Lorenz

Erntehelfer: Was die Obstbauern für den Schutz ihrer Mitarbeiter vor dem Coronavirus tun

Rebland - Den Infektionsschutz von Erntehelfern angemahnt hat die IG Bau Südbaden in einer Mitteilung. Wie es bei diesem Thema bei den Obstbau-Betrieben im Rebland aussieht und was dafür getan wird, die Erntehelfer vor dem Coronavirus zu schützen, dazu hat sich unsere Zeitung umgehört.

„Die Abläufe wie auch alle momentan gültigen Regelungen werden auf unserem Betrieb sehr konsequent umgesetzt und befolgt“, sagt Andreas Schopferer vom Obst- und Gemüsehof Schopferer in Egringen. Dort seien nicht nur Erntehelfer aus Rumänien, sondern auch viele deutsche Mitarbeiter in verschiedenen Bereichen im Einsatz.

Wichtig sei es, ein durchgängiges Konzept zu haben. Dazu zählen nicht nur die so genannten AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) bei der Arbeit, sondern auch kostenlose Tests für alle Mitarbeiter, möglichst getrennte Arbeitsbereiche oder zumindest nur kleine, gleichbleibenden Gruppen. Auch kostenlose Schutzmasken, Desinfektionsmittel und ein strenger Reinigungsplan gehören zu den Schutzmaßnahmen.

Vertrauensbasis ist da

Da auf dem Obst- und Gemüsehof Schopferer seit vielen Jahren schon immer die gleichen Saisonarbeiter beschäftigt sind, hat sich ein großes Vertrauen aufgebaut, sagt Schopferer. „Zum einen kann ich mich darauf verlassen, dass sie mich in der Ernte und Pflege aller Kulturen unterstützen, zum anderen vertrauen meine Mitarbeiter mir, das ich alles Nötige und Mögliche tue, um sie auch hier bei uns im Betrieb zu schützen“, legt er dar.

Beim Vergleich der heutigen Situation mit dem Frühjahr 2020 sagt Schopferer, dass er mit einem Jahr Coronaerfahrung mittlerweile entspannter sei. „Im vergangenen Jahr wusste niemand, was kommt, und ständig haben sich die Einreiseregelungen geändert. Hier ist Kontinuität eingekehrt, ohne fahrlässig zu werden.“

Während damals teils weit weniger Erntehelfer aus dem Ausland als üblich angereist waren, sind es auf dem Obst- und Gemüsehof Schopferer in diesem Jahr wieder mehr. „Das hat aber den Grund, dass ich mit einer etwas besseren Ernte rechne.“

Der politische Rahmen

Kevin Brändlin, Betriebsleiter auf dem Obsthof Brändlin in Huttingen, erinnert sich an die politische Situation vor einem Jahr in der Anfangszeit der Corona-Pandemie. Schwierig sei es geworden, als Innenminister Horst Seehofer ein Einreiseverbot für Saisonarbeitskräfte verhängt hatte. „Damals wurde an der Grenze dann je nach Beruf die Einreise verweigert oder genehmigt“, erinnert sich Brändlin.

Ein rumänischer Fahrer oder eine rumänische Saison-Pflegekraft hätten jederzeit einreisen dürfen, aber rumänischen landwirtschaftlichen Saisonarbeitskräften sei die Einreise verweigert worden. „Diese Praxis war offenkundig nicht nur verfassungswidrig, sondern auch ziemlich skurril“, sagt er.

„Abgelöst wurde diese Regelung durch die nicht weniger skurrile Flugeinreiseregelung. Landwirtschaftliche Saisonarbeitskräfte durften dann nur noch per Flugzeug einreisen. Alle anderen Saisonarbeitskräfte und Berufsgruppen, wie etwa Pflege oder Logistik, durften damals auch ohne Flugzeug einreisen“, legt er dar.

Mittlerweile werden die unterschiedlichen Berufsgruppen vor dem Gesetz glücklicherweise wieder gleich behandelt, legt der Betriebsleiter dar. Dieses Jahr sei die Situation daher deutlich entspannter. Es gebe keinen Engpass.

Die Arbeiter schützen

„Die Corona-Schutzmaßnahmen bei der Arbeit sind ebenfalls dieselben wie auch bei unseren deutschen Mitarbeitern: Neben den üblichen Hygieneregeln bedeutet das vor allem das Angebot von zwei Schnelltests pro Woche“, schildert Brändlin die derzeitige Situation. „Darüber hinaus haben wir die Arbeitskräfte in mehrere Arbeitsgruppen eingeteilt, die unabhängig voneinander eingesetzt und untergebracht sind. Damit verhindern wir, dass bei einem möglichen Corona-Fall der gesamte Betrieb in Quarantäne muss.“

Ein großer Vorteil bei Saisonarbeitskräften sei es, dass sie über den gesamten zweimonatigen Aufenthalt hauptsächlich auf dem Betrieb sind und abends nur in ihrer Gruppe zusammensitzen. Sie würden keine Sozialkontakte in den gesamten Landkreis hinein unterhalten. Neben den vier festangestellten Mitarbeitern im Anbau sind zur Spargelernte sechs Saisonarbeitskräfte auf dem Hof.

Im Jahr 2019 wurde auf dem Obsthof Brändlin auch eine Wohncontaineranlage errichtet. „Schon damals haben wir die Unterbringung so konzipiert, dass jede Saisonarbeitskraft ein Einzelzimmer in der Gemeinschaftsunterkunft hat“, sagt Brändlin.

Vor Corona musste bei der Baugenehmigung noch Überzeugungsarbeit geleistet werden, da eine Einzelzimmerunterbringung bei Saisonarbeitskräften nicht die Regel ist und das Gebäude im Außenbereich dadurch größer sein musste. „In Zeiten von Corona ist es ein Vorteil, wenn jede Arbeitskraft abends ihre eigene Zimmertür schließen kann“, sagt er.

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