Efringen-Kirchen „Mit Geschichte bewusst umgehen“

Weiler Zeitung

Interview: SPD-Ortsvereins-Vorsitzender Armin Schweizer spricht über Hermann Burte als Namensgeber

Hermann Burte war nicht nur als Heimatdichter und Maler bekannt, sondern auch ein Verfechter der völkischen Ideologie und Anhänger nationalsozialistischer Ideen. In manchen Gemeinden fungiert er als Namensgeber für Straßen und Einrichtungen – so auch in Efringen-Kirchen. Daran stört sich die örtliche SPD. Saskia Scherer sprach mit dem Ortsvereins-Vorsitzenden Armin Schweizer.

Frage: Herr Schweizer, die Verwendung des Namens von Hermann Burte beschäftigt die Efringen-Kirchener SPD ja schon länger...

Genau genommen beschäftigt uns die Verwendung des Namens seit 1962, als die Efringer Schule nach ihm benannt werden sollte und der Gedenkstein, der heute vor der Hermann-Burte-Halle steht, bereits in Auftrag gegeben war. Insbesondere Gemeinderat Günter Schöning war zu verdanken, dass verhindert werden konnte, dass die Schule seinen Namen trägt. Er und die SPD-Fraktion im Gemeinderat konnten aber nicht verhindern, dass die Mehrzweckhalle seinen Namen und den Gedenkstein bekam. Seit der Hermann-Burte-Ausstellung im Jahr 2007 im damaligen Burghof-Museum, die wissenschaftlich begleitet wurde, wissen wir viel mehr über Burtes politische Vita. Daraufhin haben wir im Gemeinderat eine öffentliche Diskussion anstoßen wollen, aus den Erkenntnissen der Sonderausstellung Konsequenzen zu ziehen. Der Diskurs kam aber nicht zu Stande, da sich breiter Widerstand von Seiten derer auftat, die „ihren“ Heimatdichter und Heimatmaler einer Beschädigung ausgesetzt sahen.

Frage: Was genau fordert der Ortsverein?

Wir hatten drei Forderungen auf der Agenda: die Hallenumbenennung, ein Zusatzschild am Straßenschild mit der Aufschrift „Als Lyriker und Maler des Markgräflerlands geschätzt, als Antisemit zu verurteilen“ sowie die Aberkennung von Burtes Ehrenbürgerschaft. Diese Forderungen sind nach wie vor aktuell, begleitet von einer öffentlichen kritischen Debatte über Burtes politische Vergangenheit.

Frage: Wie könnte die Halle stattdessen heißen – haben Sie sich darüber schon Gedanken gemacht?

Die SPD in Efringen-Kirchen nennt sie seit eh und je „Mehrzweckhalle“, das ist sie ja auch, und sie würde dann einen recht authentischen Namen tragen.

Frage: Beim Straßennamen plädieren die Genossen also für ein Zusatzschild – wäre eine Umbenennung in diesem Fall zu kompliziert?

Nein, im Gegenteil. Mit einer Umbenennung der Straße würde ein Zeitzeugnis einfach verschwinden, das erwähnte Zusatzschild aber fürs kritische Bewusstsein bewahrt bleiben. Wir haben auch mit den Anwohnern gesprochen, die sich gegen eine Umbenennung aussprachen. Dies haben wir respektiert. Unser Vorbild war die Stadt Müllheim, die ein Zusatzschild am Straßennamen im Gemeinderat durchgesetzt hat. Dieses Schild kann man heute nur noch im Museum anschauen, da Müllheim auch den zweiten Schritt gegangen ist, die Straße ganz umzubenennen. Wie gesagt, soweit würden wir nicht gehen wollen.

Frage: Wie könnte das Vorgeschlagene erreicht werden?

Eigentlich wollten wir schon weiter sein und unser erneutes Ansinnen zum Thema Burte interfraktionell diskutiert und mit dem Bürgermeister besprochen haben, ehe es als Antrag in den Gemeinderat eingebracht wird.

Frage: Woran haperte es bisher?

Die Thematiken Bahn und Kühl waren und sind die überlagernden Themen.

Frage: Hat die SPD aufgrund ihres Bezugs zum Thema auch die Organisation des Burte-Vortrags am 7. November übernommen?

Bei unserer Klausursitzung Anfang des Jahres haben wir bereits die Themen und den Fahrplan für 2018 beschlossen. Burte hatten wir auf den Herbst gelegt. Als Roy Paraiso eine Veranstaltungswoche anlässlich der Pogrome vor 80 Jahren anregte, war es naheliegend, dass wir da mitmachen und die öffentliche Diskussion um Burte erneut anstoßen, wie wir mit diesem Teil unserer Geschichte bewusst umgehen sollen. Gleichzeitig sind wir auf den Lörracher Historiker Hansjörg Noe gestoßen, der in seinem 2016 erschienen Buch „Gleichgeschaltet. Maulburg im Nationalsozialismus und die Rolle von Hermann Burte im Dritten Reich“ darstellt, was die Sonderausstellung vor elf Jahren bereits dokumentierte: Dass Burte kein „Mitläufer“ war, sondern mit völkischem und antisemitischem Gedankengut an seinem Hakenkreuztisch im Flachsländer Hof in Lörrach saß und nicht nur schön schrieb, sondern auch Politik machte.

Wir hoffen, dass die kritische Diskussion auch weit über die Grenzen unserer Gemeinde getragen wird, denn Hermann-Burte-Straßen gibt es in Kandern, Maulburg, Schliengen und Steinen sowie Ehrenbürgerschaften Burtes in Maulburg und Lörrach.

Frage: Was erwartet die Besucher an dem Abend?

Erst einmal ein spannender Vortrag von Hansjörg Noe, den viele noch als Leiter der Neumattschule in Lörrach oder als Leiter des Schulamts kennen, der sich auf das Burte-Kapitel seines Buchs bezieht, also den politischen Burte vorträgt. Anschließend gibt es eine hoffentlich ebenso spannende Diskussionsrunde, in der Fragen zum Vortrag und zur Thematik gestellt werden können. Der Ortsverein bietet dann noch einen kleinen Imbiss zu einem Glas Wein an.

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