Efringen-Kirchen Mit offenen Augen durch die Welt

Weiler Zeitung
Mit geschultem Auge findet Reiner Bauer stimmungsvolle Motive. Hier die Tonwerke Kandern eine Woche vor dem Abriss. Foto: zVg/Reiner Bauer Foto: Weiler Zeitung

Porträt: Der Hobby-Fotograf Reiner Bauer hat ein feines Gespür für Motive / Ausstellung in Binzen

Die Situation nutzen, die einem entgegenkommt – das ist die Devise von Hobby-Fotograf Reiner Bauer. Der Welmlinger stellt derzeit seine Fotografien bei „Josko Fitness“ in Binzen aus.

Von Alisa Eßlinger

Welmlingen . „Meine Kunst hat viel mit Spontanität zu tun“, erklärt Bauer. Deshalb gelte es, aufmerksam zu sein. „Wenn ich unterwegs bin, schaue ich schon immer nach einem neuen Motiv“, berichtet Bauer.

Ein großes Thema ist für ihn die Natur des Markgräflerlands. „Durch den Jahreszeitenwechsel hat man immer unterschiedliche Motive. Vor allem die Frühlingszeit ist Foto-Zeit“, sagt der ehemalige Spediteur. Sobald sich eine Idee entwickelt, werde losgeknipst. „Es ist wichtig, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen“, so Bauer.

Mit zehn Jahren erstand der heute 73-Jährige seine erste Kamera: „Das war meine größte Investition.“ Von einem gleichaltrigen Flüchtlingsjungen erwarb Bauer 1956 für nur fünf Mark eine „6x9-Rollfilm-Kamera“. „Das war ein richtig aufwendiges Filmformat und in der heutigen Zeit unvorstellbar“, erklärt er. Für nur zwölf Fotos war das beginnende Hobby für Bauer ziemlich kostspielig. „Zwar war die ,Kiste’ recht einfach gebaut, aber dennoch war in den alten Fotografien noch eine Wertigkeit vorhanden.“ Seinen Vater um Geld für eine Kamera zu bitten, hatte sich Bauer nicht getraut. „Mit unsinnvollen Ausgaben musste man damals vorsichtig sein.“ So konnte sich der junge Bauer erst mit 14 Jahren seine erste Kleinbildkamera kaufen – dank seines Konfirmationsgelds.

Digitalisierung war ein Einschnitt

Aus den ersten Versuchen mit der Fotografie wurde für Bauer schnell ein Hobby. „Ich habe oft andere Menschen zum Fotografieren befragt und auch selber viel ausprobiert. Es waren also viele Experimente nötig“, erzählt Bauer.

Zu Beginn hatte Bauer die digitale Welt der Fotografie abgelehnt. „Damals war die Qualität noch nicht ausgereift.“ Als dann die Digitalisierung fortschritt, versuchte er seine alten Diabilder in den Computer einzuspeisen, doch mit wenig Erfolg: „Die Qualität ließ zu wünschen übrig.“ So warf Bauer tausende seiner Blumenbilder in den Müll. „Man muss auch den Mut haben zu sagen: Das war alles zu seiner Zeit. Die Diazeit war vorbei, daher hätte es nichts gebracht, die alten Fotografien zu behalten.“ Lediglich alte Familienbilder hat er eingescannt und somit aufbewahrt. „Wichtiger war für mich, neue Sachen zu produzieren – und Blumen kann man immer wieder fotografieren.“ Bei der Wahl der Bilder gibt es keine Einschränkungen: „Wichtig ist, neue Dinge zu finden. Das Entdecken ist das Spannendste am Fotografieren – und das nicht nur in der Natur, sondern auch, wenn man in fremden Städten oder Straßen unterwegs ist.“

Bekannt ist Bauer in Welmlingen vor allem auch durch sein Projekt „Porträt 2000“. Dabei hatte er Familien in der Gemeinde abgelichtet. Ein Stück Vergänglichkeit wird in den Fotografien deutlich: „Viele der Menschen, die ich zwischen der Jahrhundertwende fotografiert habe, leben nicht mehr.“

Aus den einzelnen Fotos wurden die Köpfe ausgeschnitten, zu einer Collage wieder zusammengefügt und in der Gemeinde ausgestellt. 60 Fotokopien hatte Bauer von der Collage drucken lassen, und es wurden alle verkauft. „Das war ein Super-Event“, so Bauer. Auch heute noch hängt in den Welmlinger Haushalten das „Porträt 2000“.

Doch Bauer beschränkte sich nicht nur auf die Fotografie. Er kreierte unter anderem auch Holzschnitte. Und die Musik ist ebenfalls eine von Bauers Leidenschaften. In den Altersheimen in Efringen-Kirchen, Rheinweiler oder auch Kandern packt der Rentner seine Gitarre aus und singt Lieder wie „Rote Lippen“, „Die Gedanken sind frei“ oder „Marina“.

Auch als Musiker in der Regio aktiv

Bauer habe 150 bis 200 Lieder in petto, die er ohne Noten spielen kann. „Damit bin ich gut beschäftigt“, so der Welmlinger. Aber Zeit zum Fotografieren habe er immer und das auch an Hochzeiten, Festen oder anderen Events.

Das Problem mit der Fotografie sei nur, dass heutzutage alle mit ihren Handys unterwegs seien und Fotografie daher seltener gefragt sei, so Bauer.

Weitere Informationen: Noch bis Ende März sind Werke von Reiner Bauer bei „Josko Fitness“ in Binzen zu sehen. Die ausgestellten Fotografien, die auf Leinwand gedruckt sind, können auch gekauft werden.

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